Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Ahnung, wohin er führen und was es wirklich bedeuten würde, Bewahrerin zu sein.
Was es kosten würde , sagte er.
Dyannis nickte. Ihre Augen schmerzen, ihr Herz tat weh. Dann sah sie, wie diese ungeweinten Tränen ihn rührten. Sie hatte ihm zumindest so viel gegeben.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Rorie schlicht. »Können wir weitermachen, als hätte ich nie irgendwelche Gefühle für dich gehegt?«
»Nein, das ist wohl nicht möglich.« Ein Seufzen stieg in ihr auf. Sie ließ es los, wie man einen gefangenen Vogel befreit. »Die praktische Frage lautet, ob wir in einem Kreis zusammenarbeiten können. Ob solche Intimität des Geistes für dich schwierig sein würde.«
»Für mich? Was ist mit dir?«
Sie schüttelte den Kopf und spürte es noch einmal, einen Hauch von Traurigkeit, die Last der Isolation. Sie verging und ließ Gelassenheit und Ruhe zurück. »Ich bin eine Bewahrerin. Für mich ist jeder Angehörige eines Kreises einzigartig und kostbar, aber keiner mehr als der andere.«
»Ich verstehe.« Er senkte den Blick.
»Wenn du Zweifel hast, wäre es besser, mit Raimon zu arbeiten«, sagte sie und hörte die Härte in ihrer Stimme.
»Du hast dich tatsächlich verändert«, stellte er fest. »Ich werde um das trauern, was hätte sein können. Aber nicht um die Frau, die so gerade eben außerhalb meiner Reichweite liegt. Sie existiert nicht mehr.«
Dyannis sah ihn ruhig an. Es stimmte, sie war grausam gewesen. Sie wusste nicht, wie sie sich sonst hätte verhalten sollen.
»Ich möchte dir nicht wehtun«, sagte sie.
»Ich weiß«, erwiderte er nun sanfter. »Es war ohnehin nur ein Traum. Ich hätte dich ebenso gut an einen mental blinden Dummkopf verlieren können bei einer von deinem Bruder arrangierten Heirat.«
Das wäre beinahe passiert . Sie streckte die Hand aus, um seinen Handrücken mit den Fingerspitzen zu berühren, der bevorzugte körperliche Kontakt unter Telepathen, die einzige Weise, in der sie ihn je berühren würde. »Wir waren immer Freunde, Rorie.«
Er nickte. »Das ist wahr. Ich glaube, es würde sogar helfen, in deinem Kreis zu arbeiten, denn das wird es mir glaubhafter machen, dass das Mädchen, das ich einmal kannte, zu etwas anderem herangewachsen ist. Wenn du die Frau eines anderen Mannes oder eine geschworene Jungfrau wärest, würde ich meine Gedanken ebenfalls von dir abwenden.«
Dyannis stand auf, als er sich von ihr verabschiedete. Die Begegnung war besser verlaufen, als sie zu hoffen gewagt hatte, aber das Gefühl von Unruhe blieb, und der Grund entzog sich ihr immer wieder. Wieder dachte sie an Varzil, und diesmal suchte sie bewusst das psychische Firmament nach einer Spur seiner Anwesenheit ab. Eine leise Antwort, wie ein schwaches Echo eines schlagenden Herzens, weit entfernt aber klar, antwortete. Es ging ihm also gut, aber sie konnte ihn mit gewöhnlicher Telepathie nicht erreichen.
Sie musste plötzlich an Eduin denken, und die Unruhe wurde stärker. Vielleicht hatte sie Recht gehabt, als sie dachte, ihre Gefühle für ihn durchdenken zu müssen, bevor sie mit ihrem Leben weitermachen konnte. Sie griff nach ihrem Becher, bemerkte, dass der Jaco kalt geworden war, und stellte ihn wieder hin.
Das war alles so ärgerlich. Sie hatte Eduin nur kurze Zeit gekannt, als sie in vielerlei Hinsicht noch ein Kind gewesen war. Dieses Strahlen, das ihre Erinnerungen umgab, kam von ihrer eigenen Unerfahrenheit in der Liebe - wenn es denn überhaupt Liebe gewesen war. Nun stand Dyannis auf und begann, auf und ab zu gehen. Ja, sie hatte ihn tatsächlich geliebt, mit dieser intensiven, unmöglich zu wiederholenden Begeisterung des ersten Erwachens. Was hätte sein können, wenn man der Beziehung gestattet hätte, ihren natürlichen Lauf zu nehmen, würde sie nie erfahren. Wahrscheinlich hätte sie sich von Verliebtheit zur Desillusionierung und danach vielleicht zu einer dauerhaften Zuneigung gewandelt.
Als er Jahre später zum Turm von Hali gekommen war, war er ein anderer Mensch gewesen. Ein Schatten hatte über ihm gelegen und das Herz verborgen, das ihr einmal so durchsichtig, so unendlich liebevoll erschienen war.
Und dann wiederum am See von Hali…
Selbstverständlich war er zu diesem Zeitpunkt ein anderer Mann gewesen. Er war ein Gesetzloser, der sich verstecken musste und sich mit anderen verzweifelten Menschen zusammentat. Sie dachte mit der gnadenlosen Ehrlichkeit
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