Darkover 05 - Zandrus Schmiede
schaffen und viele andere Dinge zu erledigen.
»Die Kyrri sind auf ihre Weise nützlich«, erklärte Lunilla, um Proteste vorwegzunehmen, die sie schon hundertmal gehört hatte, »aber sie denken nicht so wie Menschen. Wir haben gelernt, dass es besser ist, sie nicht in die Nähe eines schmutzigen Tellers oder eines Korbs mit Äpfeln zu lassen.«
An einem frostigen Morgen, etwa einen Monat nachdem er in Arilinn eingetroffen war, machte sich Varzil mit Carolin, Eduin, Cerriana und der jungen Valentina, dem Mädchen mit den Locken, auf den Weg zum Apfelpflücken. Ein dankbarer Kaufmann, dessen Frau und Sohn die Überwacher des Turms bei der Geburt des Kleinen gerettet hatten, hatte dem Turm die Ernte eines kleinen Obstgartens gestiftet, dessen säuerliche grüne Früchte hervorragend für Pasteten und Kompott geeignet waren.
Sie bildeten eine feierliche Karawane mit Carolin auf seinem schönen Pferd, Eduin auf einem Maultier und den anderen auf mit Körben beladenen Chervines. Varzil saß wegen der riesigen Weidenkörbe in einer Art Schneidersitz auf dem Rücken des Tiers, was seinem Hinterteil jede Menge blaue Flecken einbrachte.
Als die jungen Leute den Obstgarten erreichten, hatte die Sonne den Frost weggeschmolzen, nur im Schatten gab es noch ein wenig Reif. Der Garten befand sich an den unteren Hängen des westlichen Zwillingsgipfels. Varzil sah, dass viele Bäume alt und von Jahrzehnten der Vernachlässigung verkrüppelt waren. Irgendwann hatte jemand mit mehr Begeisterung als Kenntnissen versucht, sie zu beschneiden. Schwer verknotete Äste reckten sich ungleichmäßig nach allen Seiten und gaben den Bäumen das Aussehen von betrunkenen Tänzern bei einem Mittsommertanz. Die Äste bogen sich unter den glänzenden grünen Äpfeln.
Die jungen Leute pflockten Pferd und Maultier an und ließen die Chervines grasen. Eduin und Cerriana, die schon in den vergangenen Jahren in diesem Obstgarten gearbeitet hatten, holten Holzleitern und Schürzen aus einem kleinen Schuppen. Mit der gewaltigen Segeltuchschürze sah Valentina aus wie eine Puppe, die von einem Seemann angekleidet worden war.
Cerriana hatte nichts für Höhen übrig, also kümmerten sie und Valentina sich um die tief hängenden Äste, die vom Boden aus zu erreichen waren. Eduin und Carolin machten sich an den größten Baum am Ende der Reihe. Innerhalb von ein paar Minuten waren sie von der Leiter in die verkrümmten Äste geklettert.
Varzil legte die Leiter auf seine übliche sorgfältige Weise an und betrachtete die Äste. Apfelholz war nicht biegsam wie das von Weiden. So schwer wie diese Äste beladen waren, konnten sie bei einem rauen Wind leicht brechen. Als er hinaufstieg, knarrte der Baum unter seinem Gewicht.
Er begann zu pflücken und ließ die Äpfel in die Taschen seiner Schürze fallen. Der Duft des Obstes stieg ihm in die Nase, süß von trägen Sommernachmittagen. Er biss in einen Apfel. Die Schale war fest, das Fruchtfleisch frisch, der Saft schmeckte säuerlich und gleichzeitig honigsüß.
Valentina, die Jüngste, begann mit ihrer reizenden Kinderstimme ein Lied, und Cerriana sang mit. Eduin hatte eine überraschend gute Tenorstimme, ebenso wie Carolin. Varzil, der selbst nicht gut singen konnte, gab sich damit zufrieden, einfach zuzuhören. Er konzentrierte sich auf die Äpfel und darauf einzuschätzen, wie viel Gewicht ein Ast tragen konnte.
Krach! Krach!, erklang es von der anderen Seite des Obstgartens.
Dann folgte ein dumpfer Aufprall.
Varzil griff nach dem nächsten Ast, als die Leiter unter ihm wegrutschte. Er schlang die Beine um den Ast, und der Baum schwankte heftig unter seinem Gewicht.
»Carlo!«, schrie Cerriana.
Varzil, der sich immer noch an den Ast klammerte, konnte nicht genau sehen, was geschehen war. Cerriana und Valentina eilten zu dem anderen Baum. Varzil rutschte nach unten, bis er mit den Füßen den untersten Ast erreichte, und ließ sich von dort fallen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sicher zu landen.
Nun konnte er den Baum, an dem Eduin und Carolin gepflückt hatten, gut erkennen. Eduin stand wieder oben auf seiner eigenen Leiter. Sein schmales Gesicht war entschlossen und bleich; in den blauen Augen stand ein undurchschaubarer Ausdruck. Ein massiver Ast war abgebrochen und heruntergefallen.
Carolin lag reglos unter dem dicksten Teil des Astes.
8
Cerriana warf sich neben dem halb von Zweigen verdeckten Carolin auf den Boden. Sie berührte seine ausgestreckte Hand.
»Er lebt noch.«
Sie war
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