Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
Hali zu beherrschen, dann war das auf Eduins Veranlassung hin geschehen. Eduin war daran gewöhnt, sich für andere verantwortlich zu fühlen. Er begründete es vor sich selbst damit, dass Saravio ihm immer noch nutzen konnte. Selbst wenn er sich kaum seiner Umgebung bewusst zu sein schien, summte Saravio auf Eduins Drängen hin leise sein Lied. Das genügte, um Eduins innere Dämonen in Schach zu halten. Eduin hasste es zwar, so von Saravio abhängig zu sein, aber er verspürte auch seltsames Mitleid für diese arme Seele, so gebeutelt von ihren eigenen Qualen. Wenn sie beide in Robardins Fort Arbeit und ein Zimmer finden konnten, würde Saravio sich erholen können. Bis dahin war Eduin entschlossen, bei ihm zu bleiben und sich so gut wie möglich um ihn zu kümmern.
   Unterwegs spitzte Eduin die Ohren, um das Neueste aus Hali zu hören, besonders Informationen darüber, ob man sie vielleicht verfolgte. Er erfuhr allerdings nichts Wichtiges. Da er und Saravio Thendara so schnell verlassen hatten und nie lange am gleichen Ort geblieben waren, hatten sie das übliche Netz von Gerüchten hinter sich gelassen. Hin und wieder gab es einen Hinweis auf Unruhen in Hali, aber Eduin sprach darüber nicht mit seinen Mitreisenden und gab lieber vor, überhaupt nichts zu wissen, als sich dabei erwischen zu lassen, dass er mehr wusste, als es einem Unschuldigen möglich war.
   Vor dem Tor von Robardins Fort standen Trockenstädter- Oudrakhi zwischen Pferden, Maultieren und Chervines , Wagen und Karren. Livrierte Lakaien rannten vor Sänften her und forderten die Fußgänger auf, Platz zu machen. Ein kleiner Trupp Soldaten, ihren zerschlagenen Rüstungen und dem Fehlen offizieller Farben nach zu schließen Söldner, drängte sich durch die Menge.
   So spät am Tag warf die große Rote Sonne lange Schatten auf die staubige Straße und ließ die verwitterte, zersplitterte Palisade angenehmer wirken. Die beiden Reisenden näherten sich dem Tor. Es gab einen Kontrollpunkt, bewaffnete Wachen und eine Art Schreiber, einen schmächtigen Mann, der angestrengt in sein Buch spähte, in dem er Namen und Anliegen jedes Besuchers notierte. Er ließ die Wollhändler passieren, sagte ihnen aber, sie müssten ihre Packtiere entladen und wieder aus der Stadt geschafft haben, bevor die Tore für die Nacht geschlossen wurden.
   Dann warf er Eduin und Saravio einen Blick zu. »Name? Anliegen?«
   Eduin erfand zwei Namen. »Wir suchen Arbeit.«
   »Ihr und das halbe Land«, schnaubte der Schreiber und rieb sich die lange, klingenschmale Nase. »Ich nehme an, ihr habt auch kein Geld für ein Gasthaus.« Er zeigte mit dem Ende seiner Feder auf das Durcheinander vor der Palisade. »Seht ihr diese gestreiften Stangen? Dort könnt ihr euch morgen als Tagelöhner anbieten; es geht eine Stunde vor dem ersten Licht los. Wenn euer Arbeitgeber will, dass ihr die Stadt betretet, gibt er euch eine Tagesmarke.«
   Sie gingen zu den Viehpferchen, da Eduin in Thendara häufig in Mietställen gearbeitet hatte. Er kannte sich recht gut mit Pferden aus und kam auch mit Chervines zurecht. Man brauchte keine besonderen Fähigkeiten, um Boxen auszumisten, nur einen starken Rücken. So spät am Tag hatten die Viehhändler jedoch längst schon alle Tagelöhner eingestellt, die sie brauchten. Ihren scharfen Blicken entnahm Eduin, dass er und Saravio hier im Augenblick nicht willkommen waren.
   Es wurde rasch dunkler, und mit dem Licht schwand jede Hoffnung, in die Stadt selbst gelangen zu können. Kleine Lagerfeuer flackerten auf und zeigten, wo die Kaufleute bei ihren Wagen kampierten. Eduin zitterte inzwischen vor Müdigkeit und Hunger, und Saravio hatte schon lange nichts mehr gesagt. Er bewegte sich nur, wenn Eduin ihn mitzog.
   Sie versuchten es an mehreren Lagerfeuern, und jedes Mal wurden sie abgewiesen, manchmal mürrisch, manchmal mit der Entschuldigung, dass die Menschen dort nichts hatten, was sie abgeben konnten. Als Eduin schon fürchtete, er würde gleich auf die Knie fallen und betteln, boten ihnen zwei Männer, die neben einem halb verfallenen Schuppen an einem Lagerfeuer saßen, Suppe und Brot an. Eduin hatte solche wie sie hundertmal in Thendara gesehen. Er kannte die Farbe ihrer Haut, die vom Wetter und vom Hunger vorzeitig gealtert war, er kannte den berechnenden Blick in ihren Augen. Das hier waren Männer, mit denen er feilschen konnte.
   Die Suppe war kaum mehr als Getreide, das zu einem dünnen Schleim verkocht war,

Weitere Kostenlose Bücher