Darkover 05 - Zandrus Schmiede
zu menschlichem Fleisch hingezogen fühlte.«
»Das wäre ja wirklich schrecklich«, sagte Varzil. »Gewöhnliches Haftfeuer ist schon tödlich genug.«
Loryn projizierte ein Bild der Reihenfolge, die sie einhalten mussten, und sie machten sich an die Arbeit. Es war einfach, aber alles andere als leicht. Jeder Schritt bedurfte der uneingeschränkten Konzentration. Ohne Kreis mussten sie ihre psychischen Energien ganz aus eigener Kraft generieren.
Als Loryn eine Pause vorschlug, war Varzil schon fast am Ende seiner Kräfte angelangt, so bald nach seiner Reise durch die Relaisschirme. Schweiß bedeckte sein Gesicht und tropfte an den Schläfen hinunter. Sein Mund fühlte sich trocken und teigig an.
Er erhob sich, bemerkte die leichte Schwäche in seinen Knien und blickte auf das erste Gefäß. Sie hatten zwei oder drei Stunden lang gearbeitet und erst ein Viertel des Vorrats vernichtet.
»Richtig«, sagte Loryn, der seinen Gedanken auffing. »Aber dieser kleine Teil ist jetzt für immer unschädlich gemacht.«
Varzil nickte. »Langsames und gründliches Vorgehen ist vermutlich die klügste Art des Umgangs. Wenn man es mit etwas Bösem zu tun hat, ist man immer versucht, es sofort beseitigen zu wollen. Ich fürchte, das ist es, was anständige Menschen zu vorschnellen Lösungen verführt, die nur noch schlimmere Probleme schaffen.«
»Alle anständigen Menschen kann man so weit treiben, dass sie die Geduld und den Verstand verlieren«, stimmte Loryn zu.
Grau vor Erschöpfung ging Varzil ins Krankenzimmer. Er musste einfach in Felicias Nähe sein, so dringend, wie ein Ertrinkender Luft oder ein Trockenstädter Regen brauchte.
Steife Gelenke protestierten, als er die Treppe vom Steinkeller hinaufstieg. Er machte mehrmals Pause, um für den nächsten Schritt Kräfte zu sammeln. An der Tür zum Gemeinschaftsraum nahm er den Geruch von heißen Äpfeln und Fleischpastete wahr. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, und seine Beinmuskeln zuckten.
Du musst etwas essen, sagte er sich und lauschte dem Knurren seines Magens. Sonst wirst du noch krank. Du bist nicht nur für dein Wohlergehen verantwortlich. Möchtest du, dass durch deine Halsstarrigkeit Loryn den Gefahren des Haftfeuers ausgesetzt wird?
Die Stimmen in seinem Kopf waren eine bunte Mischung - der Stimme der alten Lunilla, zu Hause in Arilinn, von Fidelis, Oranna, sogar Felicia selbst. Es war schon immer ein Fehler von ihm gewesen, sich anzutreiben, als könne seine Hingabe über alle weltlichen Notwendigkeiten hinweggehen.
Serena, die an den Relais gearbeitet hatte, kam ins Zimmer gerauscht, als Varzil gerade seine zweite Pastete verdrückte.
»Alle hergehört! Schreckliche Neuigkeiten!«, rief sie.
»Was ist geschehen?«, fragte Eduin von der anderen Seite des Zimmers.
»Ich habe Nachricht von unseren Leronyn-Kollegen in Tramontana!«, sprudelte sie hervor, die Züge vor Aufregung gerötet. »Sie werden keine Laran-Waffen mehr für König Rakhal herstellen, und sie wollen auch nicht an seinem Krieg gegen Carolin Hastur teilnehmen, den sie jetzt als rechtmäßigen König bejubeln. Kurz und gut, der gesamte Turm hat seine Unabhängigkeit erklärt. Mehrere seiner Arbeiter haben Carolin schon ihre Hilfe angeboten - vielleicht sollte ich sagen, König Carolin.«
»Endlich«, meinte Eduin, »hat ein Turm den Mut gefunden, für seine Haltung einzustehen, statt einem arroganten Tiefland-Hali’imyn nach dem Mund zu reden!«
»Carolin hat geschworen, dass er weder Haftfeuer noch andere Laran-Waffen einsetzen wird«, sagte Varzil.
»Was für ein Narr«, entgegnete einer der Männer mit schüttelndem Kopf. »Rakhal wird nicht zögern einzusetzen, was in seiner Macht steht.«
Loryn erschien in der Tür. Er und Varzil wechselten einen Blick. »Dann ist es umso besser«, sagte der Bewahrer von Hestral, »dass wir ihm nichts geben können. Er muss wahrlich verzweifelt sein, wenn er bei uns anfragen lässt.«
»Das wird er wohl sein«, sagte Varzil nachdenklich, »denn hat er nicht schon gegen Dom Valdrin Castamir Haftfeuer eingesetzt? Das Zeug ist so schwierig herzustellen, dass ihm nicht mehr viel geblieben sein kann.«
»Aye, vielleicht bedauert er nun, dass er es so früh nach seiner Machtübernahme verplempert hat, wo er seiner jetzt doch weit eher bedarf«, sagte ein anderer.
»Umso besser für Carolins arme Männer«, meinte Serena.
»Eines Tages werden sie ohne derartige Waffen in den Krieg ziehen, wenn es überhaupt noch Kriege geben wird«, sagte
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