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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Neuigkeiten.
    »Lass ihn in Ruhe«, hörte Coryn Liane zu Aran sagen, draußen im Korridor. »Es gibt Dinge, mit denen man allein fertig werden muss.«
     
    Eines späten Abends stand Coryn am Fenster, dessen Läden weit geöffnet waren. Drei von Darkovers vier Monden prangten wie Edelsteine am wolkenlosen Himmel. Die Nachtluft roch nach Schnee. Er sog sie tief in die Lungen und hieß das Frösteln willkommen, das seine Muskeln durchlief, versuchte nicht daran zu denken, wie sehr Kristlin diese Monde geliebt hatte.
    Das leise Scharren von Stiefeln auf Steinfliesen hinter ihm drang an seine Ohren. Seine Sinne waren so sehr geschärft, dass er das Flüstern des Windhauchs hörte, als die Tür sich schloss, und die Wärme eines anderen menschlichen Körpers spürte.
    »Aran«, sagte er und drehte sich um. Mondlicht versilberte das Gesicht seines Freundes, betonte das dunkle Haar, die Augen wie Teiche zur Mitternacht. Die strenge Schönheit dieses Gesichts ließ ihn abermals frösteln. »Du hättest nicht zu kommen brauchen. Liane hatte ganz Recht, dass ich damit allein fertig werden muss.«
    Coryn spürte Arans federleichte Berührung am Handgelenk.
    »Ich kann fast sehen, was du siehst - Bilder von Menschen, die ich nicht kenne, von Szenen, die keiner von uns jemals erlebt hat.«
    Arans Empathie, sonst nur bei Pferd und Falke stark ausgeprägt und jetzt durch Stunden der in einem Matrix-Kreis verschmolzenen Bewusstseinssphären besonders geschärft, legte Coryns tiefste Gefühle offen. »Anfangs dachte ich, sie rührten von deinem eigenen Schmerz her, wie es bei Träumen oft der Fall ist. Aber das sind keine Träume. Ich spüre den Unterschied.«
    »Ich weiß nicht, ob sie Wirklichkeit sind oder nicht«, erwiderte Coryn. »Es könnten ebenso gut Produkte meines Geistes sein. Ich litt schon während der Schwellenkrankheit an Halluzinationen. Die waren ebenso intensiv.«
    »Sie sind Wirklichkeit… hier.« Kühle Finger umschlossen seine Hand und hoben sie an Arans Brust. Durch das dünne Linex-Hemd hindurch spürte Coryn ein Flattern, leicht und rasch.
    »Manchmal spricht das Herz in Bildern«, sagte Aran, »bei Dingen, für die uns die Worte fehlen.«
    Coryn verschlug es den Atem. Nur ein Seufzen entrang sich noch seiner Kehle. Er neigte den Kopf und vergrub sein Gesicht an Arans Schulter. Starke Arme legten sich um ihn.
    »Bredu.« Das Wort bedeutete Bruder… aber auch Geliebter. Warmer Atem strich über die feinen Haare an Coryns Nacken. In diesem Moment der Intimität, als sie so dicht beieinander standen, spürte Coryn, wie Arans Lippen an seinen Haaren bebten.
    Ein Teil von Coryn wollte sich dieser unkomplizierten Liebe verzweifelt öffnen. Abgesehen von den versuchsweisen Fummeleien, die bei allen Jungen eines gewissen Alters als normal galten, fühlte Coryn sich nicht besonders zu anderen Männern hingezogen, Aber er fühlte sich auch nicht abgestoßen. Aran liebte ihn seiner Natur gemäß, liebte ihn dafür, wer und was er war, und Aran war ein guter und anständiger Mensch.
    Und doch verkrampfte sich etwas in Coryn zu einem eisigen Knoten. Einen schrecklichen Augenblick lang konnte er sich nicht bewegen, konnte er kaum atmen. Er hatte diesen Kontrollverlust, diese Lähmung seit seiner Ankunft im Turm und seinen Versuchen zu beschreiben, was Rumail ihm angetan hatte, nicht mehr empfunden.
    In der folgenden Stille zog Aran sich zurück und unterließ jede körperliche Berührung. Die Haltung seiner Schultern zeigte es deutlich; Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Und Aran würde ohne Zweifel vermuten, dass es an seinem unbeabsichtigten Vorspiel lag.
    Oh, mein Freund, mein Schwurbruder, das, was nicht stimmt, hat nichts mit dir zu tun! Coryn öffnete den Mund, um zu sprechen, doch seine Kehle war wie gelähmt. Die Stelle tief in ihm, die Wunde ohne Narbe, pochte.
    »Tut mir Leid«, sagte Aran kläglich. »Ich wollte nicht, dass das geschieht… Ich würde doch nie… «
    Elend und stumm sah Coryn zu, wie Aran aus dem Zimmer schlurfte. Er ließ sich aufs Bett sinken und fragte sich, ob er die Kränkung, die er dem Freund zugefügt hätte, je wiedergutmachen könnte. Das fahle, vielfarbige Mondlicht schien durchs Fenster. Er fand keinen Trost in dieser schrecklichen, starken Schönheit.
     
    Schon bald traf eine zweite Nachricht ein, diesmal von High Kinnally. König Damians Heerscharen hatten sich mit der mühelosen Eroberung Verdantas nicht zufrieden gegeben, sondern waren weitermarschiert. Burg Kinnally wurde

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