Darkover 05 - Zandrus Schmiede
können.«
Zögernd pflichtete Varzil bei. Er hätte bei einer solchen Gelegenheit ganz ähnliche Worte gebraucht. Starke Gefühle wie Liebe oder Hass, Eifersucht oder Zorn beeinträchtigen die Wahrnehmung und trübten das Urteil. Vermählten erlaubte man in Arilinn nicht, im gleichen Kreis zu arbeiten. Die sexuelle Enthaltsamkeit aufgrund der intensiven psychischen Arbeit war für die meisten Beziehungen ohnehin zu viel. Er und Felicia hatten beide schon eine Turmausbildung hinter sich gehabt, als sie einander begegneten; sie wussten, dass die körperlichen Einschränkungen der natürliche Preis für den Gebrauch ihrer Talente waren.
Als er auf Felicias ruhiges Gesicht hinabsah, erkannte Varzil, dass ihrer beider Beziehung in ihrem tiefsten Inneren weder romantischer noch sexueller Natur war, obwohl diese Aspekte, wenn sie sich ihrer erfreuen konnten, gewiss angenehm waren. Sie teilten eine Geistesverwandtschaft, die über das Fleischliche hinausging.
Jemanden wie sie lerne ich nicht noch einmal kennen, dachte er unwillkürlich, dann schauderte er. Sicher würde sie sich bei so berufener Pflege wieder erholen. Sie musste sich wieder erholen.
Er wich einen Schritt zurück, als Eduin an seine Seite trat. »Varzil, es tut mir Leid, dich unter diesen Umständen wieder zu sehen. Du bist herzlich willkommen, auch wenn du Hestral in einer finsteren Stunde aufsuchst.«
Varzil hatte so viel Freundlichkeit nicht erwartet. »Ich wusste nicht, dass du dich hier in Hestral befindest. Wir hatten gehört, du wärst nach Hause und anschließend nach Hali gegangen. Wie geht es deinem Vater?«
»Er ist genesen, danke. Während meiner Zeit in Hali hatte ich Gelegenheit, über meine Zukunft nachzudenken. Arilinn hat mir eine gute Ausbildung zuteil werden lassen, aber sie ließen mir dort wenig Raum für meine persönliche Entwicklung. Hier in Hestral gibt es keine solchen Einschränkungen.«
Eduin lächelte Varzil an, mit ruhigem Blick und tadelloser psychischer Ausstrahlung. Vielleicht, dachte Varzil, hatte er endlich den Ort gefunden, an dem er sich nicht mehr zusammenreißen und verbergen musste, wer er in Wirklichkeit war.
Varzil schwankte vor Erschöpfung, als kurz darauf ein älterer Mann eintrat, sich als Coridom des Turms vorstellte und ihm mitteilte, dass ein Gästezimmer vorbereitet worden sei. Der Turm von Hestral hatte keine Schutzmechanismen wie Arilinn mit seinem Schleier, der Nicht-Comyn den Zutritt verwehrte. Täglich kamen Männer und Frauen aus dem Dorf, um hier zu putzen und zu kochen.
Der Coridom schlurfte durch die Korridore und führte Varzil an den restlichen Wohnquartieren vorbei zu einer engen, schlecht beleuchteten Kammer. Die Luft roch modrig, als würde sie selten benutzt, obwohl die Bettstatt einigermaßen sauber war und die Mahlzeit, die auf dem Tablett auf einer Kommode stand, appetitanregend roch. Varzil verschlang das Essen, ohne auf den Geschmack zu achten, und taumelte in sein Bett.
Er erwachte einige Stunden später mit gewaltigem Hunger. Anhand des Lichts, das durch das einzige Fenster fiel, schätzte er, dass seit Sonnenaufgang erst ein oder zwei Stunden vergangen waren, nicht mehr. Nachdem er mehrmals falsch abgebogen war, erreichte er das Krankenzimmer, wo er Loryn und Oranna an Felicias Bett vorfand.
»Varzil, es tut mir ja so Leid.« Orannas Stimme war so dünn und grau wie ihre Wangen. »Wir haben alles versucht, was in unserer Macht stand.«
Ein schimmerndes Laran-Feld umgab Felicias reglose Gestalt. Je näher er kam, desto durchscheinender wurde es, bis nur noch ein schwaches Flirren zu sehen war. Aus Felicias Wangen war jegliche Farbe gewichen; eine wächserne Maske war zurückgeblieben. Varzil sah, wie sich ihre Brust schwach und zögernd hob und senkte.
»Ja«, sagte Loryn, »ihr Herz schlägt, ihre Lungen atmen. So viel konnten wir erreichen, aber für wie lange, wissen wir nicht. Eine ungeheure Energiemenge ist durch ihren Körper geflossen. Nicht einmal ihre Rückenmarksreflexe sind noch intakt. Am schlimmsten von allem ist aber, dass ihre Laran-Zentren schwer beschädigt sind.«
Das heißt, selbst wenn sie sich erholt… Varzil verbot sich den Gedanken. »Mit der Zeit und einem fähigen Laran-Heiler wird sie bestimmt… «, begann er.
Oranna schüttelte den Kopf. »Ich habe schon mehrere solcher Fälle gesehen und in den medizinischen Berichten noch nie Hinweise auf eine echte Heilung gefunden. Jedenfalls nicht von einer so schweren Verletzung.« Sie fuhr ein wenig
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