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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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vielleicht mit ein wenig wilden Zwiebeln, aber sie wärmte Eduins Magen. Er hielt Saravio die Holzschale an den Mund, damit dieser trank.
   Einer der Männer beobachtete, wie Eduin Brotstücke abbrach und Saravio drängte zu essen.
   »Ja, ihr müscht gut auf euch aufpaschen«, sagte der Mann zischelnd, weil ihm mehrere Zähne fehlten. Sein Freund brummte etwas und stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
   »Wie findet man hier Arbeit?«, fragte Eduin lässig.
   Während die beiden Männer erklärten, welches die besten Plätze für welche Art Arbeit waren, holte einer von ihnen eine Feldflasche heraus. Als er den Stöpsel zog, roch Eduin selbst gebrannten Apfelschnaps. Der Mann trank einen Schluck und reichte die Feldflasche dann weiter. Saravio schien sie nicht einmal zu bemerken, aber Eduin schüttelte den Kopf. Ein Schluck würde nur zum nächsten führen, und er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass er dann einen Weg finden würde, sich vollkommen zu betrinken und betrunken zu bleiben. Der Befehl seines Vaters dröhnte zwischen seinen Schläfen, sein leerer Magen zog sich zusammen, und er wich zurück vor dem Geruch nach ungewaschenen Körpern und Verzweiflung und dem harten Glitzern in den Augen der Männer.
   »Du verträgst es wohl nicht?«, fragte einer ihrer Gastgeber höhnisch, aber der andere kniff nur die Augen zusammen. »Hast du es mehr mit dem Geisterkraut?«
   Wieder schüttelte Eduin den Kopf. Wie die meisten Laran -Begabten fürchtete er das bewusstseinsverändernde Kraut. »Nein, ich muss einfach nur einen klaren Kopf behalten.«
   »Wenn du einen klaren Kopf hättest«, sagte der zweite Mann mit einer unangenehmen Grimasse, »dann wärst du nicht hier.«
   Damit wandte sich das Gespräch dem Leben in der Siedlung vor der Stadt zu. Die Ansammlung von Zelten und Hütten vor den Mauern von Robardins Fort bot in jedem Sommer einer ganzen Flut von Reisenden Unterkunft. Die meisten waren Wanderer wie diese beiden Männer, heruntergekommene Soldaten, Bauern oder Hirten, die der Krieg aus ihrer Heimat getrieben hatte. Früher einmal hatte es nur ein paar Landstreicher gegeben, und auch die nur beim besten Wetter. Man hatte sie in die Stadt gelassen. In den vergangenen Jahren waren es jedoch so viele geworden, dass es nicht mehr genug Arbeit oder Unterkunft gab. Wer konnte, zog weiter. Andere endeten mit dem Gesicht nach unten im Fluss.
   »Aber ihr werdet es schon schaffen, sobald ihr euch ein bisschen auskennt«, sagte der erste Mann. »Und jetzt kommt, ihr könnt euch ans Feuer legen, und morgen gehen wir und suchen Arbeit.«
   Todmüde schüttelte Eduin seine Decke aus und half Saravio, das Gleiche zu tun. In die raue Wolle gewickelt, nahe genug an dem niederbrennenden Feuer, um einen Hauch von Wärme zu verspüren, schlief er ein.
   In seinem Traum floh er durch einen Irrgarten von Gassen. Sie hätten vertraut sein sollen, aber er konnte den Weg nicht finden. Er suchte nach Orientierungspunkten, fand aber keine, nur unerwartete Sackgassen und Mauern, die ihm den Weg blockierten. Je schneller er rannte, desto größer wurde seine Angst.
   Töte! , erklang die Stimme seines Vaters, kein Flüstern mehr, sondern ein Peitschenknall. T-t-töte sie alle!
   Hinter ihm nahm vor dem wolkigen Himmel ein dunkler Umriss Gestalt an wie eine Frau in einem Kapuzenumhang. Eduin wagte nicht, den Blick von der schmalen Gasse vor sich zu wenden. Er wollte schneller rennen, huschte hierhin und dahin. Mit einem Zischen fiel ein Seil um seine Schultern. Im nächsten Augenblick zog es sich um seinen Hals zusammen. Er kam ruckartig zum Stehen und versuchte, das Seil wegzureißen. Er schlug um sich und rang nach Luft.
   Töte!
   Eduin riss die Augen auf. Eine dünne, scharfe Klinge wurde an seine Kehle gedrückt. Jede Bewegung würde sie tiefer in seine Haut treiben. Im dünnen Licht des einzelnen Mondes sah er, dass einer der Männer sich über ihn beugte. Instinkt ließ ihn erstarren.
   »Hier ist nichts drin«, erklang die Stimme des zweiten Mannes, und daneben war das gedämpfte Geräusch eines Rucksacks, der geschüttelt wurde, zu hören. »Das Zeug ist nicht mal einen einzigen Reis wert.«
   Der zweite Mann fluchte. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass Eduin wach war. »Wir müssen sie trotzdem erledigen.«
   Eduin nahm sich zusammen. Er war kein Kämpfer, selbst wenn er nicht tagelang unterwegs und vom Hunger geschwächt war. Aber er konnte sich

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