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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Ardais schien über dem Boden zu schweben, so gleichmäßig war sein Schritt, die Füße unter den Falten seines Gewands verborgen. Sein Haar war von einem so dunklen, intensiven Rot, dass es beinahe schwarz wirkte, und sein Blick, als er die Hand zum Gruß ausstreckte, viel zu durchdringend.
    »Komm herein und lerne die anderen kennen«, sagte er feierlich. »Wir sind sehr froh, dich bei uns begrüßen zu dürfen.«
    Die Vorstellung ging problemlos vonstatten, denn Hestral war viel kleiner als Hali. Selbst Gemeinschaftsraum und Speisesaal waren nicht annähernd so geräumig wie die in den Türmen, die Eduin kannte.
    - Als er endlich in seinem eigenen Zimmer allein war, sah er sich den Raum mit Flussblick im zweiten Stock genau an. Neben der Feuerstelle gab es einen Waschtisch mit einem Becken und einem Krug Wasser; darin schwammen Blütenblätter genau jener Rosalys, die er im Garten gesehen hatte, daneben lag ein Stück guter Seife. Das Beste jedoch war, dass der Raum nur eine Wand mit einem anderen bewohnten Zimmer gemeinsam hatte. Er packte seine geringe Habe aus und begann mit dem telepathischen Dämpfer, den er aus Hali mitgebracht hatte. Er setzte ihn auf den Tisch neben die Tür und stellte ihn auf die höchste Stufe ein. Das vertraute Summen und Rauschen versicherte ihm, dass das Gerät die Reise intakt überstanden hatte. Seinen Umhang hängte er an einen Haken, das zweite Hemd und die Unterwäsche legte er in die kleine, hervorragend geschnitzte Truhe am Fuß des Bettes. Er lauschte einen Augenblick, bevor er sich überzeugte, dass der Flur draußen leer war. Dann schloss er die Tür abermals. Es gab zwar kein Schloss, aber er glaubte nicht, dass jemand plötzlich hereinkommen würde.
    Aus der Tasche, die in das Futter seines Winterumhangs genäht war, holte er einen Beutel aus dreifach geschichteter Seide. Er zog an der Schnur und drehte den Beutel um, sodass sein Inhalt, ein einzelner blauer Edelstein, auf seine offene Handfläche fiel.
    Es war ein so kleines Ding und sah so harmlos aus. Es wirkte wie eine noch nicht eingestimmte Matrix, und eine von nur mittelmäßiger Qualität. Er hatte den Stein aus dem Haus seines Vaters mitgebracht, ihn in Hali stets verborgen und nun… Als er den Stein ins Licht hielt, staunte er abermals über die vollendete Geschicklichkeit seines Vaters. Er selbst oder ein anderer Matrixtechniker hätte so etwas auch herstellen können, aber sie hätten dazu mehrere Steine gebraucht. Dieser hier fing das Licht nur matt ein, als läge ein Nebel über seiner Mitte. Eduin hatte ihn unbemerkt durch das geschützte Tor von Hestral bringen können. Damit würde er endlich seinen Schwur erfüllen und das letzte noch lebende Kind von Taniquel Hastur töten können!

34
    Die nächsten Monate vergingen ereignislos, und Eduin gewöhnte sich an das Leben im Turm von Hestral. Loryn Ardais herrschte mit leichter Hand und gestattete den Leronyn nicht nur, neue Ideen zu entwickeln, sondern ermutigte sie sogar dazu. Er war, wie er Eduin erzählte, sehr interessiert an den Ideen von Varzil von Arilinn. Laran wurde am besten und edelsten für friedliche Zwecke eingesetzt. Krieg erniedrigte nicht nur die Gabe, sondern besudelte sie.
    Eduin hatte dem eine Liste der neuen Entwicklungen bei den Laran-Waffen entgegengesetzt. Er lenkte das Gespräch auf das Thema Matrixfallen, die auf die individuelle Signatur einer Person ausgerichtet waren, um genau diese Person zu töten. Waren die Nachrichten von Gwynns vergeblichem Versuch - und dem Gerät, das er benutzt hatte - bis hierher gedrungen? Er musste wissen, wie misstrauisch die Leute hier in Hestral waren, bevor er seinen eigenen Plänen folgte.
    Loryn wischte das Thema beiseite. »Neuerungen im Dienst eines einzigen Ziels - der Vernichtung eines Mitmenschen - führen vielleicht zu ein paar neuen Geräten, aber der Prozess der Kreativität an sich wird erstickt. Sobald du dein Ziel so eng setzt, sobald du sagst: ›Ich brauche eine Waffe gegen eine eindringende Armee‹ oder ›Ich muss einen bestimmten Anführer ermorden‹ verschließt du deinen Geist allem anderen gegenüber. Deine Kreativität wird in so schmale Bahnen gelenkt, dass du keinen spontanen Impulsen und keiner Neugier mehr folgen kannst.«
    »Aber wenn wir bei dem, was wir tun, kein Ziel haben, was soll es dann noch?« Eduin machte eine Geste, die den ganzen Turm umfasste, die Matrixlabore, die Bibliothek, die Zimmer der Arbeiter… der Gedanke an ungezügelte Laran-Experimente ohne

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