Darkover 05 - Zandrus Schmiede
denn er musste sich schnell bewegen. Den Wachen, die ihn auf der verzweifelten Flucht aus Nevarsin begleitet hatten, ließ er die Wahl.
»Ihr habt mir als Hastur-Prinz und Thronerbe gedient«, sagte er ihnen. »Ich bin dankbar für eure Loyalität. Aber ich kann keinen von euch bitten, weiter mit mir zu kommen. Einige von euch haben Familien oder Treueeide, die euch anderweitig binden. Jeder, der nach Hali zurückkehren will, kann dies mit meinem Dank tun.«
Einige Männer fielen auf die Knie und schworen, dass sie Carolin bis zum Wall um die Welt folgen würden, aber der Hauptmann bat mit Tränen in den Augen, gehen zu dürfen, denn seine Frau diente als Schneiderin bei Lyondris Gemahlin, und er fürchtete um ihr Leben, wenn er als Deserteur und Verräter gebrandmarkt würde.
Carolin umarmte den Mann. »Geht mit dem Segen aller Götter, denn ich fürchte einen Krieg, der Männer zwingen wird, zwischen dem Leben derer, die sie lieben, und ihrer eigenen Ehre zu entscheiden.«
Auf Orains Drängen beschloss Carolin, sich als einer seiner eigenen Männer zu verkleiden und unter dem Namen Dom Carlo vom Blauen See zu reisen.
»Das wird helfen, die Nachricht zu verbreiten, dass du frei bist, selbst wenn du dich im Exil befindest. Das Wissen allein wird bereits die Hoffnung in den Herzen der Menschen aufrechterhalten.«
Eines Morgens, als das erste Versprechen von Frühling in der Luft hing, brachen Carolin, seine Söhne und eine kleine Truppe loyaler Männer aus Hochgart zu der gefährlichen Reise zurück ins Wilde Land am Kadarin auf.
33
Es war gut, dachte Eduin, dass er Geduld gelernt hatte, denn es dauerte beinahe ein Jahr, bevor er im Turm von Hestral eintraf. Er war bereit gewesen aufzubrechen, sobald er von Loryn Ardais, dem Bewahrer von Hestral, gehört hatte, dass ein Laranzu von seinen Fähigkeiten und seiner Ausbildung sehr willkommen wäre. Aber bevor er sich in Bewegung setzen konnte, starb der alte König. Das allein hätte nur eine kurze Verzögerung bis zur Beisetzung erfordert, aber die Tatsache, dass Rakhal und nicht Carolin den Thron bestiegen hatte, erschütterte die Stadt.
Sie hörten jeden Tag von diesem oder jenem Lord, der sich für einen der Vettern entschied. Lyondri Hastur und seine Männer stürmten durch die Straßen und versuchten, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Kein Tag verging, ohne dass irgend jemand, sei es ein Adliger, ein Kaufmann oder ein unzufriedener Soldat, zum Gesetzlosen erklärt wurde. Carolin selbst war in das Land jenseits des Kadarin geflohen und lebte dort unter Banditen, und es war eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt. Eine ganze Jahreszeit lang verboten die Bewahrer in Hali den Laran-Arbeitern, das Turmgelände zu verlassen. Die Straßen waren in diesen gefährlichen Zeiten nicht sicher. Also blieb Eduin und erledigte die Arbeit, die man ihm zuteilte. Er hatte alles Interesse an den Archiven verloren, aber gelernt, wie man einen guten Eindruck machte, und er wollte keinen Anlass für Gerüchte oder Beschwerden geben.
In Augenblicken der Sicherheit hinter dem telepathischen Dämpfer an seiner Zimmertür war er ebenso erfreut wie bedrückt über Carolins Exil. Da Rakhal nun fest auf dem Thron saß und jeden Tag skrupelloser wurde, schwanden Carolins Überlebenschancen. Irgendwann würden Lyondris Attentäter, das grausame Wetter am Kadarin oder ein Dummkopf, der versessen genug auf das Kopfgeld war, ihn umbringen.
Manchmal, wenn Eduin an Carolin dachte, wie er in einer Lache seines eigenen Bluts lag oder hungernd und frierend in seinem Lager hockte, durchzuckte ihn eine Welle von beinahe körperlichem Schmerz. Dann zog sich sein Magen um einen eisigen Knoten zusammen. In der sich ausbreitenden Kälte vergingen alle besorgten Gedanken, alle Erinnerungen an Freundschaft. War dies der Preis für die Deslucido-Gabe oder etwas Tiefergehendes, Unheimlicheres?
Im Namen von Aldones und allen Göttern, was hatte man ihm angetan?
In der Nacht des Mittwinterfestes ließ Eduin zu, dass Dyannis ihn noch einmal in ihr Bett lockte. Zunächst hatte er vorgehabt, Abstand zu ihr zu halten. Sie kannte einfach zu viele Leute und achtete nie darauf, was sie sagte. Er konnte es sich nicht leisten, Verdacht zu erwecken. Er sagte sich, dass zwischen ihnen alles vorbei war, und zu diesem Zeitpunkt meinte er das auch ernst. Sein Leben gehörte nicht ihm, es hatte ihm nie gehört. Er war verrückt gewesen, etwas anderes zu erhoffen.
Er stand auf der Schwelle ihres Zimmers und
Weitere Kostenlose Bücher