Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Entscheidungen in Frage zu stellen, aber es ist… es ist falsch, ihn wegzuschicken.«
»Falsch?« Auster zog die Brauen hoch, aber nicht im Zorn.
Carolin, der wusste, dass Auster die Emotion hinter seinem Gedanken auffangen würde, wenn schon nicht die genauen Worte, sah dem Bewahrer direkt ins Gesicht. »Ich denke einfach, dass es ungerecht ist, ihm wegen seiner Herkunft nicht einmal eine Chance zu gehen.«
»Ausgerechnet du, ein Hastur, sagst so etwas?«
Carolin wurde zornig. Kann ich denn nie vergessen, wer ich bin? Muss ich meine Freunde entsprechend ihrer Herkunft wählen statt nach ihrem Charakter? »Ich spreche davon, was richtig ist, nicht unbedingt von dem, was ratsam wäre. Ist es nicht besser, in dieser Sache langfristig zu denken? Immerhin heißt es, die einzige Möglichkeit, einen Feind wirklich zu eliminieren, besteht darin, ihn zu einem Freund zu machen.«
Auster lehnte sich im Sessel zurück. »Es heißt auch, man sollte schlafende Banshees nicht wecken. In diesem Fall hat der eigene Vater des Jungen verboten, dass er herkommt, und wir wagen es nicht, uns dagegenzustellen.«
»Was ist mit Varzils eigenen Wünschen - was ist mit seinem Schicksal? Lasst Ihr, der Bewahrer von Arilinn, Euch von einem schlichten Ridenow-Lord einschüchtern?«
»Carlo, jetzt bin ich es, der dich daran erinnern muss, langfristig zu denken. Sich gegen die ausdrücklichen Wünsche eines Vaters zu stellen, könnte allen Beteiligten unermesslichen Schaden zufügen. Lass die Sache ruhen. Sollen die Gefühle sich ein wenig abkühlen. Halte dich an die Disziplin der Arbeit. In ein paar Jahren wird der Junge seinen Frieden mit der Entscheidung seines Vaters gemacht haben, und kein Schaden wird daraus erwachsen.«
»Im Gegenteil, es wird großer Schaden entstehen!« Carolin schüttelte den Kopf. Wie konnte es möglich sein, dass Auster und die anderen das nicht erkannten? Wenn Varzil ein gewöhnlicher Junge wäre, würde er seinen Kindertraum vielleicht vergessen, aber er war alles andere als das. Carolin hatte die Stärke seines Laran, diese Leidenschaft, genau gespürt, die für Gutes wie für Schlechtes eingesetzt werden konnte.
Er ist wichtig. Für mich und für ganz Darkover.
Etwas in Austers Blick sagte Carolin, dass der Bewahrer den Gedanken gespürt hatte.
Einige Hasturs haben die Begabung der Voraussicht. Nun kommunizierte Auster von Geist zu Geist. Es heißt, dass Allart Hastur, der den Frieden zwischen deinem Clan und den Ridenows geschmiedet hat, in die Zukunft schauen konnte. Hier steht mehr auf dem Spiel als das Schicksal eines einzelnen Heranwachsenden.
Ja!, erwiderte Carolin. Ja, genau! Er holte tief Luft. Und ich werde alle Macht meines Ranges nutzen, um dafür zu sorgen, dass er seine Chance erhält.
Auster schüttelte abermals den Kopf. »Ich rate dir, dich herauszuhalten. Es ist das Beste für alle, diesen Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen.«
»Und zu gestatten, dass die Animositäten längst vergangener Generationen unser gesamtes gegenwärtiges Leben bestimmen?«, entgegnete Carolin heftig.
»Du bist niemand, der es sich leisten kann, nur an sich selbst zu denken«, erinnerte Auster ihn. »In einigen Dingen können nicht einmal die Könige der Hasturs ihren Willen haben. Die Welt wird weitergehen, wie sie will, und nicht wie du oder ich - oder sogar dieser Ridenow-Junge - es haben wollen.«
»Ich verstehe genau, was Ihr sagen wollt, Auster. Ich weiß sehr gut, was hier auf dem Spiel steht, und ich habe nicht vor, das ganze Land mit Krieg zu überziehen. Aber es muss eine andere Möglichkeit geben!« Und ich werde sie finden!
»Bedenke die Konsequenzen. Wenn du dich einmischst, Carolin Hastur, wirst du dafür verantwortlich sein, was dabei herauskommt, sei es nun gut oder schlecht.«
»Dann ist das meine Entscheidung und meine Bürde.« Carolin reckte das Kinn vor. »Kann denn nichts, was ich sage, Euch überzeugen?«
»Oh«, sagte Auster, und der Hauch eines Lächelns zuckte um seine Mundwinkel. »Das hast du bereits getan, Wenn dieser Junge mit dem Segen seines Vaters zu uns zurückkehrt, werden wir ihn selbstverständlich willkommen heißen, ob er nun ein Ridenow ist oder nicht. Gib dich damit zufrieden.«
Carolin wusste, wann er entlassen war. Zumindest hatte Auster ihm eine Spur von Hoffnung gelassen. Wenn er schon das Denken von Auster und Dom Felix nicht direkt beeinflussen konnte, konnte er zumindest jede andere Gelegenheit nutzen, die sich ihm bieten würde. Und er war sicher,
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