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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Fesseln gestatteten. Ohne die Ketten hätte er seinen Sohn wohl ohne Rücksicht auf dessen Zustand geohrfeigt, dachte Taniquel. Sie empfing ein flüchtiges Bild - ein Wiesel, das sich wie rasend in einer Falle wand. Ihr fiel ein, dass manche Tiere sich selbst verletzten, sich sogar die eigene Pfote abbissen, um zu entkommen.
    Belisar wiederholte laut: »Das Spiel ist aus! Sie wissen Bescheid!«
    Die gefesselten Hände vorgestreckt, warf sich Deslucido auf die Trage. Rafael sprang von seinem Stuhl auf, um ihn zurückzuhalten. Einen Herzschlag später griffen die Wachen ein und überwältigten den Gefangenen. Die Luft im Zelt schien vor Spannung noch zu vibrieren, als Deslucido und sein Sohn schon fortgebracht worden waren.
    »Ich kann sie nicht am Leben lassen.« Rafael stand schwer atmend da. »Du hattest Recht, Nichte.«
    »Du musstest dich erst selbst überzeugen.« Tränen der Erleichterung brannten in Taniquels Augen. Sie schniefte. Es roch nach Staub und scharfem Angstschweiß. Deslucidos Angstschweiß.
    Belisars. Und ihrem eigenen.
    Nur wir beide werden die Wahrheit kennen, dachte sie mit seltsam leidenschaftsloser Trauer. Deslucido und sein Sohn starben nicht, weil sie den Krieg anfingen, sondern weil sie den Frieden verrieten.
    Sie schickte ein stummes Gebet an jeden Gott, der ihr Gehör schenken mochte, dass dieses schreckliche Geheimnis mit ihnen ausgelöscht werden möge.

41
    Ungerührt und ohne eine Träne zu vergießen, sah Taniquel zu, wie die Leiche von Damian Deslucido, einst König von Ambervale und Linn, dann Eroberer von Acosta und Verdanta und einer Hand voll anderer Königreiche, sowie die seines Erstgeborenen und Thronerben von den Bäumen geschnitten wurden. Gehängt bei Morgengrauen klang wie eine Zeile aus einer alten Ballade, und gewiss würde auch über diese Hinrichtung eine Ballade gedichtet werden. Doch die Wirklichkeit war ganz anders gewesen als in den alten Liedern, und sie war froh, dass sie beim Frühstück keinen Bissen herunterbekommen hatte.
    Die Kunde von der bevorstehenden Exekution hatte sich wie ein Lauffeuer im Lager verbreitet. Taniquel hörte das Getuschel weniger, als dass sie es spürte, und sie sah die bleichen Wangen und zusammengebissenen Zähne der anderen Gefangenen. Doch niemand äußerte Kritik an diesem Urteil, und die allgemeine Erleichterung war unverkennbar. Rafael Hastur galt als harter, aber gerechter Sieger. Und die Krieger von Acosta jubelten ihm trotz ihrer Erschöpfung als ihrem Befreier zu.
    »Verscharrt sie auf dem Schlachtfeld«, befahl Rafael, »aber kennzeichnet ihre Gräber nicht. Auf diese Weise kann später niemand mehr sagen, wo der treu ergebene Soldat liegt und wo der König, der die Schuld an seinem Tod trägt.«
    Er erteilte noch mehr Befehle. Eine ausgewählte Truppe Berittener mit Rafaels erfahrenstem General an der Spitze sollte weiter Burg Ambervale bedrängen, während er selbst nach Thendara zurückkehrte. Taniquel dagegen sollte sich mit ihren Leuten wieder nach Acosta aufmachen. Rafael hatte ihr eine Schwadron seiner eigenen Soldaten angeboten, nur für den Fall, dass irgendwelche versprengten Angehörigen von Deslucidos Armee versuchen sollten, sie zu überfallen. Sie hatte das Angebot angenommen.
    Als sie etwas später bei ihrem Onkel im Zelt saß, näherte sich ihr ein Turmarbeiter, der einen merkwürdig verstörten Eindruck machte. Nein, befand sie nach einem Blick auf sein unbewegtes Gesicht, er war verstört. Ihr Rücken fing an zu kribbeln.
    »Vai dom?« Der Mann verbeugte sich hastig vor Rafael, als sei er es nicht gewohnt, in Anwesenheit eines Königs zu sprechen.
    Was war mit ihm los? Schließlich war er ein ausgebildeter Laranzu?
    »Ich bringe Kunde aus Hali. Damisela Graciela konnte den Turm mit Hilfe ihres Sternensteins erreichen. Sie haben jeden Kontakt mit Neskaya verloren.« Das leichte Stottern verriet ihn. Taniquel hörte den Unterton von Panik in seiner Stimme, obwohl er sich alle Mühe gab, ruhig zu sprechen und gelassen in die Runde zu blicken. »Wir befürchten, dass etwas Schreckliches geschehen ist.«
    O himmlische Evanda, Coryn!
    »Was? Was ist geschehen?« Gespannt machte Taniquel einen Schritt auf den Boten zu, obwohl sie befürchtete, die Antwort in seinen Augen zu lesen.
    »Vielleicht könnt Ihr es uns sagen.« Die Augen des Mannes blitzten, und seine Lippen wurden schmal. »Ihr habt uns geraten, Neskaya in die Sache hineinzuziehen. Ihr wart es, die behauptet hat, sie hätten eine Möglichkeit, die

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