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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Wunsch, mit der Vorhut zu reiten, nicht widersprochen, und dafür war sie ihm dankbar. Auf seine Anweisung hin flatterten ihre Farben in vorderster Linie, eine Erinnerung daran, dass ihr Auftrag darin bestand, ihren Sohn wieder als den rechtmäßigen König von Acosta einzusetzen.
    Als sie jetzt auf ihrer behenden weißen Stute im leichten Galopp an den versammelten Männern vorbeikam, sah Taniquel in die Gesichter und fing hier und dort einige Wortfetzen auf. Seit sie Thendara verlassen hatten, kursierten im Lager wie auch im Land alle möglichen Gerüchte. Königin Taniquel, komm zu uns und löse dein Versprechen ein, komm und befreie uns alle! Schon jetzt war sie zur Legende geworden, eine übermenschliche Gestalt. Sollten sie denken, was sie wollten - solange sie tapfer kämpften.
    Rafael ließ das Zeichen zum Aufbruch geben. Trompeten erklangen, und die ersten Reihen setzten sich in Bewegung. Auch Taniquels Pferd drängte voran. Eine Meile nach der anderen legte man zurück, abwechselnd im Trab und im Galopp, um die Pferde nicht vor der Zeit zu ermüden.
    Deslucidos Armee hatte sich vom Trichterpass, wo sie der Wächtervogel zuletzt ausgemacht hatte, zurückgezogen, doch die Streitmacht der Hastur schlug den Weg hinauf in die Hügel ein, um dort auf sie zu treffen. Sobald die Armee von Ambervale auf Sichtweite heran war, befahl Rafael Taniquel, eine sichere Position einzunehmen, seitlich auf einer kleinen Anhöhe. Zu ihr gesellten sich Edric und ein kleiner Trupp handverlesener Leibwächter. Nach den ersten paar Minuten konnte sie in all dem Staub und dem Durcheinander überhaupt nichts erkennen. Dann, ganz plötzlich, machte sie das Kriegsgeschrei einzelner Männer aus, von denen einige Acosta! Acosta! brüllten, dazu wiehernde Pferde, trommelnde Hufe und Schwertergeklirr.
    »Siehst du etwas?«, rief sie Edric zu, obwohl sie kaum ihre eigene Stimme vernahm.
    Er schüttelte den Kopf. Doch allmählich bildete sich in dem Durcheinander eine Art Muster heraus. Die schwarzweißen Banner wichen zurück, und zugleich setzten die Fahnen ihres Onkels dicht hinterher. Die Schreie nahmen ab. Allem Anschein nach wich der Feind zurück, hatte die Flucht ergriffen. Und wenn es nur eine Falle war?
    Sie warf Edric einen Blick zu, der die Augen konzentriert geschlossen hielt. Etwas prickelte wie ein halb vergessener Gedanke in ihrem Nacken. Sie spürte, wie sich sein Geist suchend ausdehnte, aber er fand nichts.
    Während eine Minute der nächsten wich, wusste sie, dass sie richtig gesehen hatte. Die Truppen von Ambervale kämpften nicht mehr, um die Stellung zu halten, sondern um ihren Rückzug zu decken. Dabei gingen sie durchaus geordnet vor, ohne Anzeichen von Panik. Es handelte sich um einen kalkulierten Schachzug, nicht um eine wilde Flucht. Taniquel wusste nicht, woher sie das wusste, es sei denn, sie nahm es über Edrics Geist auf. Sie hätte von Deslucidos Kämpfern mehr Angst und weniger organisiertes Handeln erwartet, aber was wusste sie schon von Kriegsführung? Vielleicht gingen Armeen auf dem Rückzug immer so besonnen vor.
    Und doch… sie hatte die Berichte von der Schlacht an der Grenze aufmerksam gelesen. Dort hatten Hasturs Einheiten genau die gleiche Taktik angewandt und sich nur zurückgezogen, um den Feind ins Tal zu locken, wo er eingekesselt werden konnte.
    Hasturs Trompeten kündeten die Verfolgung an. Trotz ihrer bösen Ahnungen wurde Taniquel von Begeisterung erfasst. Sie wollte laut schreien, ein Schwert zücken und es in der Luft schwingen. Mehr konnte sie nicht tun, da sie hier an ihrem Platz ausharren musste, statt mit den Kämpfern ihres Onkels den Flüchtenden nachzusetzen. Kurz darauf richtete ihr ein Bote aus, dass sie mit der Armee weiterziehen sollte. Es fühlte sich herrlich an, wieder in Bewegung zu sein, etwas zu tun.
    Deslucidos Streitkräfte schienen vor den nachrückenden Truppen der Hastur wie Schnee in der Sonne zu schmelzen. Rafaels Generäle mussten ihre Männer zurückhalten, um eine wilde Verfolgungsjagd zu unterbinden. Eine Falle war immer noch möglich, auch wenn Edric jeden Schritt überwachte. Es wäre zu riskant, erläuterte einer der Hauptleute Taniquel, ihre Truppen über ein allzu großes Gebiet zu verteilen, wo es ihnen unmöglich war, sich rasch wieder zu einer wie auch immer gearteten Ordnung zu formieren. Hinter ihnen kamen die Nachhut, die Wagen und die Fußsoldaten. Als es Zeit wurde, das Lager aufzuschlagen, hatte der Feind sie schon abgehängt.
    Der Pass öffnete

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