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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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dass es davon noch einige geben würde.

3
    In den Ridenow-Gemächern von Arilinns Verborgener Stadt wartete Varzil auf die Rückkehr seines Vaters. Jedem größeren Haus wurden hier Privatgemächer zur Verfügung gestellt, klein, sauber und warm, aber karg. Trotz der grünen und goldenen Banner waren diese Räumlichkeiten kaum luxuriöser als Weghütten, und es herrschten die gleichen Waffenstillstandsbedingungen. Keine zwei Stunden zuvor hatte man Dom Felix mit demonstrativer Höflichkeit, aber der unmissverständlichen Andeutung, dass er gut daran täte, der Bitte nachzukommen, zum Bewahrer von Arilinn gerufen. Dort würde er erfahren, dass Varzil sich aus der abendlichen Comyn-Versammlung davongestohlen hatte, wo seine Anwesenheit seiner Familie gedient hätte, und die ganze Nacht ohne Erlaubnis und ohne andere auch nur wissen zu lassen, wo er sich aufhielt, fern geblieben war. Dom Felix hätte den Plan seines Sohnes niemals gutgeheißen, also hatte Varzil im Grunde getan, was sicher verboten gewesen wäre. Nun hatte man ihn entdeckt, sein Ungehorsam war öffentlich geworden. Wenn Arilinn ihn doch nur aufgenommen hätte! Aber das hatten sie nicht, und nun würde er doppelt büßen, für den Versuch und für sein Versagen. Das Ergebnis würde unangenehm sein.
    Varzil erwartete die Rückkehr seines Vaters dennoch gelassen, denn er hatte die Strafen für die Possen seiner Kindheit immer geduldig entgegengenommen. Nichts, was man tat, ob groß oder klein, war ohne Folgen. In Klarwasser, dem Familiensitz, konnte er das jeden Tag erneut beobachten. Ein Samenkorn, das sorgfältig gepflanzt und umhegt wurde, wuchs zu einer Ranke, an der im Herbst unzählige süße Kürbisse hingen. Eine Hand, die man im Zorn gegen ein halb eingerittenes Pferd erhob, führte zu einem mürrischen, unzuverlässigen Reittier. Eine Katze, an deren Schwanz man zog, drehte sich um und kratzte. Ein freundliches Wort und ein Lächeln für die Köchin brachte eine Leckerei zur Schlafenszeit. Ein verträumter Sommernachmittag im Obstgarten, verbracht mit Flötenspiel und dem Beobachten von Wolkenmustern, hatte weitere Stunden mit hölzernen Übungsschwertern zur Folge.
    Als er spürte, dass sein Vater zurückkehrte, bereitete sich Varzil auf die übliche Litanei vor. Er hätte die Predigt selbst halten können: »Wann wirst du endlich aufhören, mit dem Kopf in den Wolken zu schweben? Ich bringe dich den ganzen Weg nach Arilinn zu einem ausgesprochen feierlichen Anlass, und du machst dich wegen einer verantwortungslosen Idee davon! Du weißt, wie wichtig der Comyn-Rat ist - sein Einfluss, seine Politik. Wir Ridenows brauchen mächtige Verbündete, sei es durch Verträge oder durch Ehen, und das hier ist der Ort, wo solche Bündnisse geschlossen werden! Aber du hast uns mit deinem unbekümmerten Streich alle lächerlich gemacht!«
    Dom Felix riss die Tür zum Wohnraum auf. Varzil stand auf und machte sich auf einen Ausbruch gefasst. Schon auf den ersten Blick sah er die geröteten Wangen seines Vaters, die gerunzelte Stirn, die Falten. Der Zorn von Dom Felix fegte in einem Sturm von Geräuschen und Farben über seinen Sohn hinweg.
    Dom Felix nahm seinen Umhang ab und warf ihn über einen Stuhl. Kein Diener kam, um das Kleidungsstück wegzubringen, denn auch die Verborgene Stadt konnte nur von Personen von reinem Comyn-Blut betreten werden.
    »Du weißt, dass ich nicht billige, was du getan hast. Einfach so zum Turm zu rennen!«, begann Dom Felix sofort. Er ging im Zimmer auf und ab und schlug mit der Faust in die Handfläche der anderen Hand. »Aber diese… diese neunfach gefiederten Sandalenträger hatten die Dreistigkeit, mich über meine Absichten zu befragen - mich! -, als wäre ich ein landloser Niemand! Ich habe mich selbstverständlich geweigert, ihnen den Gefallen zu tun. Sie können ihr Misstrauen nehmen und es in Zandrus eisigen Arsch schieben!«
    Dom Felix hatte das Ende des Zimmers erreicht, und außerdem war ihm kurzfristig die Luft ausgegangen. Er hielt also inne, riss sich sichtlich zusammen und wandte sich seinem Sohn zu. »Nun gut, das ist nicht mehr wichtig. Wir sind mit ihnen fertig. Komm jetzt, wir müssen Vorbereitungen treffen. Ich habe vor, im ersten Morgenlicht aufzubrechen.« Er griff wieder nach dem Umhang und ging auf die Schlafräume zu.
    Varzil blieb, wo er war. Sein Herz schlug laut in seiner mageren Brust, Schweiß trat ihm auf die Stirn, und seine Knie zitterten. Aber wenn er jetzt nachgab, würde er keine zweite

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