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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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jungen Männer im Zimmer verblieben.
    Das rothaarige Mädchen begann, mit leiser, süßer Stimme eine Ballade zu singen. Varzil konnte die Worte nicht alle verstehen, aber er kannte die Melodie. Das Lied erzählte die Geschichte des Untergangs von Neskaya und Tramontana, wie die Leronyn in dem einen Turm gezwungen worden waren, mentale Blitze auf ihre Verwandten im anderen Turm niederregnen zu lassen. Hin- und hergerissen zwischen Liebe und Pflichtbewusstsein, hatten zwei Schwurbrüder sich entschieden, sich lieber zu opfern, als eine solche Gräueltat zu begehen. Es war eine mitreißende Melodie, eine, die das Blut rauschen ließ und bewirkte, dass man mit den Zehen im Rhythmus auf den Boden tippte, Carlo summte mit und wiegte sich unbefangen hin und her. Schließlich kam der letzte Refrain zum Ende, und die Mädchen gingen auf ihre Zimmer.
    Nachdem sie weg waren, hätte Varzil nicht sagen können, welcher Teil des Liedes ihn so berührt hatte. Er hatte es im Lauf der Jahre in verschiedenen Versionen gehört. Es war nicht der Gesang des Mädchens gewesen, der zwar angenehm, aber nicht wirklich etwas Besonderes gewesen war. Er wusste nur, dass der junge Mann neben ihm das Gleiche empfand. Vielleicht, sagte er sich, liegt es daran, hier in Arilinn zu sein, einem Ort, der den Türmen im Lied ganz ähnlich ist, unter Menschen, die ganz ähnlich sind wie diese Helden, und zu wissen, dass man zu ihnen gehörte. Würde er sie eines Tages auch so leidenschaftlich lieben? Auster und Fidelis, sogar Lunilla achtete und bewunderte er bereits. Mit der Zeit würde er sicher auch so für Carlo empfinden, aber Eduin? Varzil holte tief Luft und seufzte. »Ich habe mir anscheinend schon einen Feind gemacht«, sagte er. »Und ich weiß nicht mal, warum.«
    »Sprichst du von Eduin? Ich bin froh, dass du mich nicht für deinen Feind hältst«, sagte Carlo mit liebenswertem Lächeln. »Mach dir seinetwegen keine Gedanken. Er ist schon in Ordnung, wenn man ihn erst kennt. Ich denke, er ist ein wenig ernst. Er ist erst seit vier Jahren hier und wird bereits für die höheren Ebenen ausgebildet. Er hat das Recht, sich uns, die wir noch nicht in den Kreisen arbeiten müssen, ein wenig überlegen zu fühlen.«
    »Arbeitest du dort nicht?«
    »Oh, manchmal schon, wenn die Arbeit technisch nicht zu herausfordernd ist. Ich tue, was sie mir erlauben, aber alle wissen, dass ich nicht hier bleiben werde. Ich denke, man könnte sagen, dass ich zu einem vorübergehenden Aufenthalt hier bin und für den Thron ausgebildet werde, nicht für den Turm.«
    »Für den… wer bist du, Carlo?«
    Carlo senkte den Kopf und wirkte zum ersten Mal schüchtern. »Ich dachte, du wüsstest es.« Er sah Varzil aus Augen voller grauem Licht an. »Ich bin Carolin Hastur.«
    Carolin Hastur. Hastur von Hastur, Neffe und Erbe von König Felix. Der Tod von Rafael II. hatte Carolin zum künftigen Herrscher des mächtigsten Zweigs des Hastur-Königreichs gemacht.
    Seit dem Frieden von Allart Hastur, der dem langen blutigen Konflikt zwischen Ridenow und Hastur ein Ende gemacht hatte, waren zweihundert Jahre vergangen. Dennoch gab es immer noch Krieg in den Hundert Königreichen, in Form eines Dutzends kleinerer Konflikte. Hastur und Ridenow standen dabei nicht auf entgegengesetzten Seiten - noch nicht.
    Einem Impuls folgend streckte Varzil die Hand aus und legte seine Finger zwischen Carolins locker gefaltete Hände. Es war nicht ganz eine Geste der Lehenstreue und wäre als solche auch unangemessen gewesen.
    Was immer auch geschieht, wir beide werden Brüder sein.
    Wir müssen einfach, spürte er Carolins Gedanken. Dann sagte Carlo laut: »Ich weiß nicht, warum, aber du gehörst hier in diesen Turm, wie ich in die Welt hinaus gehöre, und ich weiß auch, dass wir um unserer Welt willen eine Brücke zwischen den beiden schaffen müssen.«
    Wie die Bredin in diesem Lied. Verlegen über seine idealistischen Gefühle zog Varzil die Hand zurück. Ohne den körperlichen Kontakt brach auch die geistige Verbindung ab. Aber etwas blieb, als hätten sie tatsächlich in diesem kurzen Augenblick einen Schwur geleistet.
     
    Alle in Arilinn arbeiteten, nicht nur an ihren Studien und der Disziplin des Laran, sondern sie arbeiteten auch körperlich an der Erhaltung des Turms. Lunilla war eine hervorragende Organisatorin, und so wurde Varzil schon bald nach seiner Ankunft zum Töpfeschrubben, Bodenfegen und Zwiebelschälen eingeteilt. Er half, die Bettwäsche zum Waschen in die Stadt zu

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