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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Leute. Als sie näher heran war, schien ihre Anzahl zu schwanken. Mal war es ein halbes Dutzend Personen, dann waren es vier, manchmal auch zwei mal zehn. Sie trugen fließende graue Gewänder, die ihre Gesichter verbargen. Vielleicht lag es auch nur an Taniquels Ungeduld, dass alles so verschwommen aussah.
    Ohne an Amalies Anweisungen zu denken, rief sie erneut Coryns Namen und rannte auf die Gruppe zu.
    Je schneller sie rannte und je rascher ihr die Leute entgegenzukommen schienen, desto größer schien die Entfernung zwischen ihnen zu werden. Sie musste sich noch mehr beeilen, dann holte sie die Gruppe bestimmt ein.
    Nur noch ein bisschen länger…
    Taniquel glaubte den Lufthauch zu spüren, den die Gestalten auslösten. Sie spannte alle Muskeln an und rannte noch schneller. Ihr Haar wehte hinter ihr her, und ihre Füße flogen über den Boden, der so glatt und kühl wie eine riesige, fugenlose Schieferplatte war.
    Plötzlich sauste sie an einer der Gestalten vorbei, als sei diese in ihrer Bewegung verharrt. Taniquel konnte nur einen flüchtigen Blick auf sie erhaschen. Es war eine Frau. Ihre Augen waren starr und so verdreht, dass man das Weiße sah, und der Mund war zu einem nicht enden wollenden, stummen Schrei aufgerissen.
    Alles Übrige - der Leib, die Glieder, das Haar, das an Wolkenfetzen erinnerte - war nebelhaft verschwommen.
    Taniquel erschrak derartig über den Ausdruck tiefster Verzweiflung auf dem Gesicht der Frau, dass sie taumelnd stehen blieb und dabei fast das Gleichgewicht verlor. Um was für ein Wesen handelte es sich? War die Frau eine Tote, die bis in alle Ewigkeit orientierungslos umherirrte, oder noch am Leben so wie Taniquel? Jetzt erst wurde ihr richtig klar, welches Risiko sie eingegangen war, wie wenig sie von diesem Ort und seinen Gefahren wusste.
    »O Coryn, Coryn… «
    Es hörte sich an wie ein Schluchzen. Am liebsten hätte sich Taniquel einfach auf den Boden geworfen und ungehemmt ihrem Kummer überlassen. Schon einmal hatte Coryn sie in dieser endlosen grauen Wüste gefunden und gerettet. Doch jetzt war es an ihr, ihn zu finden.
    Aber wie bloß? Taniquel hob den Kopf, umfasste das Taschentuch noch fester und wartete.
    Zwei weitere Gestalten kamen auf sie zu. Das Gewand der einen mochte einst kräftig rot gewesen sein, doch jetzt war es so zerschlissen und durchscheinend, dass es nur noch ein blasses Rosa aufwies. Auch das Gesicht des Mannes war fast durchsichtig, dennoch schien er Taniquel zu sehen. Er ging langsamer, sein Blick suchte den ihren. Taniquel kannte ihn nicht, doch er seinerseits schien sie inständig zu bitten, ihn wieder zu erkennen.
    Schließlich schüttelte er resigniert den Kopf und wanderte weiter.
    In einigem Abstand folgte ihm eine Frau, die mit tränenüberströmtem Gesicht die Arme nach dem Mann ausstreckte. Ihre Lippen bewegten sich in stummem Flehen.
    Nun kam die gesamte Gruppe näher. Es wurden immer mehr Gestalten. Eine nach der anderen löste sich von ihren Gefährten und ging an Taniquel vorüber. Manche gaben nicht zu erkennen, dass sie die Besucherin überhaupt bemerkten. Ein Mann jedoch blieb stehen. Die Farbe seiner Gesichtshaut und seines Haars war intensiver als bei den anderen, als loderte ein inneres Feuer in ihm. Er trug das scharlachrote Gewand eines Bewahrers, dessen Stoff völlig rußig war. Als er Taniquel erblickte, verdüsterte sich seine Miene, und er zog die Brauen über den funkelnden Augen zusammen.
    Sie kannte dieses Gesicht…
    Rumail! Damian Deslucidos Nedestro-Bruder, der abtrünnige Laranzu! Instinktiv wollte Taniquel weglaufen und sich irgendwo verstecken. Ihm gehörte die Stimme, die ihr damals vor dem Tramontana-Turm in der Überwelt gedroht hatte, und er war es auch gewesen, der in ihre Gedanken eingedrungen war, als man sie in Acosta gefangen hielt.
    Amalies Worte fielen ihr wieder ein, und sie reckte entschlossen das Kinn. Die Toten konnten ihr nichts anhaben, wenn sie es nicht zuließ. Trotzdem zuckte Taniquel zusammen, als der Mann sie jetzt anspuckte und beschimpfte. Der Ausdruck, den er benutzte, war so obszön, dass Taniquel ihn noch nie zuvor gehört hatte, noch nicht einmal in der Waffenkammer von Acosta, wenn die Männer sich unter sich wähnten.
    »Du!« Seine weit ausholende Armbewegung schloss alles ringsum ein. Taniquel nahm flüchtig die verschwommenen Umrisse eines Schutthaufens wahr. »Sieh nur, was du angerichtet hast! Du hochnäsiger Fratz aus einem unbedeutenden kleinen Dreckloch! Wir hätten dich gleich

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