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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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von Kirella ehrt dich. Wir leben tatsächlich in schrecklichen Zeiten. Die Welt ist voller Übel, und wir haben mächtige Feinde. Aber mach dir keine Sorgen. Krieg und die Staatskunst solltest du lieber… jenen überlassen, die älter und weiser und in solchen Dingen erfahren sind.«
   Eduin fiel auf, dass er nicht »den Männern überlassen« gesagt hatte, denn im Aillard-Territorium hatten Frauen den gleichen Rang wie Männer. Eines Tages würde Romilla hier die Entscheidungen treffen - immer vorausgesetzt, sie lebte lange genug. Aillard vollführte eine Gratwanderung zwischen seiner Verantwortung als Regent und der Notwendigkeit, seine Tochter auszubilden, diese Verantwortung irgendwann zu übernehmen.
   Romilla wusste das offensichtlich, denn sie hob den Kopf. Sie senkte die Stimme ein wenig und klang dadurch nicht wie ein aufsässiges Kind, sondern wie eine reife Frau: »Kirella kann zweifellos jeden weisen Rat brauchen. Aber eines Tages wird das hier mein Königreich sein. Ich habe das Recht, diesen Rat selbst zu hören und mir mein eigenes Urteil zu bilden.«
   Sie hatte das kaum ausgesprochen, als der Hofarzt sich zu Wort meldete. »Damisela, Ihr dürft Eure Nerven nicht überanstrengen. Ihr müsst Euch gedulden, bis Ihr kräftiger seid oder die Staatsangelegenheiten weniger beschwerlich sind.« Er warf einen Blick zu Lord Brynon. »Lady Romillas Gesundheit kann eine solche Belastung nicht verkraften. Wenn sie sich weiterhin mit solchen Dingen befasst, wird sie das nur noch kränker machen. Sie muss sich sofort zurückziehen. Tatsächlich wäre das Beste für sie jetzt ein abgedunkeltes Zimmer, wie ich schon zuvor geraten habe, und leise Musik, um sie von Besorgnis erregenden Gedanken abzulenken.«
   Einer der Höflinge seufzte erleichtert, doch Lord Brynon schien von dieser Erinnerung an die Zerbrechlichkeit seiner Tochter beunruhigt zu sein. Romilla selbst saß starr wie eine Statue da, und ein Hauch von Farbe stieg ihr in die Wangen. Eduin verspürte plötzlich das Bedürfnis, aufzuspringen und den Arzt zu erwürgen oder ihn mit seinem Laran niederzustrecken. Er wusste, das war unklug und unvernünftig, aber seine Haut kribbelte, und Schmerz dröhnte an seinen Schläfen.
   »Ich glaube, Dom Rodrigo hat Recht, Chiya «, sagte Aillard. »Wir werden einige Zeit ohne dich zurechtkommen, und je schneller du wieder gesund wirst, desto eher kannst du zurückkehren.«
   Langsam erhob sich das Mädchen. »Ich werde mich zurückziehen, wenn du das für das Beste hältst, Papa. Aber ich will keine weiteren Arzneien. Ich brauche sie nicht. Ich… « Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Es wird mir bald besser gehen. Ganz bestimmt. Besonders, wenn… wenn der gesegnete Sandoval zu mir kommen könnte. Selbstverständlich unter Aufsicht von Domna Mhari.«
   Das Mädchen war also nicht vollkommen gefügig, dachte Eduin. Sie mochte Qualen spüren, die sie bis an den Rand des Wahnsinns trieben, aber sie hatte Rückgrat. Wenn sie überlebte, um dieses kleine Königreich zu regieren, konnte sie sich durchaus zu einer Kraft entwickeln, mit der man rechnen musste.
   »Ich werde Sandoval bitten, das zu tun, sobald es geht«, erwiderte Lord Brynon. Er warf einen Blick zu Eduin mit einer Miene, die deutlich sagte: Und das sollte ziemlich bald sein .
   Eine der Damen nahm Romilla am Arm und führte sie aus dem Zimmer.
   Die Mahlzeit ging weiter, und die finstere Stimmung wurde nur hin und wieder von eher gezwungenem Lachen durchbrochen. Eduin konnte nichts mehr zu sich nehmen. Das Essen wurde in seinem Magen zu Stein. Er spürte eine glitschige Spannung auf seiner Haut und hörte das entfernte, vertraute Flüstern: T-t-töte…
   Er war sich des leeren Platzes an Aillards Seite und der Möglichkeit, die ihm jeden Augenblick weiter entzogen wurde, deutlich bewusst. Als die Tafel aufgehoben wurde, rief Lord Brynon Eduin zu sich.
   »Geht ein Stück mit mir. Ich möchte gerne mehr über diese Bedrohung wissen, diese schreckliche Gefahr, die verlangt, dass Euer Bruder, wie Ihr es ausgedrückt habt, ›mit den Göttern spricht‹.«
   Sie traten in eine Nische, die weit genug von den Wachtposten entfernt war, dass diese sie nicht belauschen konnten. Lord Brynon war hoch gewachsen und kräftig gebaut und hatte die Haltung eines Soldaten. Er packte Eduin an der Schulter, als wollte er seine Kraft demonstrieren. »Warum seid Ihr hier in Kirella? Um mich zu warnen, oder um Euch in meinen Rat

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