Darkover 05 - Zandrus Schmiede
übers Pferd geschnallt, weil dein Hintern so wund ist, dass du nicht sitzen kannst - und das wäre ein schönes Schicksal für jemanden, der gerade vom Rat als echter Comyn anerkannt wurde.«
»Ich will dir nicht trotzen, Vater. Es ist nur… «
Mit einem einzigen Schritt legte Dom Felix die Entfernung zwischen ihnen zurück und versetzte seinem Sohn einen Schwinger. Der Schlag traf Varzil gegen die Wange und riss seinen Kopf herum. Ihm war schwindlig, und er war so verblüfft, dass er einen Augenblick lang nicht einmal atmen konnte.
Der Schlag hatte nicht nur seine Knochen und Fleisch getroffen. Er vibrierte in jedem Nerv, jeder Faser von Varzils Körper. Unter seiner Haut raste Feuer durch das Netz von Energiekanälen, in denen sich sein Laran bewegte.
Varzil taumelte und musste sich an der Lehne eines Holzstuhls festhalten. Ihm war schwindlig. Er konnte kein Wort herausbringen, also schüttelte er nur den Kopf.
»Nein?« Wieder hob Felix die Hand. »NEIN?«
Vater, bitte! Ich werde alles tun, was du willst, aber versuche nicht… versuche nicht…
Varzils Augen waren tränenfeucht. Seine Knie gaben nach, und er sackte zu Boden. Mit einer Hand hielt er sich an der Seite des Stuhls fest, aber ihm war viel zu schwindlig, als dass er sich hätte hochziehen können.
Der alte Mann beugte sich über ihn. Dom Felix hatte die Augen weit aufgerissen. Er fletschte die Zähne. An seinen Schläfen schwollen die Blutgefäße an.
Vater, nein!
Einen erschreckenden Augenblick lang glaubte Varzil, sein Vater sei ihm genommen worden und einer von Zandrus Dämonen sei an seine Stelle getreten. Es würde keine Gnade, keinen Aufschub geben, bis er seine Wut ausgetobt hatte. Varzil wusste, wie aufbrausend sein Vater war. Selbst den Hunden zu Hause war klar, dass sie sich besser versteckten, wenn ihr Herr die Stimme erhob. Wenn Varzil ohnmächtig würde, würde er danach nichts mehr spüren. Es würde alles andere als angenehm sein, hinterher aufzuwachen, aber das konnte er ertragen. Er schlug eine Hand vors Gesicht und machte sich auf den nächsten Schlag gefasst.
Nichts geschah. Ein Herzschlag verging, dann ein weiterer. Varzil senkte den Arm. Sein Vater starrte seine Handflächen mit einem Ausdruck von Verwirrung und Entsetzen an.
Was habe ich getan?
Tränen schimmerten in den Augen des alten Mannes. Die weiche Haut an seiner Kehle bebte, aber Dom Felix presste stolz die Lippen aufeinander und verbiss sich alle Worte.
Wenn er sich an seinen Stolz klammert, dachte Varzil, dann muss ich eben demütig sein. Wenn er nicht als Erster sprechen wird, dann muss ich es tun.
Varzil kam auf die Knie hoch. Er griff nach den Händen seines Vaters. Sie standen einander gegenüber wie Vasall und Lehnsherr beim Austausch eines Treueeids, aber mit einem subtilen Unterschied: Varzil hielt die Hände seines Vaters zwischen den seinen. »Bitte verzeih mir. Ich war unhöflich und respektlos. Ich will meiner Familie auf keinen Fall Schande bereiten.«
Aber als er die Worte hätte sprechen sollen, die seinen Traum opferten, schnürte sich seine Kehle zu.
Dom Felix zog Varzil auf die Beine und umarmte ihn. »Ich will nichts mehr davon hören. Du bist ein guter Sohn, oder so gut, wie du sein kannst. Nichts, was ich sagen kann, wird dich zur Vernunft bringen, das sieht sogar ein Blinder. Die Sache wird einfach ihren Lauf nehmen müssen. Es wird schon besser werden, wenn wir diese dreifach verfluchte Stadt hinter uns haben und wieder in Klarwasser sind.«
Zu tief betrübt, um weiter widersprechen zu können, nickte Varzil. Er hatte Frieden mit seinem Vater geschlossen, aber um welchen Preis?
4
Obwohl Dom Felix vorgehabt hatte, früh aufzubrechen, verließen die Ridenows Arilinn erst, als die große Rote Sonne bereits hoch am Himmel stand. Im Gras an der Straße gab es schon längst keinen Tau mehr. Das Versprechen der flüchtigen Wärme eines Herbsttags hing in der Luft. Die Männer freuten sich, nach Hause zurückzukehren, denn sie waren erschöpft von abendlichen Feiern, bei denen es mehr um politischen Schlagabtausch als um Unterhaltung gegangen war. Varzil ritt schweigend an dem Platz, den sein Vater ihm zugewiesen hatte, als Zweiter in der Reihe. Er sagte kein Wort, nicht einmal, wenn jemand eine beiläufige Bemerkung zu ihm machte. Seine inneren Sinne bewegten sich rückwärts, nach Arilinn und zu seinen verblassenden Träumen.
Die Straße vor ihm verschwamm vor seinen Augen, die Farben verliefen - der rötlich braune Hals des Pferdes
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska