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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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nach Südosten, zur Morgensonne hin. Die Fensterscheiben waren dick und beinahe makellos, ein Wunder der Glasherstellung, und eingesetzt zwischen Rippen feinkörnigen weißen Steins, in den stilisierte Blüten eingemeißelt waren. Der Raum war in den letzten Jahren wenig benutzt worden, also befahl Eduin in Saravios Namen, dass frische Pflanzen gebracht werden sollten, um die vergilbten Exemplare zu ersetzen. Bunte Kissen erweckten die Sessel und den Diwan zu neuem Leben.
   Als Romilla zum ersten Mal das verjüngte Zimmer betrat, klatschte sie in die Hände und stieß einen überraschten Ruf aus. Selbst Mharis Wangen wurden rosiger, und sie lächelte.
   Romilla war immer noch leichenblass, und die dunklen Ringe unter ihren Augen kündeten von einer weiteren Nacht quälender Träume. Zum ersten Mal fragte sich Eduin, ob Saravios Lied allein genügen würde, um ihrer Verzweiflung ein Ende zu machen. Er wagte nicht, das Ergebnis dem Zufall zu überlassen. Er musste handeln und beten, dass man ihn nicht entdecken würde. Die beruhigende Wirkung von Saravios Gesang würde, wie er hoffte, seine eigenen Anstrengungen verbergen.
   Eduin bat die Damen, sich zu beiden Seiten von Saravio niederzulassen, und hatte die Plätze so gewählt, dass Saravio ein wenig höher als die anderen saß.
   »Sprich zunächst nicht von Naotalba«, hatte er seinen Freund gewarnt. »Sie müssen vorsichtig auf ihre Weisheit eingestimmt werden.«
   Saravio hatte nicht widersprochen. Nun nahm er seinen Platz auf dem Diwan ein und war offensichtlich vollkommen unempfänglich für die luxuriöse Umgebung. Eduin hatte eine niedrige Bank schräg vor den dreien aufgestellt. Er bedeutete einem Diener, den gewärmten Wein und das Gebäck hereinzubringen. Die Köchin hatte beides nach seinen Angaben vorbereitet. Ein Kraut mit milde beruhigenden Eigenschaften war in den Wein gestreut worden, der bittere Geschmack von ein paar Löffeln Honig überdeckt.
   »Meine Damen, wir haben heute für euch eine kleine Freude vorbereitet«, sagte Eduin und verbeugte sich tief. »Der gesegnete Sandoval wird für euch singen. Möchtet Ihr, Damisela , ihn auf der Rryl begleiten?«
   »Mit Vergnügen«, erwiderte Romilla, »obwohl ich nicht besonders gut spiele.«
   »Gemeinsam werdet ihr wunderbare Musik machen«, sagte Eduin.
   Romilla nahm das Instrument von Eduin entgegen, stand auf und setzte sich auf den niedrigen Hocker. Sie zupfte ein paar Akkorde und bewegte ihre sechs Finger zögernd über die Saiten.
   Saravio begann mit dem gleichen Schlaflied, das er auch bei der Tochter der Wirtsleute in Thendara benutzt hatte. Nachdem sie ein paar falsche Töne angeschlagen hatte, fand Romilla bald die schlichte Akkordfolge.
   Eduin gestattete sich, den Blick nach innen zu richten und seine psychischen Schilde ein wenig zu senken. Saravios Stimme wob sich um die süßen Töne der Schoßharfe und hatte eine zutiefst entspannende Wirkung. Obwohl er wusste, dass das in Gegenwart der Leronis gefährlich war, öffnete er seine Laran -Sinne. Er hatte eine Idee, wie er Romillas Depressionen erleichtern konnte; er wollte versuchen, ihr das gleiche Bild zu vermitteln, das Saravios Vision einmal in seinem Geist hervorgerufen hatte.
   Die Farben des Raums veränderten sich ein wenig, als hätte sich dichter, warmer Nebel herabgesenkt. Die Musik verharrte in der Luft, große, runde Gebilde von beruhigendem Klang. Eduin wiegte sich mit ihnen. Die schwache Erinnerung breitete sich in seinem Körper aus. Er spürte den Druck von Saravios Begabung, spürte, wie er manipuliert und stimuliert wurde.
   Sein Blick verschwamm. Das diffuse goldene Licht des Sonnenraums wurde grau und dann silbrig. Bäume, schlank und grazil, erhoben sich aus dem Nebel. Aus der Ferne kamen glockenklare Stimmen mit jedem Herzschlag näher. Er schwebte auf sie zu. Gestalten bewegten sich im Nebel, tanzten unter den Bäumen, begegneten einander, reichten einander die Hände…
   Er streckte im Geist die Hände nach ihnen aus, spürte ihre Reaktion und berührte gleichzeitig Romillas Geist. Sie war offen, beinahe erwartungsvoll, aber immer noch in Schatten gehüllt. Nur ihr Gesicht leuchtete, eine bleiche Maske. Kein Wunder, dass Saravio sie für Naotalba gehalten hatte. Sie streckte die schlanke Hand nach Eduin aus, lud ihn ein, sich zu ihr in die wachsende Dunkelheit zu gesellen.
   Kommt stattdessen ins Licht , drängte er.
   Er griff nach ihrer Hand und zog sie näher.

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