Darkover 05 - Zandrus Schmiede
warten. Warten worauf?
28
Ein Klopfen an der Tür riss Varzil aus dem Schlaf. Er war mit Felicia in seinen Armen eingeschlafen.
Die Besprechung hatte alle angestrengt. Felicia war nach einem kurzen Abendessen mit Varzil in sein Zimmer gegangen, denn keiner von ihnen war an diesem Abend zur Arbeit eingeteilt, nicht einmal an den Relais. Er hatte leicht die Rückseite ihres Handgelenks berührt, wie es Telepathen tun. Sie hatte ihn mit einem Lächeln überrascht.
»Das war nicht mehr, als ich erwartet hatte - und du auch«, sagte sie. »Aber ich denke, du hattest wirklich Recht, Varzil. Es, gibt nicht so viele Laran-Arbeiter in den Türmen, dass wir die Hälfte aller, die zum Bewahrer begabt sind, außen vor lassen können. Ganz bestimmt nicht deshalb, weil Aberglaube und Tradition behaupten, dass Frauen nicht fähig zu dieser Arbeit sind. Ich weiß, was ich getan habe - ich war ein Bewahrer.«
Ihr Blick war dem seinen begegnet, strahlend selbst in dem gedämpften Licht der Laran-betriebenen Leuchtkugel. »Ich bin ein Bewahrer, und wenn Arilinn mir nicht die Ausbildung geben will, die ich brauche, um meine Talente zu nutzen, muss ich einen anderen Turm finden, der das tun wird.«
Er hatte sie an sich gezogen, hin- und hergerissen zwischen Stolz und dem herzzerreißenden Wissen, dass dies bedeutete, dass sie ihn verlassen würde. Er dachte an die kurze Romanze zwischen seiner Schwester Dyannis und Eduin. Am Ende hatten die Entfernung und ihre anstrengende Arbeit in ihrem getrennten Leben ihre Hoffnung zunichte gemacht - oder zumindest kam es Dyannis so vor. Er wollte nicht, dass Felicia und ihm das Gleiche zustieß. Er dachte daran, mit ihr zu gehen, wohin immer sie gehen würde; zweifellos konnte jemand mit seiner Ausbildung einen Platz in einem anderen Turm finden.
»Caryo mio«, hatte sie in die Biegung seiner Schulter geflüstert. »Was wir haben, kann von diesen Zeiten nur bereichert werden. Entfernung spielt keine Rolle.«
Wieder hatten sie nebeneinander geschlafen, zu erschöpft von ihrer Laran-Arbeit für irgendwelche sexuellen Empfindungen. Sie freuten sich an der Intimität des Atems und des Herzschlags des anderen, der Rhythmen ihrer Gedanken.
Nun setzte sich Varzil kerzengerade auf, als es an der Tür klopfte. Felicia rührte sich neben ihm.
»Herein.«
Gavin steckte den Kopf ins Zimmer. »Komm schnell, Varzil. Und du auch, Felicia. Auster hatte einen weiteren Schlaganfall.«
Varzil griff nach seinen filzgefütterten Hausschuhen. Felicia zog bereits ein Tuch über das Nachthemd. »Sollten nicht Fidelis und Cerriana… «
»Man hat sie bereits gerufen«, erwiderte Gavin und hielt ihnen die Tür auf. »Hier geht es um mehr als um Heilung. Er hat ausdrücklich nach dir gefragt, Varzil.«
Trotz der späten Stunde schliefen nur wenige. Varzil tastete mit seinem Geist umher. Die Matrixlaboratorien waren leer, die telepathischen Dämpfer nicht in Betrieb. Selbst die Relais schwiegen. Cerriana stand an der Tür der Krankenstation und erklärte Valentina, dass ihre Anwesenheit nicht helfen, sondern nur bei der Arbeit stören würde.
»Gut, ihr seid hier.« Sie trat beiseite, damit Varzil hereingehen konnte. Er griff nach Felicias Hand und zog sie mit sich.
Austers Gesicht war beinahe so weiß wie die Laken aus ungebleichtem Linex. Die Linien seines Gesichts, einstmals tief eingeschnitten, waren zu einem Netz von winzigen Fältchen verblasst. Seine Brauen und Wimpern waren ebenfalls farblos, Schattierungen von Weiß auf Weiß. Wäre da nicht das zögernde Heben und Senken seiner Brust und der schwache, unregelmäßige Pulsschlag an seiner Kehle gewesen, hätte man bereits annehmen können, dass er die Welt der Lebenden verlassen hatte.
Fidelis saß auf einer Seite des Bettes. Er hielt zwei Fingerspitzen gegen die Innenseite von Austers Handgelenk, den Blick niedergeschlagen, alle Konzentration nach innen gerichtet.
Varzil setzte sich auf einen leeren Hocker. Er wusste, er durfte jetzt nicht sprechen. Auster hatte jedoch seine Anwesenheit gespürt. Helle Wimpern flatterten, und er öffnete die Augen. Zuerst war sein Blick unkonzentriert, das einstmals so klare Denken zögernd.
Ich bin hier, Auster.
»Was war das? Murmle nicht, junger Mann. Ich kann dich nicht hören.« Auster formte die Worte nur unter Schwierigkeiten, denn die linke Seite seines Körpers war eindeutig gelähmt. Varzil tastete tiefer, etwas, was er in den Tagen von Austers Kraft nie gewagt hätte. Jeder Überwacher hätte den
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