Darkover 05 - Zandrus Schmiede
aus«, hatte Kevan mit einem verlegenen Grinsen zugegeben. »Das war das dritte Mal, aber einrenken ist immer schlimmer als ausrenken. So einfach wie diesmal war es allerdings nie.« Er hatte sich bei Raul bedankt und war dann ins Haupthaus gegangen, um sich die Schulter verbinden zu lassen.
Einrenken ist immer schwerer als ausrenken - das ging Varzil jetzt wieder durch den Kopf, zusammen mit der Erinnerung. »Lass es mich versuchen«, sagte er und drückte Carolin sanft wieder auf den Boden.
»Du?«, fragte Eduin abfällig. »Was kannst du schon tun? Cerriana, das ist keine gute Idee - er ist nicht als Überwacher ausgebildet. Er könnte den Schaden verschlimmern.«
»Nein«, sagte Carolin. »Ich traue Varzil. Er soll es versuchen.«
Varzil ignorierte Eduins Einspruch, packte Carolins Unterarm und zog stetig, aber sanft daran. Zunächst verspürte er Widerstand, als zöge er an einem fest verknoteten Seil. Die Muskeln hatten sich aufgrund der Schmerzen bereits verspannt. Carolin schaute gequält drein.
Kämpfe nicht dagegen an, Bredu, sagte Varzil im Geist zu ihm. Ich weiß, dass es wehtut, aber kannst du mir deinen Arm vollkommen überlassen?
Carolin, der den Atem angehalten hatte, atmete aus. Varzil spürte, wie die Muskeln weicher und länger wurden. Jetzt war der Augenblick gekommen.
Er betete, dass er sich richtig erinnert hatte, und drückte Carolins Ellbogen an seine Seite, die Hand nach hinten gerichtet. Er spürte, wie etwas im Oberarm zu rutschen begann. Mit der nächsten langsamen Bewegung brachte Varzil Carolins Hand zur Schulter des anderen Arms, wobei er weiter den Ellbogen an die Seite drückte.
»Ah!«, rief Carolin.
Varzil spürte eher, als dass er hörte, wie der Armknochen ins Gelenk zurückglitt. Wärme breitete sich in dem Gewebe in der Umgebung aus. Varzil setzte sich zurück und merkte erst jetzt, dass er schwitzte.
»Jetzt brauchen wir die Schlinge«, sagte er.
Cerriana, die ihn mit großen Augen angesehen hatte, stand auf und holte das Tuch aus dem Picknickkorb. Geschickt knotete sie es um Carolins Arm.
Nachdem Carolin erklärt hatte, dass es ihm gut genug ging, um zu reiten, beschlossen Cerriana und Valentina, ihn zum Turm zurückzubegleiten.
»Es hat keinen Sinn, wenn wir alle gehen«, sagte Eduin. »Varzil und ich können weiterpflücken.«
Nachdem Carolin sicher auf seinem schönen schwarzen Pferd saß und Valentina auf dem Maultier, brachte Cerriana die kleine Gruppe zurück zum Turm. Varzil wandte sich wieder dem Baum zu, an dem er gepflückt hatte. Er hob die Leiter hoch.
»Wenn du jetzt erwartest, wie ein Held behandelt zu werden, wirst du eine Enttäuschung erleben.« Eduin stand hinter ihm.
Varzil ließ sich nicht anmerken, wie erschrocken er war. Das Glitzern in Eduins Augen gefiel ihm nicht, ebenso wenig wie die feindseligen Worte des älteren Jungen. Sein Unbehagen gegenüber Eduin kehrte zurück.
»Ich habe nur getan, was nötig war«, sagte er leise. »Ich erwarte keine Belohnung.«
Nun wurde Eduins Ton regelrecht höhnisch. »Wenn du weißt, was gut für dich ist, wirst du dich in Zukunft von Carlo fern halten.«
»Was geht es dich an?« Die Worte waren aus Varzil herausgeplatzt, bevor er darüber nachdenken konnte. Zorn rührte sich in seinem Bauch.
Vielleicht, so erkannte er, mochte er Eduin deshalb nicht, weil er die Abneigung des anderen spürte.
Aber warum? Er stellte keine Gefahr für Eduins Position im Turm dar, und er wusste auch nichts von einer Fehde zwischen ihren Familien. Bei Zandrus Skorpionen, er wusste nicht einmal, wer Eduins Vater war! Was konnte das also schon bedeuten?
Eduin kam einen Schritt näher. Er war einen Kopf größer als Varzil und starrte nun wütend auf ihn herab. Er fletschte die Zähne und stieß Varzil mit dem Finger vor die Brust. Das wäre unter allen Umständen eine aggressive Geste gewesen, aber für Telepathen, die an körperliche Zurückhaltung gewöhnt waren, war es eine offene Beleidigung.
Varzil war vielleicht neu im Turm, aber nicht so neu, dass er das nicht wusste. Er war sich unangenehm bewusst, dass sie hier allein waren und Eduin nicht nur älter und größer, sondern auch schwerer war als er. Er war nie ein Kämpfer gewesen; falls Eduin vorhatte, diesen Streit mit Fäusten statt mit Worten auszutragen, wäre Varzils einzige Möglichkeit die Flucht. Und auch das würde das Unvermeidliche nur hinauszögern.
»Halte dich raus.« Eduin spuckte die Worte geradezu aus. »Niemand hat dich hier gewollt, aber da
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