Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Blauen See, als Varzil den Haftfeuer-Pfeil schon gespürt hatte, bevor er abgeschossen wurde. Er könnte diese Art von wachsamem Schutz jetzt gut brauchen.
Ich bin hier bei dir, hauchte es in seinem Kopf. Es war kein direkter Kontakt, denn dies war über so viele Meilen unmöglich, und so mächtig Varzil als Telepath auch sein mochte, Carolin war es nicht. Er spürte dennoch, dass Varzil an ihn dachte, dass er ihn selbst in diesen verzweifelten Zeiten nicht vergessen hatte.
Carolin stand in der großen Halle von Hochgart vor dem tosenden Feuer und genoss das Gefühl, wieder einmal warm und trocken zu sein. Er wusste nicht mehr, wie viele Tage er sich verborgen hatte und nachts unterwegs gewesen war, von einem Schatten zum anderen. Zu oft hatte er daran gedacht, nur noch die nächste Stunde voller Kälte und Hunger zu überleben, die nächste Meile des Weges.
Wenn es so weitergeht, werden wir bald vergessen, wer wir sind und warum wir hier Zuflucht suchen. Das Land hinter dem Kadarin verfügte über eine wilde Magie, die ihre Klauen in die Seelen der Menschen schlug.
Orain hatte hier auf ihn gewartet, zusammen mit seinen beiden Söhnen. Sie kamen auf Carolin zugerannt, ebenso froh, aus dem Kinderzimmer der Castamirs herauszukommen wie ihn zu sehen. Bisher war ihr Weg mehr wie Ferien als wie eine verzweifelte Flucht gewesen.
Valdrin Castamir hatte Carolin als Lord und Bruder willkommen geheißen. »Viele werden sich mit Euch gegen Rakhal, den Usurpator, stellen. Er baut auf die Gier der Menschen, denn sonst würden ihn nur wenige unterstützen. Wir haben bereits gehört, dass er die Ländereien von allen, die ihm nicht behagen, beschlagnahmt und sie seinen Speichelleckern übergibt. Selbst kleine Bauern, die mit diesen Unruhen nichts zu tun haben sollten, werden zu seinen Opfern. Er umgibt sich mit Leuten, die ihm nur sagen, was er hören will, statt zu Zurückhaltung und Gnade zu raten. Und Lyondri Hastur, sein Scharfrichter, ist zu einem wilden Tier geworden, das sich von Blut nährt. Vai dom, die Situation wird nur schlimmer werden, wenn Rakhal seine Herrschaft festigt.«
Castamirs Worte drangen tief in Carolins Herz. Er schaute von dem alten Lord zu Orain, der ihn mit schimmernden Augen beobachtete. Diese Männer würden ihm folgen, auch wenn es sie ihr Leben kostete. Sie sahen in ihm ein Symbol ihrer Hoffnung, einen gerechten und ehrenhaften König.
Ich werde dies alles tatsächlich für mein Volk sein, obwohl ich weiß, dass all dies nicht von mir, sondern nur durch mich kommt.
Während des nächsten Zehntags traf sich Carolin nicht nur mit Dom Valdrin und Orain, die schnell zu seinen vertrautesten Beratern geworden waren, sondern mit Bauern und geringen Adligen der Region. Die gleiche Angst erfüllte sie alle. Früher oder später drohte ihnen unter dem einen oder anderen Vorwand Gefängnis und Schlimmeres.
Dom Valdrin drängte Carolin, Hochgart als sein Hauptquartier zu benutzen, von dem aus er seinen Feldzug zur Wiedereroberung des Throns führen konnte. »Diesen Leuten fehlt nur ein König, dem sie folgen können.«
Carolin schüttelte den Kopf. »Ich würde Euch Eure Loyalität schlecht lohnen, indem ich Euch in solche Gefahr bringe. Wenn Rakhal erfährt, dass Ihr mir geholfen habt, wird er nicht zögern, Euch zu vernichten.«
Er musste ins Wilde Land zurückkehren, das wusste er, zu Kälte und Hunger, und dort immer wieder über die Schulter schauen. Im Augenblick waren seine Söhne in Sicherheit, aber wie lange würde das dauern? Wenn auch der Gedanke ihn vor Angst schaudern ließ, er musste sie mitnehmen.
»Verlange nicht von mir, dass ich dich noch einmal verlasse«, sagte Orain in einem vertraulichen Augenblick. »Jeden Tag fürchte ich das Schlimmste.«
Carolin legte seinem Pflegebruder die Hand auf die Schulter. »Ich werde dich als Botschafter brauchen, denn ich kann nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein. Und ich kann mir niemanden vorstellen, dem ich mehr vertrauen würde, an meiner Stelle zu sprechen.« Und als Orain weiter protestieren wollte: »Ich bin keine Privatperson mehr, ich bin Hastur von Hastur. Wir beide dienen jetzt einer größeren Sache.«
Orain nickte in stummer Zustimmung und widersprach nicht mehr.
In der Zeit, die er in Hochgart verbracht hatte, war Carolins kleine Truppe gewachsen. Söhne von Nachbarlandsitzen, glühend vor Idealismus, baten, sich ihm anschließen zu dürfen, ebenso wie einige von Castamirs eigenen Männern. Carolin teilte seine Kräfte auf,
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