Darkover 05 - Zandrus Schmiede
erlebt.«
Varzil nickte zum Dank und sah zu, wie der andere Mann zu Dom Felix’ Pferd ging. Wie man eine alte Wunde betastet, sandte er seine Gedanken nach Arilinn aus, aber er spürte nichts außer dem leichten Kribbeln - halb Musik, halb Licht - des Schleiers. Er fragte sich, ob es immer in seiner Erinnerung bei ihm sein würde.
Er hätte nicht sagen können, wie lange er dort gestanden und mit seinen Sinnen gelauscht hatte, bevor er ein leises Dröhnen unter den Füßen spürte. Zuerst fühlte er es im Geist, wie einen Basskontrapunkt zum Schleier. Einen Augenblick später jedoch erkannte er, dass es körperliche Vibrationen waren. Es wurde intensiver und lauter.
Hufschlag… Varzil entdeckte eine Staubwolke, die schnell näher kam. Er sah ein galoppierendes Pferd, konnte jedoch den Reiter nicht erkennen. Ein Drängen rührte sich in seinem Hinterkopf wie eine Glocke, eine beinahe vertraute Berührung - Carlo. Der rothaarige Junge aus Arilinn.
Sie warteten, bis der Reiter näher kam. Gelber Schaum klebte am Hals und an den Flanken des Pferdes und zog sich über den Brustriemen, aber das Tier bewegte sich immer noch so schwungvoll, als hätte es gerade erst den Stall verlassen. Varzil kannte sich mit Pferden aus. Das da war sicher einer der legendären schwarzen Hengste aus der Alton-Zucht in Armida.
»Aldones sei gepriesen! Ich habe Euch gefunden!«
Carlo zügelte sein Pferd vor Dom Felix. Der schwarze Hengst zog an der Kandare, und seine Seiten hoben und senkten sich wie Blasebälge. Alle anderen umdrängten sie nun. Der Reiter trug ein leichtes Sommerhemd mit offenem Kragen und keinen Umhang, aber die Satteldecken waren blau, und die Stickerei zeigte das Hastur-Wappen mit der Silbertanne. Carlo musste wirklich aus einer einflussreichen Familie stammen, um sich ein solches Tier leihen zu können.
Carlo zog die Füße aus den Steigbügeln und sprang geschickt vom Pferd. Dom Felix machte nicht den Eindruck, als wäre er erfreut, ihn zu sehen.
»Kommt, Sire, lasst uns unter vier Augen sprechen«, sagte Carlo nach einer kurzen, aber makellosen Verbeugung. »Ich bringe Nachricht aus Arilinn.«
Was könnten diese Hali’imyn schon zu sagen haben, das mich interessiert?, dachte Dom Felix säuerlich.
»Sire, es steht Euch zu - und nicht mir - zu entscheiden, was Ihr Euren Leuten sagen werdet«, erklärte Carlo. Er ließ sich nicht anmerken, ob er Dom Felix’ zornigen Gedanken aufgefangen hatte. Seine Miene war so respektvoll wie zuvor, der Blick der grauen Augen ruhig.
Der alte Mann verzog unwillig das Gesicht, stieg aber steif vom Pferd und bedeutete, dass Carlo ihm folgen solle. »Du ebenfalls«, sagte er zu Varzil, »denn das hier hat sicher mit irgendwelchem Ärger zu tun, den du gemacht hast.«
Carlo reichte Gwilliam die Zügel seines Rappen und bat ihn, das Tier ein wenig herumzuführen, bevor er es trinken ließ. Sie gingen ein Stück bachaufwärts. Hier beugten sich Weiden über das Wasser, um ihre blättrigen Finger durch die Strudel zu ziehen. Kühler, süßer Duft erhob sich vom Ufer, vermischt mit dem Geruch nach aufgewühltem Schlamm und nassen Steinen.
Carlo trat näher zu Dom Felix und senkte die Stimme. Varzil spürte seine deutlich ausgesprochenen Worte ebenso, wie er sie hörte. »Nachdem Ihr bereits aufgebrochen wart, haben wir im Turm von der Leronis in Serrais eine Botschaft erhalten.«
»Serrais?«, wiederholte Dom Felix den Namen des Stammsitzes der Ridenows. »Gibt es Ärger in Serrais?«
Nein, nicht in Serrais. Varzil wusste das ohne zu fragen.
Carlo schüttelte den Kopf. »Die Botschaft betrifft Euer eigenes Heim - Klarwasser, nicht wahr? Vor drei Tagen haben Katzenwesen die Schafherde überfallen. Einige Eurer Leute wurden getötet, andere sind verschwunden. Eine Gruppe von Männern unter Führung Eures ältesten Sohnes war nahe genug, um den Hirten zu Hilfe zu kommen. Es gab einen Kampf. Das Gelände war sehr schlecht.«
Ein Bild zuckte durch Varzils Kopf, aber er hätte nicht sagen können, woher es kam. Er sah die zerklüfteten Hügel und die Felsen, die aus dem windgepeitschten Heidekraut ragten, so deutlich, als stünde er selbst dort.
Zwei Männer in den Schaffellwesten und Wollhosen von Hirten duckten sich nahe der Hügelkuppe. Einer hielt sich den Oberarm. Feuchtigkeit lief zwischen seinen Fingern hindurch.
Das rote Licht der untergehenden Sonne blitzte auf Schwertern - den geraden Klingen von Menschen, die darum rangen, sich Platz zum Gebrauch ihrer Waffen zu
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