Darkover 05 - Zandrus Schmiede
aber immer weniger Zeit. Der Ring mit dem Funken aus lebendigem Licht enthielt erheblich mehr von Felicia als die Hülle ihres Körpers.
Als der eiserne Griff des Winters gebrochen war, fiel selbst der Frühlingsregen milder als in früheren Jahren. Reisende wagten den Aufbruch. Anfangs trauten sich nur die härtesten unter den Händlern auf die schlammigen Straßen, aber im Laufe der Zehntage tummelten sich dort immer mehr.
Und mit ihnen kamen die Soldaten.
Die Straßen waren kaum getrocknet, obwohl die Felder und Hecken noch vor Feuchtigkeit schimmerten, als eine Kompanie bewaffneter Männer zu den Toren des Turms von Hestral hinaufpreschte. Sie trugen Wimpel mit der Hastur-Fichte, Silber auf blauem Grund.
Loryn ging zusammen mit seinen erfahrensten Arbeitern hinunter, um sich ihnen an den Toren zu stellen. Er hatte sich die Zeit genommen, seine Gewänder eines Bewahrers und die Insignien seines Ranges anzulegen. »Begleite mich, Varzil, vielleicht benötige ich deinen Rat.«
Auf seine Berührung hin öffnete sich das Matrixschloss, und die Tore schwangen auf. Der Hastur-Hauptmann saß auf einem hohen braunen Pferd, umgeben von seiner berittenen Gefolgschaft. Sein Gesicht und seine Haltung waren Varzil vage vertraut; sie mussten sich während des Mittwinterfests begegnet sein, das Varzil in Hali verbracht hatte, er und Carolin und seine Vettern Lyondri und Rakhal, welcher nun auf Carlos Thron saß. Und Maura und Jandria und ihr Bruder Orain. Und Eduin.
Der Hauptmann starrte Varzil übermäßig lange an und erkannte ihn anscheinend ebenfalls.
Meine Anwesenheit hier könnte für Hestral ein Nachteil sein, schickte Varzil einen telepathischen Gedanken an Loryn. Männer wurden schon für ihre Sympathie hingerichtet, ihre Häuser deshalb dem Erdboden gleichgemacht. Rakhal weiß von meiner Freundschaft mit Carolin Hastur.
Ich glaube nicht, dass Rakhal Hastur die Auseinandersetzung mit Arilinn sucht, erwiderte Loryn. Er ist zu durchtrieben, um die Feindschaft eines Turms zu riskieren, der nicht seiner Kontrolle untersteht.
Varzil folgte Loryn durch das offene Tor, sich völlig bewusst, dass er außerhalb des Schutzes der Matrix, die alle Waffen fern hielt, eine Welt betrat, in der andere Gesetze herrschten. Er hob das Kinn. Als Laranzu und Bewahrer war er keineswegs hilflos. Er wusste sich zu verteidigen. Nur ein Verrückter würde einen von einem Turm ausgebildeten Arbeiter angreifen, und dann auch nur einziges Mal.
Dennoch wirkte die Gruppe der Soldaten nun, da er vor ihr stand, erheblich größer als vorhin durchs Fenster. Die Gesichter der Männer waren gerötet vom langen Reiten in der rauen Frühlingsluft. Zwei saßen etwas abseits von den anderen, die Kapuzen der grauen Reiseumhänge tief in die Gesichter gezogen. Varzil erkannte sie sofort als Laranzu’in aus dem Turm von Hali, aber obwohl sich ihre Gedanken an den Relais schon viele Male begegnet sein mochten oder einer der beiden ihn nach seinem Abenteuer im Wolkensee von Hali vielleicht gepflegt hatte, ließ die Situation es nicht zu, dass sie einander begrüßten.
So ist der Krieg, er trennt Gleichgesinnte und bringt Menschen dazu, jene zu töten, die sie einmal retteten.
Ein junger Mann, kaum mehr als ein Junge, trieb sein Pferd nach vorn, brachte eine Trompete zum Vorschein und blies eine Fanfare, bevor er rief: »Auf Geheiß Rakhal Felix-Alar Gavriels, des Königs von Hali und Hastur von Hastur!« Dann rasselte er noch eine Anzahl weiterer Titel herunter und schloss: »Ich habe eine Botschaft für den Bewahrer des Turms von Hestral.«
Die Schmähung, die damit verbunden war, Loryns Namen und Rang nicht zu nennen, war eklatant. Die Hastur-Streitmacht war nicht in friedlicher Absicht gekommen.
»Im Namen des Turms von Hestral begrüße ich Euch«, sagte Loryn. »Unsere Sitten lassen es nicht zu, dass in unseren Grenzen Männer Waffen tragen. Wenn Ihr Eure draußen lasst, seid Ihr drinnen willkommen. Dort können wir bequem und ungestört unsere Geschäfte tätigen.«
Gut gegeben, dachte Varzil. Mit untadeliger Höflichkeit hatte Loryn es dem Hastur-Hauptmann unmöglich gemacht, ausweichend zu antworten.
Der Hauptmann bewegte sich unruhig im Sattel. »Ich bleibe lieber, wo ich bin, obwohl ich Euch für Eure Gastfreundschaft danke. Meine Mission bedarf keiner Heimlichkeiten. Alle hier wissen, dass ich auf Geheiß meines Lehnsherrn und Königs Rakhal Hastur hier bin, um das fällige Haftfeuer abzuholen.«
»Ich fürchte, Ihr kommt vergebens«,
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