Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Schwierigkeiten führen.
»Ich weiß nicht genau, das ist lange her, und es könnte durchaus sein, dass es darüber keine Unterlagen mehr gibt. Aber wir - ich meine, Ambervale und Linn - haben eigentlich den gleichen Anspruch auf den Turm. Natürlich können wir Tramontana aus jedem gegenwärtigen Konflikt heraushalten, aber vielleicht können wir uns später auch ihrer Treue versichern. Es dürfte nur schwierig werden, Tramontana zu überzeugen, dass sie überhaupt zur Treue verpflichtet sind. Kieran Aillard, der älteste Bewahrer dort, ist berüchtigt dafür, dass er für die Neutralität des Turms eintritt.« Rumail schnaubte verächtlich.
»Das kann für uns von Vorteil oder von Nachteil sein«, sagte Damian. Nachdem er eine Weile überlegt hatte, nahm der Plan in groben Zügen Gestalt an. Sie würden in den Burgen von Ambervale und Linn nach Unterlagen früherer Verpflichtungen des Turms von Tramontana gegenüber den Lords suchen. Gleichzeitig gestattete er Rumail, mit allen unzufriedenen Turmarbeitern Verbindung aufzunehmen, die er kannte, und diskrete Erkundigungen über in Frage kommende Jugendliche einzuholen. Auf lange Sicht würde es besser sein, einen Turm von Ambervale zu haben, dessen Arbeiter eigens ausgebildet und der Deslucido-Linie ergeben waren. Das würde schließlich nur zu ihrem Vorteil sein.
Einstweilen akzeptierte Damian mit einem Seufzer, dass er weiter die Gruppe der Abtrünnigen in Temora bezahlen musste.
Seine Schatzkammer war noch immer fast leer, ausgelaugt von den horrenden Summen für die Lungenfäule und die Luftwagen sowie den ständigen Ausgaben für die Aufrechterhaltung einer Armee. Aber vielleicht würde sich Verrat als ebenso mächtige Waffe erweisen wie Haftfeuer.
11
An einem trostlosen, verhangenen Morgen traf die Kunde in Tramontana ein, dass Burg Verdanta König Damian Deslucido in die Hände gefallen war. Der Bote, ein halbwüchsiger Junge von einer der abgelegenen kleinen Farmen und Sohn eines Vetters des alten Timas, erreichte auf einem schweißbedeckten, erschöpften Pony die Tore, kaum fähig, die Nachricht herauszubringen. Die Übernahme - eine Schlacht konnte man es eigentlich nicht nennen - war kurz gewesen und fast ohne Blutvergießen verlaufen. Eddard lebte noch, wenn auch als Gefangener in seiner Burg, und sein Weib und der überlebende Sohn wurden als Faustpfand gehalten.
Der Junge wusste nicht, was aus Petro oder Margarida geworden war, aber es hatte eine hektische Vermählung gegeben. Vermutlich war es Tessa, die mit einem von Deslucidos Offizieren verheiratet worden war. Der Einäugige Rafe, der Coridom und mehrere andere waren bei der Verteidigung der Tore gestorben.
Als Kieran ihm jegliche Matrix-Arbeit verbot, ging Coryn in seinem kleinen Zimmer stundenlang auf und ab und stieß Verwünschungen gegen den Eidbrecher Deslucido aus, der in so kurzer Zeit vom begierigen Verbündeten zum Thronräuber geworden war. Er dachte an nichts anderes mehr als an seine Rückkehr nach Hause. Er wusste, wie nutzlos und töricht das wäre. Es würde weder seinen Vater noch seine Schwester ins Leben zurückholen, und er konnte auch Verdanta nicht ohne fremde Hilfe befreien.
Der Versuch würde ihn nur das Leben kosten, oder schlimmer noch, er würde mit Eddard in seinem eigenen Zuhause eingesperrt werden. Er konnte Eddard nicht vorwerfen, dass er sich ergeben hatte; Eddard setzte sich vermutlich nach Kräften für seine Leute ein. Was hätte er anderes tun sollen, geschwächt von der Lungenfäule, die Streitkräfte versprengt? Verdanta hatte gegen eine ausgebildete, gesunde Armee keine Chance.
Liane und Aran gaben ihr Bestes, um ihn zu beruhigen. Er wollte von ihren tröstenden, vernünftigen Worten nichts wissen.
Er konnte nicht still sitzen. Bilder flammten hinter seinen Augen auf:
Margarida und Petro, die im hintersten Winkel des Vorratskellers kauerten und sich gerade noch mit den Fingern einen Weg ins Freie gruben, sich bei den Hände hielten, als sie durch die mondlose Nacht in die Sicherheit des Waldes eilten…
Rafe, der mit seinem langen Messer einen Mann in der Tracht von Ambervale niederstach, dann einen weiteren, dann sogar auf sechs gleichzeitig einschlug, während sein einziges Auge vor Irrsinn loderte…
Tessa, die Nacht für Nacht den Kopf in zerknüllten Kissen vergrub, um ihre Schluchzer zu ersticken…
Als er all das aussprach, versuchte Aran ihn zu trösten und sagte, das entspränge nur seinen natürlichen Gefühlen, dem Schock über die
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