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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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weigerte sich, seine Untersuchungen im Haus durchzuführen, wo Menschen lebten und schliefen, und er wollte auch nicht in die Scheune gehen, weil es dort so viele brennbare Dinge gab. Das kleine Steingebäude, das benutzt wurde, um Bier und Apfelmost herzustellen, war voller Regale mit Flaschen, leeren Fässern und Glasbehältern. Es roch nach Äpfeln und dem sauberen Boden aus gestampfter Erde. Ein kräftiger Mann mit der Lederschürze eines Schmieds hob den toten Mann hoch, als wöge er nicht mehr als ein leerer Sattel, und trug ihn nach drinnen.
    Es war einfach, einen der Arbeitstische leer zu räumen und die Leiche darauf zu legen. Die Kleidung des Mannes und das Haar waren immer noch feucht. Varzil öffnete die Fensterläden, um mehr Licht hereinzulassen, und war froh, dass er keine Kerze brauchen würde.
    Carolin blieb in der Tür stehen. »Ich lasse dich nicht gern mit ihm allein.«
    »So ist es aber sicherer«, sagte Varzil. Er wollte nicht hinzufügen, dass jede Ablenkung, ganz gleich wie unbeabsichtigt, sein eigenes Leben gefährden würde, ebenso seine geistige Gesundheit. »Geh und begrüß deine Leute. Ich komme ins Haus, sobald ich kann. Je länger ich es aufschiebe, desto weniger Informationen kann ich finden.«
    Und desto tiefer in die Überwelt muss ich mich begeben…
    Varzil zog einen dreibeinigen Hocker so zurecht, dass er auf der Höhe des Kopfes des Mannes saß. Er wickelte das Geschoss, das nun nicht mehr aktiv war, aus dem Umhang, und legte es dorthin, wo er es leicht erreichen konnte.
    Die Leiche des Mannes war beinahe kalt und hatte begonnen, steif zu werden. Sein Gesicht war dunkelrot von Blut, weil er mit dem Kopf nach unten über dem Sattel des Chervine gehangen hatte. Seinen Zügen war nichts zu entnehmen, kein Hinweis darauf, was für eine Art Mensch er im Leben gewesen war. Seine Hände und Unterarme hatten das Muster von Schwielen und Narben, das typisch für einen Soldaten, Söldner oder Abenteurer war. Er trug kein Amulett und keinen anderen Schmuck und hatte auch keine Papiere in seinem Gürtel. Varzil und Carolin hatten den Bereich am Fluss kurz nach Spuren eines Pferdes durchsucht, aber keins gefunden. Der Mann lag hier vielleicht schon seit Tagen auf der Lauer. Carolin hatte kein Geheimnis aus seiner Absicht gemacht, den Blauen See zu besuchen. Seine Abreise war durch die Beisetzung ein paar Tage verzögert worden.
    Varzil holte seinen Sternenstein heraus und hielt ihn in beiden Händen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich mit Hilfe des Steins. Innerhalb von Minuten breitete sich die vertraute, pulsierende Wärme in seinem Geist aus.
    Er legte die Fingerspitzen auf das nackte Handgelenk des Mannes, wo einmal ein lebendiger Puls zu spüren gewesen war. Die Haut enthielt immer noch ein Echo dieses Rhythmus, und das führte unweigerlich zum Herzen des Mannes. So wie ein Arzt den Blutgefäßen folgen würde, nutzte Varzil nun die gleichen Wege, um der mentalen Energie des Toten zu folgen.
    Der fleischliche Verfall hatte kaum begonnen; die Kälte des Flusses hatte das verzögert. Die Energon-Knoten und -Kanäle des Mannes hatten sich geschlossen, aber ihre Struktur war noch intakt. Varzil wusste, dass der Geist, wenn ein Mensch plötzlich starb, noch eine Weile verharrte. Er hatte gehofft, dass das auch hier der Fall sein würde, aber als er nun entlang den Energiekanälen tiefer drang, fand er keine Spur eines Bewusstseins mehr. Diese vollkommene Abwesenheit war ungewöhnlich. Gut, der Mann war schon ein paar Stunden tot. Aber selbst bei einer natürlichen Todesursache hätte noch ein Eindruck von Persönlichkeit, ein dauerhaftes Klammern ans Leben bleiben müssen. Es sei denn…
    Es sei denn, der Mann hatte gewusst, dass er sterben würde. Es sei denn, er hatte sterben wollen.
    Varzil fragte sich, ob er einen der berüchtigten Aldaran-Meuchelmörder vor sich hatte, denen man für den Fall, dass sie bei ihrer Mission versagten, einen Selbstmordbefehl einpflanzte. Er war nicht einmal sicher, ob es diese Leute wirklich gab oder ob sie ein Produkt der Legenden aus der Zeit des Chaos waren. Aber es hatten sich bereits seltsamere Dinge als wahr erwiesen.
    Varzil glaubte jedoch nicht so recht, dass dieser Mann einer dieser Attentäter, war. Er hatte den Haftfeuer-Pfeil dirigiert und war gestorben, bevor man ihn verhören konnte, aber er wirkte nicht fähig oder skrupellos genug. Nachdenklich berührte Varzil das Geschoss. Es war von anderen Händen hergestellt worden. In Dalereuth

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