Darkover 05 - Zandrus Schmiede
interessiert?
Der Vertrag, so er jemals zustande kam, wäre erst der Anfang, ein umfassender Ehrenkodex zwischen allen Menschen. Die Türme selbst benötigten mehr, weil sie ein ungleich größeres Potenzial für Zwietracht und Zerstörung besaßen. Varzil wusste nicht, welche Form es annehmen würde - eine Liga der Bewahrer, eine Kodifizierung der Ethik und Tradition. Etwas musste ausgearbeitet werden, sonst würde Darkover von der Instabilität ins Chaos stürzen.
In dieser Welt ist nichts sicher außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters, lautete eine alte Redewendung. Hinzu kommt, dachte Varzil, die Neigung der Menschen, die große Macht, die sie besaßen, zu missbrauchen.
Als sie fertig waren, bedauerten alle bis auf einen aufrichtig, was sie getan hatten. Varzil schlug Loryn vor, diesen Mann von der Arbeit zu suspendieren und nach dem Ende der Kämpfe nach Arilinn oder Hali zu schicken, damit er dort eine bessere Ausbildung erhielt. Der Mann nahm das Urteil erstaunlich gefasst auf, als wäre ihm bewusst, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab, weiter rechtmäßig in einem Turm tätig zu sein.
Serena klopfte an die Tür. »Eduin wartet. Wenn ihr bereit für ihn seid… «
»Er soll eintreten«, sagte Loryn.
Eduin trat ein und setzte sich auf ein Nicken Loryns hin in einen Sessel in der Mitte des Zimmers. Obwohl seine Laran-Barrieren hochgefahren waren, spürte Varzil die Wogen der Wut, die in seinem Verstand brandeten.
Ich hatte sie schon fast! Ich hätte heute gesiegt, wenn dieser scheinheilige Varzil sich nicht eingemischt hätte! Und nun richtet er auch noch über mich. Unerträglich!
»Eduin!«, begann Loryn mit schwerer, langsamer Stimme. »Du hast einen schweren Verstoß gegen die Prinzipien dieses Turms und des menschlichen Anstands begangen.«
Eduins Kinn ruckte hoch. »Nicht ich habe diesen Verstoß begangen, wie du nur zu gut weißt. Rakhal und seine Wölfe - obwohl das eine Beleidigung für die Wölfe ist - haben die gegenwärtige Krise herbeigeführt. Nicht ich - wir - haben diese Fehde vom Zaun gebrochen, aber wir werden ihr auch ein Ende bereiten. Das heißt, wenn wir nicht von denen daran gehindert werden, die lieber ihrem persönlichen Kummer nachgeben.« Er schaute kurz zu Varzil.
Varzil blinzelte, verblüfft über Eduins Heftigkeit. »Unser beiderseitiges Verhältnis, deines und meines, war nie sonderlich unbeschwert, wenn du das meinst. Darum geht es hier nicht. Ich bin weder Ankläger noch Richter. Deine Taten werden für sich sprechen.«
»Eduin, du hast einen Kreis zusammengeführt, obwohl du nicht als Bewahrer ausgebildet bist, und das auch noch gegen meinen ausdrücklichen Befehl«, sagte Loryn. »Matrixarbeit ist an sich schon schwierig und gefährlich, selbst mit der besten Ausbildung. Du hast nicht nur dein Leben und deinen Verstand aufs Spiel gesetzt, sondern auch noch das der Männer, die dir vertrauten. Dies… «, er seufzte tief, als bereite ihm das Sprechen Schmerzen, »… kann ich nicht dulden. Nicht nur das, du hast auch noch den Konflikt mit Rakhal Hasturs Männern auf die Spitze getrieben. Du… «
»Ich habe den Konflikt beendet! Ich habe das getan, wofür kein anderer iri diesem Turm die Cojones hatte.« Eduin deutete auf die Tore und das Schlachtfeld dahinter. »Wer will uns jetzt noch angreifen?«
»Darum geht es nicht«, sagte Loryn. »Wenn du nicht auf die Vernunft hören willst, habe ich keine andere Wahl, als dich unter Aufsicht zu stellen, bis wir über dein Schicksal befinden können.«
Eduin sprang auf und deutete auf Varzil. »Das ist alles nur sein Werk!«
Getroffen erhob sich auch Varzil. Es schien ihm nur angemessen zu sein, Eduins Anschuldigungen aufrecht zu begegnen.
»Begreifst du denn nicht?«, schrie Eduin. »Er benutzt den Vorfall, um einen privaten Rachefeldzug gegen mich zu führen! Schon als Schüler in Arilinn konnte er mich nicht ausstehen. Er nutzte jede Gelegenheit, um mich mies zu machen und andere gegen mich einzunehmen. Carolin Hastur war mein Freund, bis Varzil seine Gedanken vergiftete. Sogar seine Schwester fiel seinen selbstsüchtigen Manipulationen zum Opfer! Ihr habt einen Verräter in eurer Mitte, Loryn! Achte darauf, dass du ihn nicht an deinem Busen nährst, sonst wirst du zu deinem Leidwesen erfahren, wie heimtückisch er ist!«
Die Tür schwang auf, und zwei Matrixarbeiter eilten herein. Einer trug einen telepathischen Dämpfer, der andere ein offenes Fläschchen. Varzil nahm den Geruch wahr und
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