Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Königin Taniquels Tochter!
»Genau«, schwatzte Dyannis weiter. »Sie ist vor einiger Zeit hier in Hali gewesen, zusammen mit meinem Bruder. Ich denke, er ist ein bisschen verschossen in sie - er konnte kaum an etwas anderes denken. Er war nicht indiskret in seinen Gedanken, und ich bin sicher, dass er sich für geschützt hielt, aber ich bin immerhin seine Schwester.«
Königin Taniquels Tochter!
Er war begeistert. Rasch verbarg er seine Gefühle, um nicht Dyannis’ unersättliche Neugier zu wecken.
»Du hast Recht«, sagte jemand mit seiner Stimme. »Das ist eine aufregende Entwicklung. Falls es der Wahrheit entspricht. Vielleicht wird auch nichts daraus. Ganz gleich, wie sorgfältig wir unsere Unterbewahrer auswählen, viele halten die Ausbildung nicht durch. Und dann gibt es noch die Verluste durch Ehe und Familienangelegenheiten und den normalen Verlauf des Lebens.«
Tod. Einige von ihnen sterben. Wie leicht wäre es, einen weiteren Tod hinzuzufügen? Eine Frau, dumm genug, sich an die Arbeit eines Bewahrers zu wagen? Niemand würde Verdacht schöpfen…
»Es tut mir Leid«, sagte Dyannis nun mit sanfterer Stimme. »Es war taktlos von mir, dich an deine eigene Enttäuschung zu erinnern. Aber hab Mut! Du findest sicher noch einen Platz, wo deine Begabung so anerkannt und kultiviert wird, wie du es dir wünschst.«
Er ließ sie noch eine Weile weiterschwatzen und gab Kommentare ab, wenn sie es erwartete. Dann entschuldigte er sich und bereitete sich darauf vor, an diesem Abend an den Relais zu arbeiten.
Eduin beendete die Arbeiten, die man ihm zugeteilt hatte, und wartete auf eine Pause in den eintreffenden Botschaften. Das geschah schon früh am Abend, weil es wenig Neuigkeiten gab. Er war allein in dem runden Raum. Der andere Arbeiter hatte sich zurückgezogen, nachdem die Relais schon zuvor einige Zeit geschwiegen hatten. Eduin hatte lässig vorgeschlagen, allein weiterzuarbeiten. Nun beugte er sich über den schimmernden blauen Schirm und streckte den Geist zu den Relais im Turm von Hestral aus.
Eduin, erklang eine geistige Stimme, die ihm vage vertraut war. Es war Serena, eine recht vernünftige Leronis, wenn sie auch ein wenig zum Klatsch neigte. Wir haben schon gehört, dass du Arilinn verlassen hast. Aber was machst du in Hali?
Nicht viel. Ich warte ab. Durchwühle muffige alte Aufzeichnungen. Sein Mund verzog sich bei ihrem Kichern zu einem finsteren Lächeln. Dann verlieh er seiner geistigen Stimme mit aller Feinheit, die er aufbringen konnte, genau die richtige Mischung von Lässigkeit und Nachdruck.
Gab es vielleicht in Hestral eine Stelle für einen weiteren Matrixtechniker?
Im nächsten Frühjahr wurde Varzil dem Comyn-Rat offiziell als Bewahrer des Turms von Arilinn präsentiert. Die Versammlung erhob sich, als er genau jenen Saal betrat, in dem er vor so vielen Jahren vor ihnen gestanden hatte, um auf ihre Anerkennung zu warten.
Er erkannte viele Gesichter wieder, obwohl sie nun faltiger waren, das Haar grauer. Einige der Älteren waren abwesend, und an ihre Stelle waren jüngere Männer getreten. Sein eigener Bruder Harald nahm nun den Platz des Ridenow von Klarwasser ein. Einen Augenblick wünschte sich Varzil, auch Carolin wäre hier, aber der war in Nevarsin, und an seiner Stelle war Rakhal erschienen. Varzil konzentrierte sich auf die Versammlung vor ihm. In gewissem Sinn brauchte er diese Männer nicht mehr; er war ein Bewahrer, er stand über den Ansichten gewöhnlicher Leute. Dennoch, um tun zu können, was er vorhatte, um seinen Traum von einem Ehrenvertrag zu erfüllen, brauchte er ihre Unterstützung und Mitarbeit. Einige hatten sich bereits in ihren Ansichten festgelegt, während andere bereit waren zu warten und zu lauschen. Einige wenige verachteten ihn für das, was sie für Schwäche hielten, hielten ihn für einen Verräter an seinem Stand, weil er davon sprach, Frauen und Nichtadlige auszubilden, und allgemein bereit war zu experimentieren. Er konnte wenig dafür tun, sie zu überreden. Stattdessen schuldete er seine Loyalität denen, die ihn als Boten positiver Veränderungen betrachteten, auf der Suche nach einem Weg durch die Dunkelheit des Chaos.
Ich trage ihre Hoffnung, ebenso wie der Heilige Cristoforos das Kind der Welt getragen hat. Varzil war kein Cristoforos, aber er fand dieses Bild ansprechend. Als er die Billigung des Rats entgegennahm, betete er um die Kraft, diese Last tragen zu können.
Am Ende der Präsentation nahm er seinen Platz als
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