Darkover 05 - Zandrus Schmiede
bebte, und das Wasser, das ihn umgab, bebte mit ihm. »Es ist verschwunden… «
»Was?«
»Einen Augenblick dachte ich… du weißt, dass Gegenstände Laran-Eindrücke bewahren können, besonders solche von starken Gefühlen. Nun gut«, sagte er und lächelte. »Wir sind bis hierher gekommen. Gehen wir weiter, damit ich den Leuten in Arilinn von den Vogelfischen erzählen kann, von denen die Spielleute singen.«
Sie gingen weiter in den See hinein. Carolin holte tief Luft, bevor sein Kopf unter die Oberfläche geriet. Die Sonne erfüllte das Wasser mit seinen Strahlen. Gegen all seine Instinkte öffnete er den Mund und atmete ein. Es war, als atmete man dichten Nebel.
Die Felsen am Ufer wichen abschüssigen Sandbänken. Die Atmosphäre wurde dichter. Carolin musste sich zwingen, regelmäßig zu atmen, und das Gefühl zu ersticken ließ nach. Weiter unten schossen schimmernde grüne und orangefarbene Wesen durch die Wolkenströme. Carolin berührte Varzils Ärmel und zeigte darauf.
»Vogelfische!« Das Nebelwasser dämpfte seine Stimme.
Über dem flachen Boden des Sees bewegten sich grüne Gräser in einem kunstvollen wogenden Tanz, einige von ihnen länger als ein Mann groß war. Carolin stolperte über einen Stein unter dem Sand. Das Licht war hier trüber. Die leuchtend bunten Geschöpfe schwammen oder flogen in Schwärmen umher, schossen hierhin und dahin und tauchten. Ihre Haut blitzte jedes Mal, wenn ein verirrter Sonnenstrahl sie berührte.
Varzil streckte seine Hände zu den Vogelfischen aus und rief sie leise mit seinem Laran. Es hieß, die Ridenows hätten eine besondere Begabung, mit Tieren umzugehen, und das war wohl auch so, denn sie drängten sich bald schon um ihn. Die winzigen roten Exemplare schlüpften durch seine ausgestreckten Finger wie lebende Bänder. Varzils Freude breitete sich durch das Wasser aus, und durch ihre schwache Verbindung spürte Carolin, wie auch sein eigenes Herz leichter wurde.
Carolin wäre damit zufrieden gewesen, jetzt umzukehren, aber nun ging Varzil voran und führte sie noch tiefer. Die Vogelfische folgten ihm eine Weile und näherten sich hin und wieder, um an ihrem Haar zu knabbern oder sie mit neugierigen Augen anzustarren. Das Wasser wurde dunkler, als immer weniger Licht in die Tiefe vordrang. Kurz bevor sie überhaupt nichts mehr sehen konnten, nahmen sie trübe, flackernde Lichter wahr.
Mehr Vogelfische?, fragte sich Carolin. Oder etwas noch Seltsameres? Ein Schauder überlief ihn, und das Gefühl der Freiheit verging. Schatten bedrückten ihn, und die Strömungen schufen dunkle, sich bewegende Gestalten im Gras.
Er tastete nach Varzil, wollte ihn wieder zum Licht führen, aber sein Freund schüttelte den Kopf und ging weiter. Was sollte er tun - ihn hier zurücklassen? Varzil wusste nichts über die Gefahren des Sees, über die Notwendigkeit weiterzuatmen, selbst wenn man das Bedürfnis nicht empfand, über die Warnzeichen von Verwirrung und Ermüdung.
Nur ein wenig weiter, und dann gehen wir, und wenn ich ihn mit Gewalt herauszerren muss!
Varzil blieb so plötzlich stehen, dass Carolin ihn anrempelte. Varzil zeigte auf etwas und schuf mit der Bewegung Wirbel von Wolkenwasser. Vor ihnen, halb sichtbar durch die trüben Strömungen, lag etwas Riesiges, viele Male mannslang. Carolin war nicht sicher, ob es wirklich existierte oder ein Trick des Lichts und der wirbelnden Nebel war.
Als sie näher kamen, sah er jedoch festen Stein, eine einzelne umgestürzte Säule. Sand und Wasserpflanzen überzogen die Oberfläche. Er konnte die ursprüngliche Farbe des Steins nicht erkennen. Aber trotz der Verwitterungen wirkten die Konturen glatt, als wären sie von Matrixtechnologie geschaffen. Es gab Schriftzeichen, aber so abgeschliffen, dass er sie nicht entziffern konnte.
Aus irgendeinem Grund wollte er das Ding nicht berühren.
Varzil war auf seine übliche furchtlose Weise direkt zu der umgestürzten Säule gegangen. Sie reichte ihm bis zum Knie. Einen Arm ausgestreckt, um im Gleichgewicht zu bleiben, griff er mit dem anderen zu und legte die Handfläche flach auf den Stein.
Und schrie auf.
13
Ein Schrei hallte in Varzils Geist wider, übertönte jedes andere Geräusch und ließ ihn blind werden. Der Schrei raste an seinen Nerven entlang, füllte die Höhlungen seiner Knochen, schauderte durch sein Blut. Die dunklen Strömungen des Wolkenwassers verblassten vor seinen Augen. Er konnte nur noch weißen Nebel sehen. Innerhalb von Augenblicken verlor er jedes
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