Darkover 05 - Zandrus Schmiede
verstorbenen Königs Rafael II. war der Hastur-Rat für seine Mäßigung berühmt gewesen. Dieses Projekt klang jedoch, als hätte Rakhal etwas ganz anderes im Sinn: Mäßigung für alle, bis auf die Hasturs. Aber, dachte Varzil, als er Rakhal anschaute und das aufmerksame Glitzern seiner Augen bemerkte, es wäre nicht weise, das in dieser Umgebung laut auszusprechen.
»Es ist nicht das Gleiche.« Eduin lehnte sich zurück und runzele die Stirn.
»Das habt Ihr bereits festgestellt«, sagte Rakhal trocken. »Wir bauen einen neuen Turm anstelle eines alten, eingestürzten. Was ist daran so anders?«
»Vollkommen anders«, warf Varzil ein und bemerkte, wie überrascht Eduin war. »Je nachdem, ob man es vom Standpunkt des Turms oder dem des Schlosses aus sieht. Wir haben nicht genug Türme, um die notwendige Arbeit zu erledigen. Darüber sind wir uns alle einig. Aber einen Turm zu errichten, der nur den einzigen Zweck hat, dem Lord zu dienen, der ihm befiehlt… «
»Und was sonst sollte ein Turm tun? Ein legitimer Turm?«, unterbrach Rakhal.
Seine schnelle Reaktion erinnere Varzil an eine Katze, die sich auf eine Feldmaus stürzt.
»Sich selbst regieren«, sagte Eduin.
Rakhal riss den Mund auf. Sowohl Carolin als auch Varzil starrten Eduin an.
»Seht ihr es denn nicht? Gewöhnliche Menschen, ob es nun kleine Adlige oder die größten Könige sind, spielen mit den Laran-Talenten der Türme, als wären es Kleinigkeiten. Spielzeug! Sie haben keine Erfahrung, keine Ahnung, was die Kräfte angeht, die wir beherrschen, ihr Ausmaß, ihre Größe.« Er wandte sich Varzil zu. »Hast du je versucht, einem von ihnen etwas so Schlichtes wie die Überwelt zu erklären? Oder Energonringe? Oder Matrixgitter? Oder irgendeine andere der Grundlagen, die wir jeden Tag benutzen?«
Varzil hörte die Leidenschaft hinter Eduins Worten. Ohne es geplant zu haben, schuf er eine Verbindung mit ihm. All dieser Tod, all diese Zerstörung, sind geschehen, weil jene, die die Macht ausüben, nicht die Gleichen sind, die sie schaffen. Die großen Herren sitzen in ihren Burgen und geben Befehle für neuere und immer mächtigere Waffen, während wir in den Türmen, die die Quelle dieser Macht sind, nichts weiter darstellen als Figuren auf einem Spielbrett!
Die Bitterkeit von Eduins Gedanken ließ Varzil schaudern. Er erinnerte sich wieder an das, was er im See gesehen hatte - die beiden Türme, Hali und Aldaran, die nichts anderes mehr wollten, als einander zu zerstören, und bei dem, was sie erreichen wollten, keine Grenzen mehr kannten. Durch Zufall oder weil es eine Warnung gegeben hatte, war die vernichtende Kraft in den See geleitet worden. Er wagte nicht daran zu denken, was passiert wäre, wenn die Auseinandersetzung weitergegangen wäre und beide Waffen vollendet und eingesetzt worden wären. Beim nächsten Mal würde Darkover vielleicht nicht so gut davonkommen.
Vorsichtig wählte er seine Worte. Die Türme müssen sich aus dem bewaffneten Konflikt zurückziehen, müssen außerhalb…
Nein!, entgegnete Eduin. Die Türme müssen herrschen! Wir allein verfügen über die Macht! Wir allein sollten entscheiden, wie sie benutzt wird!
Worüber redete er da? Die Comyn mit ihrer telepathischen Begabung waren bereits die herrschende Gesellschaftsklasse auf Darkover. Aber nur wenige hatten genügend Laran, von der notwendigen Disziplin nicht zu reden, um die anstrengende Arbeit im Turm zu leisten. Mit erneutem Schaudern erkannte Varzil, dass Eduin davon sprach, die Comyn mit ihrer Führungstradition durch einen viel kleineren Herrscherkreis zu ersetzen - die Bewahrer der Türme.
»Da kann ich dir nicht zustimmen«, sagte er laut. »Je weniger Männer die Zügel der Macht halten, desto größer ist die Gefahr der Tyrannei. Bei allen Fehlern der Hundert Königreiche begrenzen sie doch den Schaden, den ein einzelner schlechter König anrichten kann.«
»Ebenso wie das Gute begrenzt wird, das ein einzelner, wirklich Guter bewirken könnte«, sagte Rakhal. »Ich sehe einen Tag, an dem derjenige, der auf dem Thorn der Hasturs sitzt, über die Hälfte der Welt herrschen wird. Diese ununterbrochenen Streitereien über jede Kuh, die sich verlaufen hat, und jeden unglücklichen Bräutigam werden zu einem Ende kommen.«
»Diese Vision teile ich, Vetter«, sagte Carolin mit ruhiger Autorität. »Aber ich sehe darin auch einen Grund, vorsichtig zu sein. Vielleicht besteht die Antwort darin, sich nicht nur auf die Güte eines einzigen Mannes zu
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