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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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werde wieder verschwinden, wenn sie ihn genauer ansah, aber er war immer noch da, ein kleiner heller Fleck am Himmel, wie eine Sternschnuppe. Mit jeder Faser ihres Seins verlangte es sie, darauf zuzulaufen, doch sie widerstand der Versuchung. Diese Entfernung war nicht zu Fuß zu bewältigen. Sie hatte das Feuer mit Hilfe ihrer angeblich so schwachen Laran-Fähigkeiten heraufbeschworen. Eben diese Fähigkeiten musste sie auch anwenden, um es näher an sich heranzuholen.
    Erneut stellte Taniquel sich vor, wie sie an dem unsichtbaren Gewicht zog und es Stück für Stück auf sich zu bewegte. Wieder fühlte es sich fest und schwerfällig an. Doch je mehr sie zog, desto leichter ließ es sich bewegen, als hätte es sich endgültig aus einer Verankerung gelöst. Taniquel wusste nicht, ob sie das Feuer tatsächlich zu sich heranzog oder ob sie vielmehr einen Weg gefunden hatte, die Entfernung zwischen ihnen zu verkürzen.
    Von Minute zu Minute wurde das Feuer größer und heller.
    Taniquels Herz, machte vor Freude einen Satz, als sie mitten in den Flammen eine Gestalt entdeckte. So überwältigend war ihre Hoffnung, dass sie einen Moment lang alles andere vergaß. Sofort verschwand die Wahrnehmung eines unsichtbares Gewichtes. Taniquel musste erneut die Augen schließen und sich konzentrieren, bis die Empfindung zurückkam. Als sie die Lider öffnete, schien das Feuer nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt zu sein; es war etwa eine Armlänge hoch und zwei Armlängen breit.
    In seiner Mitte stand ein Mann.
    Mit ausgestreckten Armen ging Taniquel auf die Flammen zu, zog die Finger jedoch nach einer flüchtigen Berührung sofort wieder zurück. Aus der Entfernung verströmte dieses Feuer zwar keine Wärme, doch wenn man es anfasste, brannte es ebenso heiß wie jede irdische Flamme. Taniquel stieß einen Schmerzensschrei aus und steckte wie ein Kind die versengten Fingerkuppen in den Mund. Tränen traten ihr in die Augen.
    Die Gestalt im Feuer bewegte sich. Instinktiv wusste Taniquel, dass sie ihren Aufschrei gehört, ihren Schmerz gespürt hatte. Die Flammen wurden stellenweise durchlässiger, sodass Coryn deutlich zu erkennen war. Auf seinem blassen Gesicht lag der gespenstische blaue Widerschein des Feuers. Zuerst waren seine Augen weiß, doch als sie allmählich dunkler wurden, wusste Taniquel, dass auch er sie sah.
    »Taniquel… « Seine Stimme war nur ein zischendes Wispern, aber Taniquel war überglücklich. »… was machst du hier? Hast du… bist du… auch gestorben?«
    Am liebsten hätte Taniquel einen Freudentanz aufgeführt und sich einfach in die Flammen gestürzt. »Nein, ich bin nicht gestorben. Und du ebenso wenig. Mein Körper liegt bei deinem neben dem Trümmerhaufen, der einst der Turm von Neskaya war. Ich bin gekommen, um dich zu holen. Amalie hat mir dabei geholfen.«
    »Du hättest nicht kommen dürfen«, erwiderte Coryn dumpf.
    »Hier ist das Land der Toten, sofern man in der Überwelt überhaupt davon sprechen kann.«
    »Amalie hat mich darauf vorbereitet, dass ich vielleicht Verstorbene antreffe, aber sie hat auch gesagt, dass mir die Toten nichts anhaben können. Sie hat in beiden Punkten Recht behalten. Und wenn ich hier nichts zu suchen habe, gehörst du ebenso wenig hierher.«
    Coryn schüttelte langsam und mit einer Schicksalsergebenheit den Kopf, die Taniquel rasend machte. Als er wieder das Wort ergriff, verstand sie nur noch einzelne Satzfetzen. »Ich bin freiwillig hier… habe den Rückstoß an diesen Ort umgeleitet, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann… verankerte ihn… opferte mich… wie es meine Pflicht war.«
    »Coryn«, erwiderte sie mit Nachdruck. »Was du getan hast, war gewiss sehr edel, aber es nützt niemandem, wenn du noch länger hier bleibst. Zu Hause«, ein besseres Wort fiel ihr nicht ein, »verbrennt dein Körper von innen heraus, und niemand kann dich retten, wenn du nicht mithilfst. Ich habe den weiten Weg nicht auf mich genommen, habe nicht jahrelang gewartet und alles aufgegeben… « Die Worte überschlugen sich, unterbrochen von stoßweisem Schluchzen,… . alles, woran ich glaubte, nur um dich einfach im Stich zu lassen.
    »Liebster«, sie sprach das Wort zum ersten Mal laut aus, »vielleicht ist uns beiden keine lange gemeinsame Zukunft beschieden, Aber ich gebe jetzt nicht auf. Ich bleibe hier bei dir. Wenn es sein muss, komme ich zu dir ins Feuer. Aber verlange nicht von mir, dass ich wieder gehe. Die Liebe zu dir ist alles, was ich

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