Darkover 05 - Zandrus Schmiede
einer Laute. An einigen Tagen war er mit Blut auf den Lippen erwacht, weil er sie aufgebissen hatte, und seine Hände schmerzten davon, dass er sie zu Fäusten geballt hatte. Schließlich hatte er begriffen. Es war sinnlos. Es gab keine Möglichkeit, seine Begabung abzuweisen. Er konnte seinem Laran ebenso wenig entgehen, wie er seine eigene Zunge oder die Augen herausreißen konnte.
Ein Jahr lang hatte er geglaubt, dass die Ausbildung, die er von der Haushalts-Leronis der Ridenows erhalten hatte, genügen würde. Er hatte sein Bestes getan, sich zu dem Sohn zu entwickeln, den sein Vater sich wünschte, oder zumindest zu einer guten Imitation davon. Aber es war nur zu schnell offensichtlich geworden, dass das nicht funktionieren würde.
Varzil hatte in zwei Welten gelebt: der gewöhnlichen Welt der Alltagsarbeit, als inoffizieller Assistent des Coridom und unvereidigter Friedensmann für seinen älteren Bruder Harald, und in jener Welt, die jeden Tag stärker und lebhafter wurde. Er fühlte sich, als wäre er ein einziges Tröpfchen in einem gewaltigen, lebendigen Strom, sodass jedes Mal, wenn die Ya-Männer ihre geheimen Klagen heulten, ein Küchenmädchen aus einem Albtraum erwachte oder ein Hengst die Hitze einer nahen Stute spürte, auch er diesen glühenden, unbeherrschten Empfindungen ausgesetzt war.
Er wusste genau, wenn es so weiterging, würde er den Verstand verlieren. Er spürte auch, dass sich diese Begabung, wenn er sie nicht zu beherrschen lernte, für jene, die er liebte, als schädlicher erweisen würde als für ihn selbst. Die einzige Lösung bestand darin zu lernen, wie man sie kontrollierte, und in dieser rauschenden Flut wie ein Fisch zu schwimmen. Aber wie war das möglich? Die Leronis, die ihn unterrichtet hatte, als er noch ein Kind gewesen war, hatte die Grenzen ihrer Fähigkeiten erreicht. Er musste zu einem Turm gehen. Und welcher Turm wäre besser geeignet als das berühmte Arilinn?
Wenn es nur eine Möglichkeit gegeben hätte, das seinem Vater begreiflich zu machen!
»Du und deine hoffnungslosen Träume«, wischte Dom Felix Varzils Erklärungen beiseite. »Du hast immer lieber die Zeit verträumt, wenn es Arbeit gab, oder über Chieri-Gesang geschwafelt.«
»Das waren keine Chieri. Niemand hat sie seit dem Zeitalter des Chaos gesehen oder gehört. Es waren Ya-Männer, und ich habe sie wirklich gehört.«
»Ya-Männer, Feen, Dämonen aus Zandrus siebter Hölle! Das ist doch egal. Du hast dein ganzes Leben lang einer romantischen Idee nach der anderen nachgehangen. Das hier ist nur die letzte in einer langen Reihe. Ich habe dir in der Vergangenheit deinen Willen gelassen, vielleicht mehr, als gut für dich war. Nun muss ich das korrigieren. Es ist eine Sache, dir selbst Schande zu bereiten, indem du dich so würdelos benimmst und dort um Aufnahme bittest, wo du nicht erwünscht bist. Aber ich werde nicht zulassen, dass du die Ehre deines Hauses besudelst, nicht nach dem, wie sie mich behandelt haben. Und warum? Glaubst du wirklich, dass du es wert bist, ausgebildet zu werden? Selbst wenn du kein Ridenow wärst, würden sie nie ihre Zeit für dich verschwenden. Selbstverständlich verfügst du über ein gewisses Maß an Laran - der Rat hat zur Bestätigung dessen sein Siegel auf dich gelegt. Aber ein Laranzu? Du hast wohl Geisterkraut geraucht, dass du dir so etwas einbildest. Du hattest nicht einmal die Schwellenkrankheit, und jeder weiß, dass sie das Anzeichen von starkem Laran ist.«
Varzil ließ den Kopf hängen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Vater hatte sich beruhigt, aber er kannte diesen Tonfall. Es wäre leichter, den Kadarin-Fluss umzuleiten als Felix Ridenow dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern, wenn er in dieser Stimmung war.
»So, ich habe alles getan, was ich konnte, um dir Vernunft beizubringen. Keine weitere Diskussion mehr. Du wirst tun, was ich sage.«
Schwer atmend und immer noch mit gesenktem Kopf sagte Varzil: »Ich werde nicht aufgeben. Ich kann es nicht.«
»Du kannst nicht! Was redest du da?«, donnerte Felix und zeigte mit dem Finger auf Varzil. »Ich habe dir das Leben gegeben, ich kann es auch wieder nehmen, und du wirst sein und tun, was ich, sage! Und jetzt fang an zu packen!«
Varzil hatte im Reflex zusammengezuckt, als sein Vater begonnen hatte zu brüllen, aber er wich nicht zurück. »Das werde ich nicht tun. Ich werde hier bleiben, bis Arilinn mich aufnimmt.«
»Du wirst nach Klarwasser zurückkehren, sei es im Sattel oder
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