Darkover 05 - Zandrus Schmiede
weibliche Bewahrer in der bekannten Geschichte zu werden. Und er zweifelte nicht daran, dass sie es schaffen würde.
Rasch wurde sie wieder ernst. Er vergaß häufig, wie zierlich sie war, Seide und Stahl. Sie schauderte und starrte ins Leere, als sähe sie ein ganz persönliches Elend vor sich. Ihr Geist wurde undurchlässig.
Ein weiteres schlechtes Vorgefühl? War es die natürliche Unruhe vor einer solchen Mission, ein Blick in eine schreckliche Zukunft oder Traurigkeit über ihre bevorstehende Trennung? Er respektierte ihr Schweigen und versuchte nicht, hinter ihre Laran-Schilde zu dringen.
»Es sind nicht die Lilientage, die unsere Seelen formen«, sagte sie ebenso zu sich selbst wie zu ihm, »sondern die gefrorenen Winternächte, wenn wir uns in der Grube von Zandrus Schmiede wieder finden und dort erkennen, wer wir wirklich sind.«
»Ich möchte nicht gern, dass du einen solchen Weg gehst, Geliebte«, sagte er und berührte ihre Wange.
»Ich wünsche es mir auch nicht für dich, aber die Welt tut, was sie will, und nicht, was wir wollen.«
Felicia ging nun zu dem Schrank, der ihre Habe enthielt. Sie holte einen Holzkasten heraus, dessen Schnitzereien vom Alter geglättet waren, und stellte ihn auf den Teppich zwischen ihnen. Einem Stück weißer Seide entnahm sie einen Ring aus Silber mit einem geschliffenen Stein.
Zunächst hielt Varzil es für einen Sternenstein, so hell leuchtete er von einem inneren Licht. Aber die Farbe war weiß, nicht blau. Felicia streckte ihm den Ring hin, und er betrachtete ihn näher. Nein, kein Sternenstein. Als er ihn mit dem Geist berührte, summte er, eindeutig empfindsam gegenüber seinem Laran. Er tastete tiefer in die kristalline Struktur. Niemand hatte den Stein bisher auf sich abgestimmt, aber er trug den Abdruck von Schichten von Persönlichkeiten, genau wie die Steine am Rhu Fead.
»Wo kommt der her?«, fragte Varzil. »Ich habe noch nie einen solchen Stein gesehen.«
»Ich glaube, er gehörte meinem Großonkel, obwohl meine Mutter es mir nie gesagt hat. Sie hat ihn mir zusammen mit einem ganzen Kasten voller Schmuckstücke überreicht, von einer riesigen Temora-Perle bis zu einer Kette aus schauerlich schlecht geschnitzten Chervine-Horn-Perlen. Sie hatte nur wenig Laran und war nie in seinem Gebrauch ausgebildet worden. Ich nehme an, für sie war es nichts weiter als ein hübscher Kristall.«
»Es ist kein Matrixstein, eher ein entfernter Verwandter davon.«
»Das dachte ich auch.«
Sie nahm den Ring zurück und umfasste ihn mit der Hand. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich darauf. Als sie ihn Varzil wieder reichte, sang er von ihrer Präsenz. »Das ist, damit du dich an mich erinnerst.«
Er probierte den Ring an mehreren Fingern aus, bevor er sich für einen entschied. Der Ring war wahrscheinlich für eine Frau gemacht worden, aber seine Hände waren immer klein gewesen. Er sah nicht protzig aus, nicht einmal für Varzils bescheidenen Geschmack.
Bald schon würden sie ihrem getrennten Schicksal folgen; Felicia würde nach Hestral gehen, er in Arilinn bleiben, und Carolin würde bald König in Hali sein. Wenn sie Erfolg hatten, würden sie die Welt verändern. Wie würde Darkover sein, mit weiblichen Bewahrern und einem Ehrenvertrag zwischen Königen, ohne die schrecklichen Laran-Waffen und ununterbrochenen Kriege? Er konnte es sich nicht so recht vorstellen, und das war vielleicht gut so. Im Augenblick, mit Felicia an seiner Seite, war er zufrieden.
Einen halben Kontinent entfernt im Turm von Hali blickte Eduin von den Archivverzeichnissen auf, als Dyannis hereinkam. Sie hatte ihn in Hali willkommen geheißen, zunächst erfreut, dann mit wachsendem Erstaunen, als er ihre Freude nicht zu erwidern schien. Seine Arbeit als Archivar hier war kurzfristig. Sobald er gefunden hatte, was er suchte, würde er keinen Grund haben zu bleiben. Er konnte sich keine Verstrickungen leisten.
Eduin hatte daran gedacht, einen weiteren Mordversuch gegen Carolin zu unternehmen, nun, da der störende Varzil Ridenow aus dem Weg war. Aber Carolin war nicht in Hali; er brachte seine Söhne nach Nevarsin, damit sie bei den Mönchen zur Schule gehen konnten. Eduins Versuche, eine Audienz bei seinen Vettern Rakhal und Lyondri zu erhalten, waren immer wieder abgewiesen worden, und der alte König lag ohnehin im Sterben und war das Risiko nicht wert. Er würde wieder eine Gelegenheit bei Carolin erhalten, da war er sicher.
Es gab in Hali genug zu tun, besonders in den
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