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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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schneller als das Unwetter. Obwohl sie seine Züge nicht sehen konnte, erkannte sie sofort die geistige Berührung.
   Süße Cassilda, Eduin! Was machst du denn hier?
   Weder Zeit noch Entfernung waren in der Überwelt von Bedeutung. Zwischen einem Herzschlag und dem nächsten stand er vor ihr. Wenn sie seinen Geist nicht gekannt hätte, hätte sie den Mann, der taumelnd zum Stehen kam und sich kaum aufrecht halten konnte, niemals wiedererkannt. Das Haar hing ihm in nassen Strähnen um das ausgemergelte Gesicht, in dem sich viele Leidensfalten abzeichneten. Er trug nur schmutzige Lumpen, die vielleicht einmal das Gewand eines Laranzu gewesen waren, und er sah aus, als hätte ihn ein großes Raubtier, vielleicht eine Banshee, angefallen. Eine zerfetzte Wunde klaffte in seinem Bauch, und Blut tropfte heraus. Durch die Kleidungsfetzen waren Kratzer und Schwielen zu sehen.
   Aber es war unbestreitbar Eduin, und einen Augenblick wollte sie ihn unbedingt umarmen. Die Augen, die in den dunklen Höhlen glühten, begegneten ihrem Blick mit einem gleichzeitig entschlossenen und flehentlichen Ausdruck.
   »Dyannis, du hast keine Zeit! Fliehe, verschwinde aus dem Turm! Ihr werdet jeden Augenblick angegriffen werden!«
   »Eduin - wovon redest du? Was… «
   Er drehte sich um und warf einen Blick zu dem sich nähernden Unwetter. Der Umhang der geisterhaften Frau wehte, und Dyannis sah, dass sie in der ausgestreckten Hand drei Blitze hielt, die sie nach dem Turm von Hali werfen wollte.
   »Du kannst sie nicht mehr aufhalten!«, rief Eduin. »Sie sind gegen jeglichen Kontakt abgeschirmt - bitte, du musst dich retten!«
   Der erste Blitz verließ die Hand der Geisterfrau. Er bewegte sich schneller, als Dyannis ihm mit dem Auge folgen konnte, schneller als ein Gedanke. Eduin schrie: »Nein!«, und versuchte, den Gedankenstoff der Überwelt so zu formen, dass er das Geschoss aufhielt.
   Schreie erfüllten ihren Kopf, und Dyannis wurde zurück in ihr Zimmer im Turm gerissen. Die Steine rings um sie her vibrierten. Die lautlosen Schreie verstummten, und sie konnte Rories geistige Stimme klar und deutlich hören.
   Wir werden angegriffen! , schrie Rorie. Wer immer mich hören kann, helft uns! Raimon, antworte mir!
   Dyannis riss die Tür auf und rannte den Flur entlang. Nur ein paar Bewohner von Hali schliefen zu dieser Stunde, ob sie nun in Raimons Kreis arbeiteten oder nicht. Einige beendeten gerade Laran -Arbeiten außerhalb des Kreises oder hielten sich einfach an ihren Stundenplan, um tagsüber schlafen zu können. Sie kam an einem Diener vorbei, der warmes Wasser und Handtücher verteilen wollte.
   »Oh, Domna Dyannis, was ist geschehen? Gab es einen Unfall?«
   »Ich weiß es nicht!« Dyannis wurde nicht langsamer. In ihrem Kopf hüllten Flammen das Labor ein, in dem Raimon arbeitete. Eine Arbeiterin war verwundet, ihr Geist sandte Wellen von Schmerz aus. Der Kreis war gebrochen; alle waren verwirrt.
   Sie erreichte das Treppenhaus. Plötzlich brach etwas durch die Außenwand direkt über ihr. Steine stürzten nach innen, barsten mit schrecklichem Lärm. Orangeweiße Flammen ergossen sich durch die Öffnung. Staub und Splitter regneten auf Dyannis nieder. Sie duckte sich, versuchte instinktiv, den Kopf mit den Armen zu schützen, und nahm den beißenden Geruch von Haftfeuer wahr.
   Tröpfchen des tödlichen Ätzmittels sprühten ins Treppenhaus. Dyannis warf sich nach hinten und konnte gerade noch einem größeren Tropfen ausweichen. Stolpernd entkam sie in den Flur, der zu den Wohnungen führte. Rauch und Flammen erfüllten die Luft und wurden jeden Augenblick heißer und dichter.
   Sie war sowohl von beiden Laboren als auch von ihrem einzigen Fluchtweg abgeschnitten.
   Eine der älteren Frauen, eine Matrix-Technikerin namens Javanne, kam zu ihr gerannt. »Gesegnete Cassilda, wir werden angegriffen!«
   Dyannis spürte ihre Worte mehr, als dass sie sie über das Tosen der Flammen und das Knacken berstender Steine hinweg hörte. An einer anderen Stelle im Turm erschütterte eine weitere Explosion die Mauern. Dyannis hörte Schreie, weit entfernt und gedämpft.
   »Komm mit.« Mit einem entschlossenen Griff, wie ihn Telepathen sonst nie anwandten, packte Dyannis die Hand der anderen Frau und zog sie den Flur entlang. Das Haftfeuer würde sich am Ende zu ihnen durchfressen oder der Turm würde einstürzen, aber in der Zwischenzeit mussten sie einen Ort finden, wo es ruhig

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