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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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erführen, würden ihm die Gerüchte vorauseilen und sein Ziel vielleicht gefährden. Varzil hatte sich unter den Comyn -Lords bereits einen beträchtlichen Ruf geschaffen - entweder als Retter oder als Wahnsinniger. Seine revolutionären Ideen hatten ihn in den Augen nicht weniger Ratsmitglieder zu einem Verräter an seiner Klasse gemacht.
   Sie fragte, ob sie ihm auf irgendeine Weise helfen könne.
   »Ja, das kannst du tatsächlich. Carolin hat mir ein Pferd zum See bringen lassen, und von dort aus werde ich mit einer Gruppe von Salz- und Pelzhändlern unterwegs sein.«
   Dyannis nickte. Die Fracht einer solchen Handelskarawane war nicht kostbar genug, um Banditen in Versuchung zu führen, eine Übermacht anzugreifen. In einfacher Kleidung und auf einem unauffälligen Pferd konnte Varzil reisen, ohne aufzufallen. Immer vorausgesetzt, niemand suchte nach ihm.
   Und niemand wird suchen, wenn alle denken, dass du immer noch in Hali bist .
   Er nickte bestätigend. Kein Wunder, dass man ihn mit solch großem öffentlichem Spektakel willkommen geheißen hatte. Der König selbst war zum Turm gekommen, um ihn zu besuchen.
   »Nachdem wir jetzt zwei vollständige Kreise haben, ist Hali groß genug, dass Tage - selbst ein Zehntag - vergehen können, ohne dass man allzu vielen, die hier leben, begegnet«, stellte sie fest.
   »Du hörst, dass jemand erwähnt wird, und das bewirkt, dass er dir im Gedächtnis bleibt, als hättest du ihn selbst gesehen«, sagte Varzil.
   »Das stimmt. Ich könnte hin und wieder ein ›Varzil hat das gesagt‹ oder ›Varzil hat jenes getan‹ fallen lassen - so, als wäre ich dir gerade begegnet. Ich brauche niemandem zu verraten, wann du etwas gesagt oder getan hast.«
   Varzil lachte leise. »Du warst immer eine gute Mitverschwörerin. Wenn wir einander altersmäßig näher gestanden hätten, hätte Vater mit uns beiden alle Hände voll zu tun gehabt.«
   »Nein«, sagte sie unerwartet sanft. »Du als der Ältere hättest alles abbekommen.«
   Ich glaube nicht, dass man mir gestattet hätte, nach Hali zu gehen, wenn du dich nicht bei Vater und später bei Harald für mich eingesetzt hättest .
   »Du wärst verheiratet worden, hättest jetzt fünf gesunde Söhne und wüsstest es nicht besser«, neckte er sie.
   Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich hätte es besser gewusst. Glaub mir, ich hätte es gewusst.«
   »Ich sollte solche Dinge nicht sagen«, gab er zu. »Als ich ein Junge war, dachte ich nur an mein eigenes Elend. Ich wusste, wenn ich zu Hause bleiben und der pflichtbewusste Sohn sein würde, den unser Vater wollte, würde ich den Verstand verlieren. Ich habe seitdem erfahren, dass Frauen, ob sie nun aus reichen oder armen Familien kommen, ihr Leben lang viel gnadenloseren Beschränkungen ausgesetzt sind. So begabt zu sein, und diese Begabung nicht nutzen zu können - wenn das nicht die Hölle auf Erden ist, dann weiß ich es auch nicht.«
   »Wir sprechen von Zandru als dem Herrn der sieben gefrorenen Höllen, aber ich denke, er herrscht nicht überall«, sagte sie. »Ich glaube, es gibt einen besonderen Bereich, in dem Frauen gequält werden, im Schatten von Zandrus Braut, Naotalba der Verfluchten. Sie war einmal ein Mensch, heißt es, und nur sie kann wissen, was verloren ist und was… was hätte sein können.« Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
   Warum erschütterte dieser Gedanke sie so sehr, nachdem sie jetzt doch alles hatte, was sie wollte? Man hatte sie ausgebildet, ihr Laran zu nutzen, sie führte ein unabhängiges Leben, hatte den Rang und die Vorrechte - und die Macht -, Bewahrerin zu werden. Warum erfüllte der Gedanke an vergebliche Hoffnungen und unerfüllte Begabung sie dann mit solcher Trauer?
   Der Augenblick verging, wie Nebel sich hob, und sie sah einen Spiegel ihrer eigenen Traurigkeit im Blick ihres Bruders. Sie erinnerte sich an das, was er über seine verlorene Liebe gesagt hatte,, über Felicia.
   Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie stand auf und rieb sich die Arme. »Es wird Tag, und du musst dich auf den Weg machen. Ich werde tun, was ich kann, und ich werde stets an dich denken.«
   »Wie ich an dich.«
   Einem Impuls folgend umarmte Dyannis ihn fest, drückte ihn an sich, als könnte sie es nicht ertragen, ihn gehen zu sehen. Er war einer der wenigen Menschen, die sie problemlos umarmen konnte. Ihre Verbindung als Schwester und Bruder und als Telepathen machte den

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