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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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einer Bewahrerin, ihr Problem könnte darin bestehen, dass sie diese ersten Erinnerungen nicht aufgeben wollte, dass sie nicht zugeben wollte, dass der Junge, den sie einmal bis zum Wahnsinn geliebt hatte, zum Verbrecher geworden war, vielleicht sogar, wenn Varzil Recht hatte, zur schlimmsten Art von Mörder. Aus diesem Grund suchte Eduin sie wohl auch heim wie eine Bassharmonie, die gerade so eben außer Reichweite ihrer Sinne erklang. Hatte sie ihn die ganze Zeit falsch eingeschätzt und sich nur daran erinnert, wie er hätte sein sollen, und nicht daran, wie er wirklich gewesen war?
   Lass ihn gehen , sagte sie sich. Lass die Vergangenheit ruhen .
   Entschlossen, das zu tun, verstärkte sie ihre Laran -Barrieren und versuchte, wieder einzuschlafen. Es kam ihr so vor, als ob sie stundenlang am Rand des Schlafs verharrte und die Zeit mit ihren Herzschlägen maß. Schließlich fiel sie in eine unbehagliche Mischung aus halb ausgeformten, ruhelosen Träumen. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass jemand mit ihr sprach und wichtige Dinge sagte, die sie so gerade eben nicht hören könnte. Obwohl sie die sich immer wieder verändernde Landschaft angestrengt durchsuchte, konnte sie die Worte nicht verstehen.
   Das Gefühl einer Gefahr wurde stärker, als ihr Traum sich veränderte. Rauchiges Blut fiel vom Himmel, Steine schrien vor Schmerz, Menschen, die sie eigentlich kennen sollte, aber nicht beim Namen nennen konnte, rannten schreiend an ihr vorbei, und dabei wehten statt Haarsträhnen Schlangen hinter ihnen her. Sie schien sich in einer bizarren Version der Überwelt zu befinden, auf allen Seiten von Feuerwänden umschlossen, die immer näher kamen.
   Dyannis wachte auf und saß zitternd aufrecht auf ihrem Bett. Es war inzwischen Tag geworden und ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, aber sie war in kalten Schweiß gebadet. Sie schauderte wie bei einem Fieber. Die Arme um den Oberkörper geschlungen, wiegte sie sich vor und zurück, bis zumindest das Zittern aufhörte. Wenn doch nur Varzil in Hali gewesen wäre, sodass sie mit ihm darüber sprechen könnte, aber er war schon vor mehreren Tagen aufgebrochen.
   Schließlich war sie imstande, das Bett zu verlassen, sich Hände und Gesicht zu waschen und nach einer Dienerin zu rufen, die ihr beim Ankleiden und Frisieren half.
   Sobald sie sich gefasst hatte, ging Dyannis zu Raimon. Sie mochte im Alltag als vollständig ausgebildete Bewahrerin fungieren, aber sie stand immer noch unter seiner Obhut und seinem Befehl.
   Wenn ich wirklich Bewahrerin bin, was dann? , fragte sie sich, als sie in seinem Wohnzimmer wartete. Wer wird dann der Bewahrer der Bewahrerin sein?
   Er lauschte mit ernster Miene, als sie ihre Alpträume beschrieb. »Es tut mir Leid, dass es so weit gekommen ist«, seufzte er. »Ich habe bei anderen Bewahrern im Verlauf ihrer Ausbildung eine ähnliche Steigerung der Empfindsamkeit erlebt. Selbstverständlich war keiner von ihnen so hart mit sich selbst, so gnadenlos, sollte ich sagen, wie du gewesen bist.«
   Sie waren alle Männer .
   »Und was hat das zu bedeuten?«, nahm er ihren unausgesprochenen Gedanken auf. »Wenn Varzil Recht hat, dann bestehen zwischen einem männlichen Bewahrer und dem anderen so viele Unterschiede wie zwischen Männern insgesamt und Frauen. Jeder von uns kommt zu einem eigenen Verständnis und Akzeptieren der Disziplin, ebenso, wie jeder von uns in einem Kreis den Geist der Arbeiter auf unterschiedliche Weise verbindet.«
   Dyannis musste zugeben, dass er Recht hatte. »Du glaubst also, was mit mir passiert, ist das Ergebnis von Überarbeitung und Sorgen?«
   »Das würde ich annehmen, ja.« Er lehnte sich zurück und sah sie mit diesem ruhigen, klaren Blick an und erinnerte sie nicht daran, wie sehr er sie gedrängt hatte, sich auszuruhen und sich nicht so heftig anzutreiben.
   »Es ist schön und gut, wenn du mir sagst, dass ich mir ein paar Tage frei nehmen soll!« In ihrer Stimme lag eine Hitzigkeit, die sie selbst überraschte. »Dein Kreis wird weiterhin die notwendigste Arbeit erledigen. Aber was, wenn wir nicht zu zweit sind? Was, wenn ich allein wäre, die einzige Bewahrerin im Turm? Was würde ich dann tun?«
   Raimons Augen wurden dunkler. »Ich verstehe, was du fürchtest - dass eine Zeit kommen wird, in der es tatsächlich so wenige von uns gibt, dass jeder Turm nur einen einzigen Bewahrer hat. Genau dieses Schicksal versucht Varzil abzuwenden, indem er ebenso

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