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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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erlauben. Aber selbst Durramans Esel, blind wie die Hügel und doppelt so taub, hätte bemerkt, wie unbehaglich dir zu Mute war, als du dort allein standst. Komm her und setz dich zu uns.
    Varzil reckte das Kinn und ging in den Raum hinein. Er war zu schüchtern, um mitzusingen, denn seine Singstimme, die nie gut gewesen war, würde nun vermutlich klingen wie das Quaken des Froschs in Fra’Domenics berüchtigten Taschen. Er zögerte auch, sich den Gesprächen anzuschließen; das würde er erst tun, wenn er ein wenig mehr über die Einflüsse hier wusste und darüber, wer sich gegen seine Aufnahme ausgesprochen und wer sich auf seine Seite gestellt hatte. Dann entdeckte er Carlo und den anderen jungen Mann vom Balkon, die ein Brettspiel spielten. Carlos Größe und das feuerrote Haar waren leicht wieder zu erkennen.
    Carlo winkte ihn heran. »Spielst du ›Burgen‹? Wir brauchen einen frischen Herausforderer.«
    Varzil nickte. »Ja, ich habe immer mit meinem Großvater gespielt. Aber ich will euch nicht unterbrechen.«
    »Ach, dieses Spiel hier ist ohnehin festgefahren.« Carlo zeigte auf die Spielsteine auf dem Feld. »Wir haben es bis zur Erschöpfung getrieben, wie in einem schlechten Krieg. Jetzt bleibt uns nichts weiter, als aufeinander einzuschlagen bis zum bitteren Ende. Das macht keinen Spaß.«
    »Aber das ist der Sinn des ganzen Spiels«, erklärte der andere Junge. »Bis zum Sieg durchzuhalten.«
    Jetzt, da er den anderen aus der Nähe sah, war Varzil verblüfft darüber, wie ernst, beinahe grimmig er dreinschaute. Anders als bei den meisten im Turm war sein Haar eher braun als rot, die geschwungenen Brauen dunkel vor blasser, makelloser Haut. Sein Gesicht war schmal, die dunkelblauen Augen kühl, der Mund dünnlippig über einem spitzen Kinn. Dennoch hatte er nichts Zartes an sich, eher so etwas wie stählerne Kraft.
    »Ich dachte eigentlich«, sagte Carlo trocken, »dass der Sinn des Spiels in geistiger Übung liegt. Nicht zu reden davon, die langen Winternächte auf halbwegs amüsante Weise herumzubringen. Beharrlichkeit hat nichts damit zu tun.«
    Beharrlichkeit - genau das Wort, das Varzil in den Kopf gekommen war, als er sich an jenem ersten kühlen Morgen innerlich auf das lange Warten vor dem Tor vorbereitet hatte.
    »Ich denke, es hat beinahe ausschließlich mit Beharrlichkeit zu tun«, sagte er und verblüffte damit die anderen eindeutig. »Manchmal ist das Spielfeld sehr ordentlich und voller Möglichkeiten. Aber manchmal«, er kopierte Carlos Geste, die das gesamte Spielbrett mit seiner Sammlung von farblosen Figuren umfasste, »ist es so wie hier, und man muss es einfach weiter versuchen. Das ist die wirkliche Herausforderung, oder? Etwas Bedeutungsvolles zu schaffen, wenn alles verloren scheint.«
    Eduin schaute ihn überrascht an, aber Carlo lachte. »Du erinnerst mich an meinen Reitlehrer, der behauptete, die wahre Prüfung eines Reiters bestünde nicht darin zu sehen, was er auf einem feurigen Pferd erreichen kann; denn auf einem Tier, das tänzelt und begierig ist zu laufen, sieht jeder Dummkopf gut aus. Aber einen abgearbeiteten Ackergaul mit einem Maul wie Sattelleder zum Leben zu erwecken, das erfordert wirkliches Talent.«
    »Er verspottet uns, Carlo« sagte Eduin mit einem Blick zu Varzil.
    »Du hast ja wohl kaum Grund, dich darüber aufzuregen«, erwiderte Carlo gut gelaunt. »Immerhin steht er auf deiner Seite.«
    Varzil wusste nicht, was er getan hatte, um Eduin zu provozieren, aber es war klar, dass der dunkelhaarige Junge ihn nicht leiden konnte. Unter anderen Umständen hätte er sich entschuldigt, aber er spürte, dass das Eduin nicht zufrieden stellen würde. Also zog er einfach den dritten Hocker ein Stück vom Tisch weg, setzte sich und murmelte: »Bitte macht weiter.«
    Eduin wandte sich ab, aber bevor Carlo etwas dazu sagen konnte, stand ein älterer Mann im grünen Amtsgewand auf. Allgemeine Unruhe entstand, als die meisten anderen ihre Bücher und Musikinstrumente weglegten. Eine Frau steckte ihre Näharbeit in einen Korb und stand auf.
    »Damit ist es entschieden«, erklärte Eduin in dem offensichtlichen Versuch, bessere Laune an den Tag zu legen. »Ihr beiden könnt die ganze Nacht aufeinander eindreschen.« Wir anderen haben zu arbeiten.
    Carlo zuckte die Achseln und wandte sich wieder dem Spielbrett zu. In ein paar Minuten waren nur das rothaarige Mädchen, ein zweites Mädchen mit rötlich blonden Locken, die mit einem Band zurückgebunden waren, und die beiden

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