Darkover 06 - Die Flamme von Hali
einzuschleichen und mich dann zu verraten?«
Eduin, angetrieben von reinem Instinkt, sank auf die Knie und hob die Hände wie ein treuer Vasall gegenüber seinem Herrscher. » Vai Dom , ich schwöre, ich werde weder Euch noch einem anderen unter Eurem Dach Schaden zufügen. Möge Zandru mich niederstrecken, wenn ich lüge.«
Lange Zeit starrte Lord Brynon Eduin ins Gesicht. Eduin spürte nur den normalen forschenden Blick eines Mannes, der daran gewöhnt ist, in gefährlichen Zeiten mit unsicheren Verbündeten umzugehen, und keine Spur einer Laran -Sondierung. Er war sicher, dass selbst der Bewahrer von Arilinn in seinen Gedanken nichts anderes als Ehrlichkeit erkannt hätte.
»Ich glaube, dass Ihr uns nichts Böses wünscht«, sagte der Lord schließlich. »Aber ich glaube auch, dass Menschen nur zu ihrem eigenen Besten handeln. Seid ehrlich zu mir, und ich werde Euch belohnen. Betrügt mich, und ich lasse Eure Gedärme zu Lautensaiten verarbeiten. Und nun zu der Gefahr, von der Ihr gesprochen habt.«
Eduin stand wieder auf. »Ich spreche von einem, den Ihr bereits selbst erwähnt habt - dem Bewahrer des Turms von Neskaya, Varzil Ridenow. Wenn Varzil wirklich vorhat, den Turm von Cedestri wieder aufzubauen, wird er ihn unter seinen Einfluss bringen wollen. Warum sonst sollte er so viel Mühe und Laran zum Nutzen von Fremden verschwenden? Isoldir ist ein kleines Königreich und kann nicht gegen Kirella bestehen, aber Isoldir, das sich mit Hastur verbündet… «
»Ich sehe, Ihr habt den Ehrgeiz, tatsächlich einer meiner Berater zu werden«, sagte Lord Brynon grinsend. Eduin verbeugte sich.
»Ich bin Euer Lordschaft Diener.«
»Ihr seid nichts dieser Art!«
Eduin wurde bleich und fragte sich, was ihn verraten hatte. Bevor er eine Antwort zusammenstottern konnte, fuhr Lord Brynon fort.
»Ihr seid der Hüter des außergewöhnlichsten Mannes, dem ich je begegnet bin. Ich werde keinen von euch so leicht durch meine Finger gleiten lassen. Wenn Euer Bruder auch nur ein Zehntel des Wunders vom gestrigen Abend bei meiner Tochter wirken kann - nun, wir werden sehen. Inzwischen macht Euch wegen eingebildeter Ängste keine Sorgen. Die Mauern von Kirella sind fest und werden gut verteidigt. Bald ist es Winter, und das wird jede unmittelbare Gefahr zunächst aufhalten. Konzentriert Euch auf Eure eigentliche Arbeit und sorgt dafür, dass der gesegnete Sandoval so schnell wie möglich bereit ist, sich um Lady Romilla zu kümmern.«
Eduin wusste, dass er entlassen war, und zog sich zurück. Es zählte nicht, dass Aillard seine Bedenken scheinbar so unbeschwert beiseite gewischt hatte. Er hatte seine Saat ausgebracht, und das war zunächst alles, was er wollte.
Nun würde er den Garten pflegen, in dem dieses Samenkorn zu einem riesigen Baum heranwachsen sollte.
20
Als Eduin sich am nächsten Morgen aus dem Bett schleppte - mit verquollenen Augen, weil er so häufig aufgewacht war und so ruhelose Träume gehabt hatte -, lag Saravio noch genau so da wie am Abend zuvor. Nur die leichten Bewegungen seines Brustkorbs ließen darauf schließen, dass er noch lebte.
Eduin wusch sich, zog sich an und ließ sich zu etwas nieder, von dem er hoffte, dass es keine Totenwache sein würde. Er wusste nicht, was er Lord Brynon sagen sollte, und er fürchtete, dass ihm die Zeit und die akzeptablen Ausreden bald ausgehen würden. Er fragte sich, was er tun sollte, wenn Saravio so weitermachte. Selbst wenn er nicht in unmittelbarer Zukunft starb, konnte er nicht mehr lange in diesem Zustand bleiben, oder er würde sich nicht mehr erholen können.
Der Zeitpunkt, den Eduin mit Lord Brynon vereinbart hatte, rückte näher. Er wusste, er sollte etwas unternehmen, aber er konnte die Energie nicht aufbringen. Er sackte neben Saravios Bett auf den Boden. Sein Kopf sank auf seine verschränkten Arme, das Gesicht nur ein paar Zoll von dem seines Freundes entfernt. In diesem unbewachten Augenblick konnte er sich nicht gegen die schleichende Verzweiflung wehren, die von Romillas mächtigem, aber vollkommen undiszipliniertem Laran ausging.
Ungebetene Gedanken kamen ihm in den Kopf. Was hatte es für einen Sinn weiterzumachen? Was blieb ihnen anderes als weitere Flucht und weitere vergebliche Kämpfe? Weitere endlose quälende Träume, unterbrochen von Tagen zunehmender Erschöpfung? Wie hatte er sich nur einbilden können, dass hier ein gewisses Maß an Sicherheit und eine Aufgabe auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher