Darkover 05 - Zandrus Schmiede
geschickt?«
»Nein!« Die Stimme des Jungen klang schrill. »Nein, ich würde doch nie… «
»Dann gibt es nichts, was du dir vorzuwerfen hättest, besonders nicht, wenn du nichts Unrechtes herbeigeführt und die Kontrolle nicht verloren hast. Was genau ist denn geschehen?«
»Ich weiß es nicht! Ich zermartere mir schon die ganze Zeit das Hirn und versuche einen Grund zu finden! Es gibt einfach keinen.«
»Beginn am Anfang. Wie entstand… « Varzil deutete auf die Matrixapparatur. »… dieses Gerät?«
Der Junge holte tief Luft, um sich zu fassen. »Unser Ziel war es, meine Wetterfähigkeit zu modulieren. Wenn es mir gelungen wäre, sie richtig in den Griff zu bekommen, wäre das alles nicht nötig gewesen. Ich habe etwas vom Wettersinn der alten Rockravens, wisst Ihr?«
Varzil nickte und schickte einen beruhigenden Impuls in das Bewusstsein des Jungen.
»Es schien mir mehr als ein bloßes Talent zu sein, durch das ich Muster in den Bewegungen von Wind und Wolken spüre. Das können viele Menschen, auch wenn sie es nicht wissen. Sie glauben, der Nestbau von Vögeln oder das Wachstum von Schafswolle gäbe ihnen Auskunft darüber, dass sich ein Sturm zusammenbraut. Ich… ich habe Augenblicke, in denen ich diese Energien sehe. Für mich sind sie wie Flüsse und Ströme, so breit und tief und stark, dass ich keine Worte dafür finde. Gewöhnliche Stürme spielen sich in der Luft ab. Aber diese Flüsse verlaufen unter der Erde, und alles… « Er machte eine Geste, die nicht nur das Zimmer, den Turm und das Tal einschloss, sondern auch die Länder dahinter, »… alles antwortet ihnen.«
Bei Aldones! Er sieht die Magnetlinien des Planeten!
»Ich sehe sie nicht immer«, plapperte der Junge weiter, »auch dann nicht, wenn ich mich darauf konzentriere, aber ich habe nie etwas dagegen tun können. Felicia glaubte, eines Tages wäre es mir möglich.«
Wenn du das schaffst, wird jeder Tyrann auf Darkover hinter dir her sein. Varzil wagte es nicht, sich vorzustellen, welche Verwendung Rakhal Hastur für das Talent des Jungen finden könnte.
Der Jüngling berichtete weiter, dass Felicia beabsichtigt hatte, seine natürliche Fähigkeit durch eine eigens gebaute Matrix zu fokussieren und ins Gleichgewicht zu bringen, je nach Bedarf zu verstärken und zu dämpfen.
»Es hätte klappen müssen! Alle vorbereitenden Tests haben wundervolle Ergebnisse gezeigt - als hätte ich auf einmal Scheuklappen abgelegt, die ich mein Leben lang trug. Aber wir hatten es noch nicht als Kreis versucht - das sollte der erste Test werden. Doch es verzögerte sich von Tag zu Tag. Gestern waren wir dann endlich so weit.
Wir fingen auf die übliche Weise an, und dann, als wir uns im Kreis eingerichtet hatten, spürte ich, dass Felicia die Brücke zum Gitter errichtete. Etwas - ich weiß nicht, was, es war einfach nur heiß und weiß - explodierte genau an der Stelle, an der sie sich befand. Sie versuchte den Kreis aufrechtzuerhalten. Ich spürte ihre gewaltigen Anstrengungen. Dann versetzte mir etwas einen Schlag, als träfe mich ein Eimer mit glühenden Kohlen. Mir brummt immer noch der Schädel.«
Varzil schritt durch das Zimmer, und sein Geist tastete den psychischen Raum ab. Die Atmosphäre bebte noch von den Resten zerstörerischer Energie. Er konnte sie nicht identifizieren. Es gab keine Spur eines Eingriffs von außen oder einer Perönlichkeit, die sich eingemischt hätte. Sein Weg führte ihn zu der Tür, neben der auf einem Tisch zwischen Tellern voller Speisen, Krügen mit gesüßtem Wein und einem gefalteten Schal ein telepathischer Dämpfer lag. Er berührte den Dämpfer und spürte den sanften, schwebenden Puls seiner Störfelder.
»War der eingeschaltet?«
Der Junge blickte ihn erstaunt an. »Selbstverständlich. Benutzt Ihr sie in Arilinn nicht?«
»Durchaus. Und niemand hat das Zimmer körperlich betreten?«
»Nein, nichts dergleichen. Warum fragt Ihr? Es war ein Unfall!«
Entweder das, oder es lag an Felicias Unvorsichtigkeit. Varzil konnte nicht glauben, dass sie ihr Schicksal selbst herbeigeführt hatte. Sie war nach Arilinns strengen Maßstäben ausgebildet und zu fachkundig, um über ihre Fähigkeiten hinauszugehen, besonders, wenn Geist und Leben anderer von ihr abhingen. In ihrem letzten Gespräch über Relais hatte Selbstvertrauen in ihren Worten mitgeschwungen. Sie hatte genau gewusst, was sie tat.
Varzil deutete auf die ruinierte Matrix. »Ich muss sie untersuchen. Vielleicht entdecke ich einen Fehler oder
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