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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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ließ den Eindruck stummen Mitgefühls zurück. Varzil begab sich an Eduins Seite und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Die Geste diente teils dem Trost, teils der Diagnose und teils der Segnung.
    Der arme umnachtete Narr. Vielleicht werden wir nie erfahren, was ihn dazu trieb, all dieses Potenzial wegzuwerfen, all dieses brillante Talent. Möge Aldones ihm Frieden gewähren, denn die Welt der Menschen wird es ganz gewiss nicht tun.
    »Tragt ihn behutsam in seine Gemächer und haltet bei ihm Wache, damit er sich nichts antut«, sagte Varzil zu den anderen. »Ich werde mit Loryn besprechen, was als Nächstes geschehen soll.«
    Einer der Männer nahm Eduins Arm und legte ihn sich um den Hals. »Und wir, Vai dom? Was wird aus uns?«
    Varzil vermutete, dass sie sich ihre Strafen selbst auferlegen würden, erheblich strengere als alle, die er oder Loryn sich ausdenken konnten.
     
    Am Fuß des Turms war auf den schlammigen Straßen und dem Feld alles ruhig, abgesehen von den Soldaten, die ihre toten und verstümmelten Kameraden forttrugen. In ihrer Mitte bewegten sich die Hastur-Leronyn, die ihre Macht einsetzten, um das schlimmste Leid zu lindern. Einige der restlichen Dorfbewohner kamen zum Vorschein, um zu helfen, und das ohne ersichtlichen Zwang.
    Später am Tag bewölkte sich der Himmel, und dann begann es zu regnen. Es ging fast kein Wind, und der Regen, der gerade nach unten fiel wie der Schleier Arilinns, war erstaunlich warm. Varzil meinte, der Himmel weine über das Geschehene, aber dann schob er diese Vorstellung als Phantasie eines Jammerlappens beiseite. Vielleicht waren es auch Schuldgefühle, weil er Eduin verdächtigt hatte; er hatte deutlich gesehen, dass Eduin zu verzweifelten und törichten Maßnahmen griff, ohne etwas dagegen zu tun. Er hatte die Angelegenheit Loryn überlassen, was dem üblichen Verhalten innerhalb der Türme entsprach, aber das befreite ihn nicht von seiner Verantwortung.
    Er musste dafür sorgen, dass Eduin Gerechtigkeit widerfuhr, auch wenn er nicht wusste, welche Form sie annehmen würde.
    In den Privaträumen des Bewahrers lauschte Varzil den Aussagen der anderen Arbeiter aus Eduins Kreis. Einer nach dem anderen traten sie ein, beschämt und verschüchtert, in unterschiedlichem Maße trotzig. Das wässrig graue Licht ließ das Zimmer kälter erscheinen, als es in Wahrheit war. Loryn selbst saß reglos an seinem Platz und überließ es Varzil, die Fragen zu stellen.
    »Ich dachte… diese Belagerung wird weitergehen, und sie werden dort sitzen und uns allmählich unsere Kraft rauben, während wir verhungern«, sagte ein Mann. »Und im gleichen Zeitraum würden unsere Freunde im Dorf ihre Häuser verlieren, ihre Ernte und wer weiß was noch. Ich fand, dass Eduin Recht hatte.«
    Loryn antwortete nicht, weder laut noch in Gedanken. Er wirkte grau, wie am Rande der geistigen und körperlichen Erschöpfung. Seine Schultern hingen durch.
    »Wir besaßen die Macht, sie zu vernichten«, führte der Mann weiter aus, und seine Worte sprudelten nur so heraus, aber in einem seltsamen Tonfall, der Varzil verriet, dass es nicht seine, sondern Eduins Worte waren. »Warum diese Macht nicht nutzen? Warum nicht den Preis für ihre Aggression so hoch ansetzen, dass er selbst einem Wahnsinnigen wie Rakhal zu hoch war?«
    »Diese Männer da unten haben sich ihr Schicksal nicht ausgesucht«, gab Varzil zu bedenken. »Es sind gewöhnliche Soldaten, die mit Schwertern und Speeren kämpfen, und sie befolgten die Befehle derer, denen sie Gehorsam geschworen haben. Welche Möglichkeit sollten sie haben, sich gegen einen Angriff auf ihren Verstand zu verteidigen? Ihr habt beschlossen, sie in Panik sterben zu lassen. Maßt ihr euch die Vorrechte eines Gottes an? Haben diese Männer sich irgendwie in Bestien verwandelt, die ihr nach eigenem Gutdünken abschlachten könnt?«
    Obwohl Varzil leise sprach, wich die Selbstsicherheit des Mannes. »So… so ein Monster bin ich nicht. Ich fand es richtig, so zu handeln. Eduin war so überzeugend, so sicher. Er sagte, da wir die Macht besäßen, uns gegen die Tyrannei zu behaupten, wäre es auch unsere Pflicht.«
    »Ist Eduin der Hüter deines Gewissens?«, wollte Varzil wissen.
    Einen benommenen Augenblick lang starrte der Mann ihn an. »Wem soll ich denn glauben?«
    ]a, wem?, fragte sich Varzil. Einem Bewahrer, der zu schwach ist, um die angemessene Disziplin einzufordern? Einem königlichen Thronräuber, der sich nur für seinen eigenen Machthunger

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