Darkover 05 - Zandrus Schmiede
sich um, ging zu ihr und kniete vor ihr nieder. Es schien das Natürlichste der Welt zu sein, seinen Kopf in ihren Schoß zu legen und zu spüren, wie ihre schlanken Finger durch sein Haar strichen. Er wusste nicht, ob er ihr Murmeln laut hörte oder nur in seinem Blut spürte.
»Caryo.« Mein Liebster, mein Herz. Etwas riss in ihm auf, und er wusste nicht, ob er weinen oder schreien sollte.
Sie saßen scheinbar eine Ewigkeit so da, er auf den Knien, sie wiegte seinen Kopf in ihrem Schoß, strich ihm übers Haar, flüsterte Worte, von denen er sich nie vorgestellt hätte, dass eine Frau sie zu ihm sagen würde. Die Scheite im Kamin sanken mit leisem Knistern zusammen.
Er hob sein Gesicht. Das Feuer war niedergebrannt, sodass er sie nur als ein Schattenmuster sehen konnte. Sie streckte die Hand zu dem Tisch neben ihr aus, schaute in diese Richtung. Licht flackerte auf, als die Kerze dort zu brennen begann.
Schon eine so starke Leronis!, dachte er.
Sie lächelte.
Mein Bruder hat mir verboten, mit dir zu tanzen. Ihre Gedanken streichelten ihn wie Ranken aus geflochtener Seide, glatt und kühl und voller Muster, die er unbedingt erforschen wollte. Und wenn er das nicht getan hätte, hätte ich vielleicht nicht begriffen…
Er hielt den Atem an und wagte kaum, seine Hoffnung Gestalt annehmen zu lassen.
… dass etwas, das als Annehmlichkeit begann, viel mehr geworden ist. Sie schüttelte den Kopf, sodass die winzigen weißen Glöckchen in ihrem Haar leise klingelten. Ich hätte nie gedacht… hätte nie geglaubt, dass es geschehen könnte… nicht so bald…
»Still, meine Liebste«, sagte er laut. Er stand auf, um sie zu umarmen. Sie schlang die Arme um seinen Hals, ihre Lippen suchten seinen Mund. Ihr Geist öffnete sich ihm wie Rosalysblüten in der Morgensonne, wenn jedes Blütenblatt seinen eigenen Duft entfaltet. Ihre Lippen waren weich und ein wenig süß vom Wein. Mit den Fingerspitzen streichelte sie seinen Nacken. Er schob eine Hand unter ihr Haar im Nacken, überrascht von der Wärme ihrer Haut. Wie jede gut erzogene züchtige Frau hatte sie ihren Nacken bedeckt und würde ihn nur einem Geliebten zeigen. Er fühlte sich, als hätte man ihm gerade das heiligste Privileg gewährt.
Der Tanz ihrer Hände auf seiner Haut, ihre Reaktion auf seinen Kuss, die Intimität, ihren Nacken zu berühren, all das ließ eine Flut von Erregung, ein süßes Summen durch seine Adern rauschen. Sie war seidige Hitze, die ihn vollkommen in Brand setzte. Trüb erkannte er, dass bei dieser Art von Kontakt seine eigene wachsende Begierde die ihre erhöhte. Der Gedanke erregte ihn über alle Maßen.
Er versank in dem berauschenden Gefühl von Begierde und wachsendem Entzücken. Einer seiner letzten zusammenhängenden Gedanken an diesem Abend war, dass er nun verstand, warum er bisher so wenige Verhältnisse mit Frauen gehabt hatte, warum sie so wenig befriedigend gewesen waren und dass es keine andere Frau für ihn geben würde als Dyannis…
18
An dem Morgen, als Maura und Dyannis zum Turm von Hali zurückkehrten, war das Wetter bitterkalt. Liriel Hastur war schon vorher aufgebrochen; sie war nur lange genug geblieben, um ihre Verhandlungen mit dem König über die Zukunft von Tramontana abzuschließen. Im Hof des Schlosses standen die Pferde der Damen und die ihrer bewaffneten Eskorte, stampften und schnaubten Nebel aus den Nüstern.
Varzil war heruntergekommen, um sich von Maura und seiner Schwester zu verabschieden, zusammen mit Carolin und Jandria, die selten zuließ, dass das Wetter sie von etwas abhielt, das sie tun wollte. Der eisige Wind, feucht mit dem Versprechen von weiterem Schnee, schnitt durch die Schichten von Varzils Kleidung. Er schauderte, dann verfluchte er sich lautlos für seine Schwäche. Seine Temperaturempfindlichkeit, das allgemeine Schwächegefühl und die Schlafstörungen, bewirkt durch Albträume, zeigten, dass er sich von dem Vorfall im See noch nicht ganz erholt hatte. Er nahm an, dass es das Beste wäre, sich jeden Tag ein wenig mehr anzustrengen. Jandria war deswegen besorgt gewesen und hatte erklärt, er würde damit nur einen Rückfall provozieren. Er hatte sich nicht mit ihr streiten wollen, aber er machte einfach weiter wie zuvor, nur auf eine Weise, die sie weniger bemerkte.
Dyannis saß auf ihrem Pferd, eingewickelt in ihren pelzgefütterten Umhang, die Zügel locker in den behandschuhten Händen, die Kapuze fest über den Kopf gezogen. Sie nickte Carolin höflich zu, aber ihr Blick
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