Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Person er eigentlich ist. Carolin hat ihn geliebt und ihm vertraut und ihn mit Gefälligkeiten überschüttet. Aber die Menschen ändern sich, oder vielleicht ändert sich auch das Leben, und manchmal verbergen sie ihre wahre Natur.«
»Vielleicht gibt es den Mann, der Carolins guten Willen wert war, irgendwo noch«, sagte Oranna mit einem knappen, strahlenden Lächeln.
Varzil konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. »Du hast so viel Vertrauen in die Menschen, Carya. Auch das macht dich zu einer guten Überwacherin. Ich fürchte nur, dass du es in diesem Fall am falschen Ort investierst. Aber lass uns hoffen, dass sogar Menschen wie Rakhal eines Tages zur Vernunft kommen werden.«
Er unterbrach sich. Das war tatsächlich Loryns Hoffnung gewesen, dass durch die Weigerung, es ihren Belagerern heimzuzahlen oder sie weiter zu provozieren, Hestral die Situation vielleicht entspannen könnte, bis sich eine friedliche Übereinkunft treffen ließ, eine Art Kompromiss.
Varzil setzte sich in einen der großen, bequemen Sessel neben der jetzt erloschenen Feuerstelle. Sein Körper, angespannt und vor Erschöpfung schmerzend, sackte rücklings in die Kissen. Er ließ seinen Kopf gegen die hohe Rückenlehne des Stuhls sinken. Als er die Augen schloss, schweiften seine Gedanken in jene Zeit vor so vielen Jahren zurück, als er ohne die geringste Ahnung, wie er Erfolg haben sollte, die Höhle der Katzenmenschen betreten hatte, fest entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um seinen Bruder zu befreien.
Wenn ich, ein bloßer junge, die Katzenwesen erreichen konnte, die nicht einmal Menschen waren, dann muss es doch möglich sein, einen Ausweg aus dieser Falle zu finden… einen anderen Weg als den Eduins.
Varzil dämmerte in den Schlaf hinüber. Noch einmal durchstreifte er Höhlen, die im Dämmerlicht von Menschenhand gehaltener Fackeln lagen. Gänge öffneten sich vor ihm. Er ging weiter, auf der Suche nach etwas. Die Tunnel wurden dunkler, als er das leichte orangefarbene Leuchten hinter sich ließ. Vor sich sah er einen blassen Schatten. Ein Licht, das stärker wurde, farblos und kühl, als er darauf zustrebte. Er erkannte es als die Überwelt und wusste, dass ihn etwas - oder jemand - dorthin zog.
Die Dunkelheit der Höhle löste sich auf. Von einem hastigen Schritt zum anderen trat er in die graue Landschaft der Überwelt hinaus, die hinter und jenseits jeder körperlichen Dimension lag.
Eine Frau stand vor ihm, die Arme ausgestreckt, das Gewand von einem nicht spürbaren Wind gebauscht. Ein klares weißes Strahlen wie das Licht im Inneren des Ringsteins ging von ihrem Körper aus. Ihr Haar umrahmte das Gesicht wie eine Aureole aus roten Locken. Sein Herzschlag setzte aus, als er sie erkannte -
Felicia!
Ein Lächeln erhellte ihre Züge, und sie näherte sich ihm. Er sah, wie ihr Mund sich bewegte und seinen Namen formte, obwohl ihn kein Laut erreichte.
Varzil… Varzil…
Es war nicht Felicias Stimme, sondern die eines anderen, und sie erklang nicht vor ihm, sondern hinter ihm, in den verschlungenen Höhlengängen. Er zögerte und wusste, dass er diesem Ruf antworten musste, war aber nicht willens, sich abzuwenden. Sie vor sich zu sehen, gesund und wunderschön, sie in die Arme zu nehmen, auch wenn es die substanzlosen Arme der Überwelt waren…
VARZIL!
Im nächsten Moment befand er sich wieder in seinem Sessel in Hestrals Gemeinschaftsraum, und jemand rüttelte ihn an den Schultern, brüllte seinen Namen. Jäh erwachte er. Sein Blick richtete sich auf das über ihn gebeugte Gesicht - Marius Rockraven. Die Wangen des Jungen waren blass, und seine Augen wirkten entzündet. Hinter ihm entdeckte Varzil Oranna und Serena.
»Varzil!«, rief Marius erneut. »Bitte wach auf! Wir brauchen dich!«
Varzil vertrieb die letzten Reste von Müdigkeit und Schlaf aus seinen Gedanken. Er setzte sich auf. »Was ist geschehen?«
»Ich war an den Relais, als von Hali eine Nachricht kam - für Loryn. Sie meinten, dass es nicht warten könne. Loryn… ich klopfte an, rief nach ihm, aber er antwortete nicht; ich wollte ihn nicht wecken, wenn er so furchtbar müde ist.« Marius schluckte. »Soll ich es noch einmal versuchen? Was sage ich Hali jetzt?«
»Schon gut«, antwortete Varzil und stand auf. Der kurze Schlaf war überraschend tief gewesen, und die schlimmsten Schmerzen waren aus seinen Muskeln gewichen. »Oranna, sieh nach Loryn.«
»Schon unterwegs«, sagte sie und fuhr herum.
»Ich rede mit Hali.« Varzil eilte
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