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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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so müde, sich gegen dieses Flüstern zu stemmen, und so konzentriert darauf, zur Hütte zu gelangen, dass er schon beinahe angekommen war, bevor er den bunt bemalten Schaustellerwagen bemerkte, der auf dem Weg hinter seiner Unterkunft stand. Ein schlanker Junge war dabei, ein braunes Wagenpferd abzuschirren. Der Senkrücken und das weiße Haar an der Schnauze des Tiers zeigten, wie alt es war, aber sein Fell glänzte, und in seine Mähne waren bunte Bänder geflochten. Eine Reihe von Frauen und Kindern aus der Stadt, einige von ihnen recht gut gekleidet, beobachteten den Jungen. Eduin hörte das Klingeln von Glöckchen und darunter eine leise Melodie und den Klang einer Fiedel. Die Zuschauer teilten sich, und er sah, was sie sich angesehen hatten - zwei Frauen, die eine alte Ballade vortrugen. Die Sängerin war noch ziemlich jung, keine Schönheit, aber sie hatte ein frisches, hübsches Gesicht. Sie trug ein hellgrünes Mieder, das mit Strohlilien bestickt war, eine Bluse mit einem weiten Ausschnitt und einen bunt gestreiften Rock. Ein Kopftuch mit kleinen Glöckchen am Rand hielt ihr dunkelbraunes Haar zurück. Sie bewegte sich leicht zur Musik ihrer Begleiterin, einer alten Frau in schwarzem Kleid und Kopftuch.
   Die Musik sank tief in Eduins Geist. Sie hatte nichts von der beruhigenden Wirkung von Saravios Gesang, war nur gewöhnliche Musik, angenehm gesungen und lebhaft genug, dass die Zuhörer mit den Füßen wippten. Die Kinder lachten, und Lächeln erhellte die Gesichter aller Zuschauer. Wenn Eduin die Augen schloss, konnte er beinahe den Gemeinschaftsraum in Arilinn vor sich sehen, wo er diese Ballade zum ersten Mal gehört hatte.
   Statt in einer Barackensiedlung auf einem staubigen Feld zu stehen, war er von Mauern aus hellem, durchscheinendem Stein umgeben. Er erinnerte sich an Teppiche unter seinen Füßen, an gepolsterte Sessel, die in gemütlichem Halbkreis um eine massive Naturstein-Feuerstelle standen. Ein Mädchen mit flammend rotem Haar saß auf einem niedrigen Hocker und bewegte die sechsfingrige Hand über die Saiten einer Rryl , und ihre Stimme hob und senkte sich. Eduins Müdigkeit verging. Er konnte beinahe das Räucherwerk riechen, das jemand ins Feuer des Gemeinschaftsraums geworfen hatte.
   Dann riss ihn etwas in die Gegenwart zurück. Seine Augen brannten. Das Lied schloss mit einem Wirbel der Röcke des Mädchens und leisem Applaus. Ein paar Frauen warfen eine oder zwei Münzen vor die Füße der Sängerin. Lachend sammelte die junge Frau sie auf und steckte sie in den Rockbund. Die alte Frau hatte die Fiedel schon wieder eingesteckt und stieg auf den Wagen.
   »Ich gehe jetzt, Tia .« Der Junge hatte das Pferd fertig abgeschirrt.
   Eine gedämpfte Stimme erklang aus dem Wagen. »Warte«, sagte das Mädchen. Sie beugte sich in die offene Wagentür und holte einen schön geschwungenen Krug heraus. »Füll das hier bitte! Und wage nicht, den Krug zum Üben zu benutzen.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Finde etwas Unzerbrechliches, bis du gelernt hast, wie man jongliert.«
   Lachend führte der Junge das Pferd zum Fluss. Eduin sah ihm hinterher. Er blieb stehen und versuchte, die Erinnerung an die Musik zu verlängern.
   Die beiden Frauen begannen, ein gefaltetes Zelt aus dem Wagen zu zerren. Die Stangen waren lang und unhandlich, das Zelt selbst zu schwer für sie. Es rutschte der alten Frau aus der Hand und fiel auf den Boden, was eine Staubwolke auffliegen ließ.
   Eduin setzte sein Päckchen mit Essen in der Hütte ab und ging zu ihnen. Seit seiner Ankunft in Robardins Fort hatte er schon viele solche Zelte aufgestellt - eine Arbeit war so gut wie die andere.
   »Ich kann euch helfen.«
   Gemeinsam kümmerten sich die beiden Frauen nun um eine Seite, und er übernahm den Rest. Die anderen Handlanger hatten ihm gezeigt, wie man es machte, und regelmäßige schwere Arbeit hatte ihn körperlich gekräftigt. Er war immer noch schmal, aber seine Brust war breiter geworden, und seine Schultern und die Arme waren muskulöser als je zuvor.
   Das Zelt war eher ein Pavillon und bestand nur aus dem Dach und einer Wand. Es war ausgebleicht und geflickt, aber von gutem Entwurf. Eduin erkannte es als die Kulisse einer Bühne. Als Nächstes kam eine Reihe von Plattformen, die zusammengesetzt werden konnten und ein Podium für die Schauspieler bilden würden.
   Eduin trat zurück, um das Ergebnis zu betrachten, und stellte sich eine Zuschauermenge von Reisenden und

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