Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Archiven. Er interessierte sich nicht besonders für Geschichte, aber mit diesen alten Dokumenten zu arbeiten, stellte die einzige Möglichkeit dar, die Tochter von Taniquel Hastur-Acosta zu finden.
Als Dyannis hereinkam, schob er die Schriftrolle weg, die er studiert hatte. Sie trug ein schlichtes Gewand aus hellgrünem Stoff, der ihre Augen betonte, und ihren Tartan in den Ridenow-Farben. Ihr Parfüm, subtil nach Gewürzen duftend, streichelte ihn.
Die Jahre des Lernens hier in Hali hatten ihr eine Würde verliehen, die weit über ihr Alter hinausging. Aber ihr Kern schien ungezähmt. Früher einmal hatte ihn diese rebellische, impertinente Art entzückt, aber nun schreckte er davor zurück. Dyannis war undurchschaubar, nur sich selbst Rechenschaft schuldig und daher gefährlich.
»Du hast den größeren Teil eines Zehntags hier festgesessen«, sagte sie, aber ohne Schmollen. »Ich habe dich kaum zu sehen bekommen, seit du hier bist.«
Er zeigte auf den Haufen Schriftrollen, einige von ihnen in so zerbrechlicher Verfassung, dass sie keinen weiteren Winter überleben würden. »Die Arbeit… «
»Liegt hier schon länger, als irgendwer sich vorstellen kann, und wird sich keine Beine wachsen lassen und anderswo hingehen. Aber du musst tun, was du willst.« Sie zog sich einen Hocker heran. »Was hast du aufgestöbert?«
»Stammbäume.«
»Oh. Welche?«
»Seitenzweige der Hasturs. Es gibt immer noch Spuren der alten Zuchtprogramme aus der Zeit des Chaos, darunter ein paar tödliche rezessive Gene. Wir müssen wissen, wer heute noch Träger davon ist, um ihr Wiederauftauchen zu verhindern.«
»Aldones sei gesegnet, dass so etwas heutzutage nicht mehr passiert«, sagte sie. »Ich denke, unser Zeitalter ist eines des Fortschritts. Du solltest meinen Bruder reden hören. Er ist so voller neuer Ideen: Ein Ende der Laran-Waffen, neue Möglichkeiten, Krankheiten zu behandeln, selbst die Ausbildung von einfachen Leuten, die Talent haben, und - würdest du das glauben? - eines Tages werden wir vielleicht Frauen als Bewahrer akzeptieren!«
»Das ist doch lächerlich!«
»Nein, es ist wahr. Erinnerst du dich nicht an das Gerücht über Arilinn im letzten Herbst - es ging um Felicia. Sie ist eine Technikerin, aber als Auster seinen ersten Schlaganfall hatte, hat sie den Kreis als Bewahrerin übernommen. Es hieß, sie hat den ganzen Kreis vor einer Haftfeuer-Explosion bewahrt.«
Eduin zuckte die Achseln und spürte nur die eisige Kälte in seiner Magengrube. Er hatte sein Bestes getan, den Vorfall zu vergessen. Arilinn hatte sich geweigert, ihn zum Unterbewahrer zu befördern, obwohl er es eindeutig verdient hätte. Stattdessen hatten die blinden Narren diesen Sandalenträger Varzil gewählt - und nun vielleicht sogar eine Frau! Die Beleidigung schmerzte immer noch. Er hatte bei Austers Tod keine Trauer verspürt.
Ihrer Miene nach zu schließen, erwartete Dyannis eine Antwort, ein Zeichen von Interesse. »Ja, ich erinnere mich daran, so etwas gehört zu haben«, sagte er. »Aber ich achte wenig auf diese Art Klatsch. Leute, die nichts Besseres zu tun haben, sind ständig damit beschäftigt, fantastische Geschichten zu verbreiten.«
»Nun!« Sie klatschte in die Hände wie ein Kind. »Das hier ist erheblich mehr als leeres Geschwätz. Felicia wird tatsächlich im Turm von Hestral als Unterbewahrerin ausgebildet werden.«
»Wieder ein Gerücht.«
»Nein, es ist wahr. Marelie hat an den Relais gearbeitet und es direkt aus Hestral erfahren.«
»Das passt.« Er schnaubte verächtlich. Ein unbedeutender Turm für eine Hochstaplerin aus dem Nichts.
»Eduin! Was ist denn mit dir los? Findest du es denn nicht aufregend, dass eine Frau für eine solche Stellung auch nur in Erwägung gezogen wird? Und selbstverständlich musste es ein Turm wie Hestral sein. Man würde nicht erwarten, dass Arilinn oder Hali ein solches Risiko eingehen. Barak ist so borniert wie ein Nest von Trockenstädtern. Außerdem ist Felicia nicht gerade Niemand. Sie mag Nedestra sein, aber sie stammt aus der königlichen Hastur-Linie. Sie kommt vielleicht sogar in den Aufzeichnungen vor, die du studierst.«
Etwas in Eduin wurde aufmerksam. »Wie meinst du das?«
»Du musst mir versprechen, dass du es niemandem sagst, aber sie ist die Tochter der berühmten Königin Taniquel. Ich weiß, es soll ein Geheimnis bleiben, aber es ist so aufregend, dass ich es unbedingt jemandem erzählen muss!«
Eduin spürte, wie der Atem aus seiner Lunge entwich.
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