Darkover 05 - Zandrus Schmiede
wir uns jetzt doch mit dir abgeben müssen, solltest du wenigstens dort bleiben, wo du hingehörst. Nämlich weit weg von mir und von Carolin Hastur.«
Varzils Gedanken kamen plötzlich zum Stillstand. Eduin sagte ihm, dass Carolin sein persönliches Eigentum war und er keine anderen Freundschaften tolerieren würde. Die beiden waren keine Geliebten - Varzil hätte das gewusst, denn die Leute im Turm waren nicht prüde; das war ihm schon am ersten Abend klar geworden, als Cerriana und Richardo zusammen weggegangen waren.
Er will mich einfach nur schikanieren.
Varzil richtete sich gerade auf und sah dem älteren Jungen in die Augen. »Ich werde mich anfreunden, mit wem ich will. Es ist Carlos Entscheidung, wer seine Freunde sind, nicht deine.«
Und was seinen, Varzils, Platz auf der Welt anging, der war im Turm von Arilinn. Aber etwas hielt ihn davor zurück, Eduin diese Worte ins Gesicht zu schleudern. Vielleicht war es die alte Gewohnheit, seine Gedanken für sich zu behalten. Oder er spürte, dass selbst dieser junge Mann über seine Worte hinaus Einfluss haben könnte.
Eduin war zweifellos ein Favorit der Lehrer und stieg rasch in den Rängen der Turmarbeiter auf. Wenn er sich so weiterentwickelte, könnte er ein gefährlicher Feind werden.
Was war ihm wichtiger? Sich nicht schikanieren zu lassen oder seinen eigenen Träumen zu folgen, zumindest hier im Turm von Arilinn zu sein?
Oder hatte er es mit einer Abneigung zu tun, die weiterwachsen würde, bis sie über alle Grenzen der Vernunft hinausging? Er hatte Geschichten über solche Fehden gehört, die Generationen dauerten.
Instinktiv tastete Varzil nach Eduins Geist. Wenn er sogar eine primitive Kommunikation mit einem Katzenmenschen erreichen konnte, wäre es vielleicht auch möglich zu überbrücken, was immer ihn von diesem jungen Mann trennte.
Varzil stieß auf eine Wand, so glatt und leer wie ein polierter Schild. Er zog sich verblüfft zurück, erstaunt darüber, wie vollständig die Barriere war. Eduins Gedanken schienen nur zu spiegeln, ein Eindringen war nicht möglich.
Poliert… wie von Jahren der Zurückhaltung, der Geheimhaltung. Das hier galt nicht nur ihm und diesem Augenblick, erkannte Varzil. Nein, Eduin schirmte seine Gedanken gewohnheitsmäßig ab. Aber was konnte im Turm, wo Menschen sich von Geist zu Geist unterhielten, verborgen bleiben? Warum dieses verzweifelte Bedürfnis nach Abgeschiedenheit?
Und wie schrecklich einsam er sich fühlen muss! Was kann ihm zugestoßen sein, das zu solch vollkommener Abgeschlossenheit geführt hat?
Varzil war plötzlich von Mitgefühl erfüllt. Er selbst war gezwungen gewesen, den größten Teil seines jungen Lebens Dinge geheim zu halten. Ein paar frühe Fehler - wie von den Ya-Männern zu erzählen, die im Mondlicht heulten - hatten ihm gezeigt, wie gefährlich es sein konnte, sich anderen zu offenbaren. Hier im Turm hoffte er, endlich er selbst sein zu können, unter Menschen, die ihn verstanden. Wie unendlich traurig, dass Eduin, der seit vier Jahren hier war, seinen Geist immer noch abschirmen musste.
Nun gut, das alles ging ihn wirklich nichts an. Und wenn sich Eduin in Freundschaft und Vertrauen zu Carolin hingezogen fühlte, war es besser für ihn, zumindest einen einzigen Freund zu haben, als so schrecklich allein zu sein.
Schweigend machte sich Varzil wieder daran, Äpfel zu pflücken. Seine Hände und Füße bewegten sich wie von selbst; er stieg die Leitersprossen hoch und griff nach den grünen Äpfeln. Aber während er arbeitete, fraß das Gift von Eduins Abneigung weiter an ihm. Er bemerkte den süßsäuerlichen Duft der Äpfel nicht mehr. Die Farben des Tages waren trüber geworden, als läge ein Nebel über dem wolkenlosen Himmel. Er leerte die Taschen seiner Schürze wieder und wieder in die Körbe, bis vier davon voll waren. Dann ließ er das letzte Chervine für Eduin, nahm die Leinen der anderen beiden und kehrte zurück nach Arilinn.
9
Schnee lag auf den Dächern und Höfen von Arilinn, als Varzil zum ersten Mal seinen Platz als Mitglied eines arbeitenden Kreises einnahm. Für gewöhnlich hätte das Jahre der Ausbildung vorausgesetzt, aber Varzil hatte seine Fähigkeiten gezeigt, und er wurde so dringend gebraucht, dass man seine Beförderung beschleunigt hatte. An diesem Abend sollte er sich Fidelis und Cerriana bei einer Laran-Heilung anschließen.
Einige Familien, die nach den letzten Scharmützeln zwischen Alton und Esperanza heimatlos und verzweifelt waren, hatten
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