Darkover 05 - Zandrus Schmiede
körperlichen Nerven, sondern auch durch die Kanäle, die seine psychische Kraft beförderten. Er wand sich in diese und jene Richtung, wollte sich befreien.
Entsetzt erkannte er, dass sein Ringen den Griff um seinen Geist noch verstärkte. Er steckte seine gesamte Kraft in einen einzigen Aufschrei, einen einzigen Namen, den er in die Nacht hinausschleuderte -
VARZIL!
Und dann… Stille.
Langsam erhob sich Varzil. Ihm war speiübel aufgrund dessen, was er gesehen und empfunden hatte, aber noch mehr weil er wusste, was er jetzt tun musste. Die Matrixfalle war sorgfältig geplant und heimlich und mit großem Geschick platziert worden. Kein Außenseiter hätte das tun können. Nur jemand, der genau mit dem Turm von Hestral und Felicias psychischer Signatur vertraut war, konnte ein solches Gerät gebaut und ausgelöst haben.
Das hieß, dass der Attentäter ein Mitglied des Turms sein musste… aller Wahrscheinlichkeit nach sogar von Felicias eigenem Kreis.
»Ein Wahrheitsbann?«, wiederholte Loryn, eine Augenbraue staunend erhoben. »Das ist doch eine sehr außergewöhnliche Maßnahme, wenn wir keinen Beweis dafür haben, dass es tatsächlich eine Matrixfalle gab.«
Es war Loryn nicht gelungen, der verschmolzenen Gittervorrichtung die gleiche Reaktion zu entlocken, und Felicias Ring schien einzig auf Varzils Geist abgestimmt zu sein. Es gab nur Varzils Wort, dass die Sabotage des Gitters seinen Bewahrer zum Ziel gehabt hatte.
Mein Wort ist nicht das Wort eines gewöhnlichen Menschen. Ich bin ebenfalls Bewahrer.
»In Ermangelung klarer Beweise müssen wir alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel einsetzen, um die Wahrheit aufzudecken«, entgegnete Varzil. »Täusche ich mich, werde ich mich voller Demut entschuldigen… «
»Nein, das wird nicht nötig sein… «
»Habe ich aber Recht, und wir ignorieren diesen Umstand, beherbergt Ihr weiter einen Verräter in eurer Mitte. Wenn jemand einen Mord geplant und durchgeführt hat und ungestraft blieb, wird er wieder morden. Er wird Gründe finden, jene zu eliminieren, die ihm im Weg stehen.«
Egal, ob Könige oder Gemeine… oder Leronyn-Kollegen.
Loryn strich mit der Hand über eine Seite seines Gesichts. Er wollte offenbar nicht schlecht von seinen Leuten denken. Die Intimität zwischen einem Bewahrer und seinem Kreis betraf Geist und Seele.
»Es tut mir Leid, dass ich diese Krise nach Hestral brachte, wo du mir doch die Gastfreundschaft eines zweiten Zuhauses gewährt hast«, sagte Varzil freundlich. »In der kurzen Zeit, die ich hier bin, habe ich dich wie meinen leiblichen Verwandten lieben gelernt. Doch zu schweigen und mein Wissen für mich zu behalten, wäre ein erheblich größerer Verrat an deinem Vertrauen.«
Nach einer langen Pause sagte Loryn: »Du hast das Richtige getan. Wenn ich zögere, dann nicht aus Verdruss über dich. Treffen deine Vermutungen zu, hast du uns einen großen Dienst erwiesen. Ich werde den gesamten Turm zusammenrufen und jeden, wie du es wünschst, befragen. Der Wahrheitsbann wird die Angelegenheit klären, ohne dass der Schatten eines Zweifels bleibt.«
Loryn stand zu seinem Wort und versammelte in dieser Nacht die Arbeiter und Schüler des Turms von Hestral. Er wählte eine Stunde, zu der die meisten Mitstreiter gewöhnlich wach waren. Jegliche Arbeit wurde unterbrochen, selbst der Wachdienst an den Relais.
Varzil saß auf einer Seite des Zimmers, beobachtete und hörte zu. Das neugierige und überraschte Gemurmel, laut gesprochen und in Gedanken, erinnerte ihn an Flügelschläge oder Regen, der auf die Oberfläche eines Sees prasselt.
Aufgescheuchte Vögel. Aufgewühltes Wasser.
Ein lautloses Zeichen pflanzte sich durch die Gesellschaft fort und hinterließ Schweigen. Loryn begab sich zur Vorderseite des Zimmers und ergriff das Wort. Seine sanfte Stimme bewirkte, dass die Aufmerksamkeit aller im Zimmer sich auf ihn richtete.
»Wir haben uns hier heute voller Trauer über den Verlust von Felicia Leynier versammelt. Uns allen ist bekannt, dass sie vor zwei Monaten bei ihrer Arbeit als Bewahrerin schwer verletzt wurde, bei einer scheinbar zufälligen Rückkopplung. Neuerdings gibt es jedoch Hinweise, die vermuten lassen, dass dieser schreckliche Unfall vielleicht doch kein Versehen war.«
Er hielt inne, damit die anderen seine Worte aufnehmen konnten. Varzil, der seine Sinne ganz auf die Versammlung ausrichtete, fing verstreute Gedanken auf.
Ein Fehler im Gerät? Ein beschädigter Kristall? Ist sie einer
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