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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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übersteht.«
    Taniquel entspannte sich beim Klang seiner Stimme. Er war guter Laune.
    »Ich habe geschworen, Deslucido zu folgen, wohin er auch gehen mag, um ihm - wie du es ausdrückst - den Garaus zu machen. Ich habe nicht genauer ausgeführt, wie oder wann das geschieht. Derlei Dinge können wir nicht vorherbestimmen. Hier, trink noch einen Schluck Wein.« Er schenkte ihr nach. Sie konnte sich nicht erinnern, das erste Glas ausgetrunken zu haben, aber der tiefrote Wein war ein guter Jahrgang und schmeckte hervorragend. Ihr Bauch fühlte sich satt und warm an. Und mit jedem Schluck ließen sich die Kopfschmerzen leichter ignorieren.
    Die Laternen verbreiteten ein weiches Licht. Von draußen drang das gedämpfte Gemurmel von Männerstimmen herein.
    Hin und wieder wurden sie lauter, wenn irgendwo ein Lied angestimmt wurde, dann ertappte sie sich dabei, wie sie die Melodie eines Liedes mitsummte, dessen Worte sie als vornehm erzogene Dame auf keinen Fall kennen durfte. Rafael machte es sich auf seinem Stuhl bequem und holte zu einer langen Geschichte über drei Trockenstädter und eine Leronis aus. Taniquel hatte sie schon in der Waffenkammer in Acosta gehört, oder besser gesagt, sie hatte heimlich gelauscht, als einer der Männer sie dort erzählte.
    Es war eine anrüchige Geschichte, sicher, aber schließlich war ja nichts dabei, wenn ihr Onkel, der Bruder ihrer Mutter, sie ihr erzählte. Das Verbot sexueller Beziehungen zwischen verschiedenen Generationen war noch immer stark ausgeprägt, ein Überbleibsel aus der frühen Zeit der Vielehen, als jeder Mann im Alter ihres Vaters tatsächlich ihr Vater hätte sein können.
    Sie stellte ihren Pokal mit solcher Wucht auf dem kleinen Klapptisch ab, dass der Wein überschwappte. Der Pokal kippte, und bevor sie ihn auffangen konnte, fiel er um. Wein ergoss sich auf Rafaels Schoß. Er zuckte zusammen, als hätte ihn etwas gestochen.
    Taniquel schlug beide Hände vor den Mund. Was war nur los mit ihnen? Warum benahmen sie sich so merkwürdig? Was hatte sie nur veranlasst, sich so zu betrinken?
    Beschämt stürzte sie auf den Eingang zu, der verschlossen war, um den frischen Abendwind draußen zu halten. Erst nachdem sie ein paar Schritte ins Lager hineingerannt war, blieb sie stehen.
    Die Nachtluft lag schwer und kühl über dem Lager. In alle Richtungen erstreckten sich Zelte und Lagerfeuer im vertrauten Muster. Das friedliche Summen der Unterhaltungen war erloschen, auch die Lieder waren verstummt. Nicht weit von ihr entfernt stieß jemand einen geknurrten Fluch aus, ein anderer ließ ein unartikuliertes Heulen vernehmen.
    Wie können sie es wagen? Wie können sie es wagen? Zorn nahm von ihren Gedanken Besitz.
    Plötzlich durchbohrte ein glühend heißer Schmerz ihre Schläfen, so heftig, dass sie unter der Wucht ins Taumeln geriet. Der Atem kam heiß und abgerissen zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein unsichtbares Gewicht lastete zermalmend und unerbittlich auf ihr, zwang sie in die Knie. Finger gruben sich in ihre Kopfhaut, sie schaukelte vor und zurück. »Avarra - Dunkle Lady - hilf mir!«
    Fast wie zur Antwort wurde sie von einer Erinnerung überfallen. Schon einmal hatte sie diesen sengenden Schmerz im Schädel verspürt, damals, als Deslucidos Zauberer den Angriff auf Burg Acosta geführt hatte. Den ganzen Vormittag über war das Gefühl von Dringlichkeit immer stärker und stärker in ihr geworden und hatte sich schließlich in dem Bann entladen, die Tore verschlossen zu halten. Bis ihr bewusst wurde, was eigentlich geschah, war sie ebenso verhext gewesen wie alle anderen auch.
    Ein Laran-Angriff!
    Als sie sich jetzt wieder aufrappelte, erinnerte sie sich an die rastlosen Stunden des Nachmittags, an das dumpfe Ziehen, das sich zu diesem rasenden Kopfschmerz gesteigert hatte. Der Wein hatte sie betäubt, aber nicht lange. Vielleicht gehörte dieses Wohlbefinden ebenfalls zu dem Angriff, um sie alle in Selbstzufriedenheit zu wiegen.
    Onkel Rafael… warnen… Er muss… etwas unternehmen… bereit sein… für das… was auf uns zukommt…
    Ein nächster Schub ließ sie straucheln. Sie stolperte über den Saum ihres Gewandes und musste sich an einer Zeltstange festhalten. Sie krallte den Gewandstoff zwischen die Fäuste und zerrte ihn hoch, weg von ihren Füßen, wo er sie nur behinderte.
    Wut erfüllte sie - Wut auf Rafael, auf Edric, auf jeden in diesem widerlichen Lager. Ihre Finger zerknüllten den Stoff. Adrenalin zischte durch ihre

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