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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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aufzuwachen.«
   Saravios Augen bewegten sich hinter geschlossenen Lidern. Seine Brust hob sich höher, er atmete tief ein. Er streckte sich. Seine Gelenke knackten.
   »Eduin.« Saravios Stimme war heiser und schleppend. »Ich fühle mich so seltsam! Ich habe anscheinend zu lange geschlafen.«
   »Das hast du tatsächlich«, erwiderte Eduin lächelnd. Er half Saravio, sich hinzusetzen. »Ich werde etwas zu essen und Badewasser kommen lassen. Du musst deine Kraft wiedergewinnen.«
   »Bin ich krank gewesen? Was ist geschehen?« Es lag etwas beinahe jämmerlich Kindliches in diesen Fragen.
   »Du hast viel zu tun.«
   »Ja… « Saravio legte den Kopf schief, als ob er lauschte. »Ich kann es spüren. So viele gequälte Menschen.«
   »Es ist Naotalbas Wunsch, dass du ihnen hilfst. Ich werde dich dabei anleiten.«
   Saravio sah ihn voller Eifer an. »Dann sag mir, was ich tun soll.«
   »Nachdem du etwas gegessen und dich gewaschen hast, werden wir eine Audienz bei Damisela Romilla arrangieren… «
   Eduin beobachtete ihn und hielt nach einer Reaktion Ausschau, aber Saravios eifriger, unschuldiger Ausdruck blieb. Gut, dachte Eduin. Jetzt können wir mit der Arbeit beginnen.

21
    Die ganze Burg schwirrte von den Berichten über die Verschlechterung von Romilla Aillards Zustand. Das Mädchen hatte nicht mehr essen oder schlafen können und regte sich schrecklich auf, wann immer jemand in seine Nähe kam. Als Lord Brynon ein zweites Mal, diesmal verzweifelt, darum bat, dass der gesegnete Sandoval einschreiten möge, hatte sich Saravio genügend erholt.
   Lord Brynon führte sie ins Zimmer seiner Tochter, gefolgt von der Haushalts- Leronis Domna Mhari, Lady Romillas Kinderfrau und dem Arzt. Dom Rodrigo blieb so dicht bei seinem Lord, wie es ohne aufdringlich zu wirken möglich war, und schob sich damit praktisch wie eine Barriere zwischen Lord Brynon und Eduin und Saravio. Er konzentrierte sich vollkommen auf seinen adligen Schutzherrn. In unbeobachteten Augenblicken jedoch wurden die Falten um seinen Mund tiefer. Mhari sprach wenig, folgte aber mit dem Blick allen anderen, als sie das Zimmer ihres jungen Schützlings betraten. Eduin überschaute die Situation sofort. Das Zimmer war kleiner, als er es bei einer jungen Frau von Romillas Rang erwartet hatte. Vielleicht war es ihr Kinderzimmer gewesen. Es war allerdings übermäßig voll gestopft. Die kunstvoll geschnitzten Möbel schienen die zarten Proportionen des Raums zu überwältigen. Es hätte ein angenehmes Zimmer sein können, wenn man ein paar Möbelstücke herausgeräumt und die Vorhänge von den schönen zweiflügligen Fenstern zurückgezogen hätte. Eduin bekam diese Fenster mit ihrem Ausblick auf den Garten kurz zu sehen, nachdem Lord Brynon einem Diener befohlen hatte, die Vorhänge zu öffnen.
   »Nein, nein!«, schrie Romilla, ihre Stimme wie der Schrei einer gequälten Taube. Sie schlug mit den Fäusten aufs Bett.
   Dom Rodrigo eilte an ihre Seite, und Eduin sah, dass die Arme und der Körper des Mädchens mit Streifen weißen Tuchs ans Bett gebunden waren. Der Arzt überprüfte die Fesseln und zog sie fester.
   »Sie braucht Ruhe - vollkommene Ruhe! Warum wurden diese Fesseln gelockert? Ich habe keine entsprechenden Anweisungen gegeben.«
   »Das Licht - ich brenne!«, schrie Romilla. »Das Feuer kommt! Es wird uns alle vernichten!«
   »Schließt die Vorhänge! Schnell, Mann«, rief Lord Brynon, aber der Diener war bereits zum Fenster geeilt. Eduin blieb in der Tür stehen. Tatsächlich gab es fast keinen Platz mehr für eine weitere Person im Raum, mit all den Dienern, dem Arzt, der Kinderfrau, der Leronis und dem Vater. Er konnte Romilla kaum sehen.
   Er berührte Saravios Arm und spürte sofort eine Reaktion. »Geh. Sie braucht dich.«
   Irgendwie gelang es Saravio, sich zum Bett durchzudrängen. Niemand achtete sonderlich auf ihn, und er hatte schon lange die Fähigkeit entwickelt, sich unauffällig in einer Menschenmenge zu bewegen. Zu Eduins Erleichterung war Saravio nicht anzumerken, dass er das Mädchen je für Naotalba gehalten hatte.
   Hinter den erhobenen Stimmen vernahm Eduin das vertraute leise Murmeln. »Keine Sorge, junge Dame, wir werden Euch helfen. Bald wird alles wieder gut. Entspannt Euch; ich bin jetzt bei Euch. Ihr braucht keine Angst mehr zu haben.«
   Eduin ging einen oder zwei Schritte ins Zimmer, weit genug, um Saravio sehen zu können, der neben dem Bett hockte. Die

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