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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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einem bestimmten Mann gezeigt, aber woher wollte er das so genau wissen? Wenn Tia nichts dagegen hatte, stand es ihm wohl kaum zu, sich einzumischen.
   Zwischen dem Wagen und dem Baum befand sich Raynitas Zelt, kaum groß genug für eine einzelne schlafende Person. Eduin hockte sich daneben, denn das grob geflickte Tuch stellte für sein Laran keine Grenze dar. Hier im Schatten fürchtete er nicht, entdeckt zu werden. Er holte seinen Sternenstein heraus. Ein hellblaues Feuer blitzte in der Tiefe des Kristalls…
   Raynitas Geist wanderte in ihren Träumen umher wie der einer Fiebernden und bewirkte eine seltsame Verzerrung ihrer Energiekanäle.
   So leicht, wie man zwischen Schichten von Seide gleitet, bewegte sich Eduin durch die mentale Verteidigung des Mädchens. Er ging durch Schichten von Muskeln und Bindegewebe, aber er spürte nichts von dem goldenen Glanz, der üblicherweise vom Leib einer Schwangeren ausging. Zu seinem Entsetzen erkannte er, dass Saravio Recht gehabt hatte, als er behauptete, Naotalba hätte nichts von Babys gesagt.
   Raynita war nicht schwanger. Stattdessen trug sie tief in ihrem Bauch einen Kern kränklich grünen Schimmers.
   Dieses Partikel war größer als das im Körper des Jungen, oder vielleicht waren es mehrere von ihnen, die zusammenklebten. Sie hatten sich in einem Eileiter festgesetzt, und dann hatte sich in einer grotesken Parodie einer wahren Schwangerschaft ein blutgefüllter Sack gebildet. Bald schon würde er reißen und das Mädchen umbringen.
   Eduin dachte keinen Augenblick nach. Er formte sein Laran zu einer Speerspitze und stieß nach dem Klumpen. In Jorges Hirn waren die Partikel aufgeflackert und dann unwirksam geworden. Die in Raynitas Bauch glühten einen erschreckenden Augenblick lang heftiger, dann zerfielen sie zu Asche. Schmerz zuckte wie ein Blitz durch Raynitas Träume. Wie von fern hörte Eduin, wie sie leise zu wimmern begann. Dann verging die Hitze, und eine geschwollene Narbe blieb zurück. Eduin glaubte nicht, dass er eine Blockierung in solch zartem Gewebe öffnen konnte, und er zitterte bereits vor Erschöpfung. Es musste genügen, dass das Mädchen überleben würde. Er zog sich zurück.
   Geräusche rissen ihn wieder in die körperliche Welt, ein Rascheln der trockenen Blätter, das Knacken eines Zweigs. Eine Gestalt erschien, und einen Augenblick sah er ihre Silhouette vor dem schwachen Leuchten des niedergebrannten Lagerfeuers. Eduin erkannte den weiten Rock der alten Frau und ihren unter dem Gewicht der Jahre gebeugten Rücken. Er setzte dazu an aufzustehen und suchte dabei nach einer Erklärung für seine Anwesenheit hier.
   Er räusperte sich, aber sie kam ihm zuvor. »Du bist kein so schlechter Mensch, wie du glaubst - ebenso wenig wie dein Freund einfältig ist. Behaltet eure Geheimnisse; die Vergangenheit anderer Menschen interessiert mich nicht. Aber hör mich an, Eduin… In Isoldir gibt es genug Zauberer, und sie brauchen deine Begabung dort nicht. Stattdessen würde ich dir raten, dich der Ebene von Valeron und der Stadt Kirella zuzuwenden, wo die Tochter des Lords im Gefängnis ihrer eigenen Träume weilt und niemand sie erreichen kann. Es würde euch vielleicht helfen, euch die Dankbarkeit dieser Familie zu verdienen.«
   Mit diesen Worten zog sie sich erneut in den Schatten zurück.
   Eduin setzte sich wieder hin. Kirella war das Heim eines kleinen, aber mächtigen Zweigs des Aillard-Clans, und Aillard war Isoldirs geschworener Feind. Wenn er das Vertrauen des Lords dort gewinnen konnte, würde er vielleicht imstande sein, diesen großen Clan als Waffe gegen Varzil einzusetzen. Selbst wenn er versagte, gab es immer noch Saravio. Zusammen würden sie in Kirella Zuflucht finden. Immer vorausgesetzt selbstverständlich, sie konnten die Tochter heilen, über deren Krankheit so viele Gerüchte in Umlauf waren.

17
    Eduin und Saravio reisten mit den Musikern, bis sie Carskadon erreichten, die nächste größere Handelsstadt. Nur eine heruntergekommene Palisade schützte den Ort, aber Trupps von Männern arbeiteten an ihrer Reparatur, und nervöse Wachen standen an den Toren. Hier gab es keine Ansammlung von Hütten und Zelten, die die Umgebung der Stadt verunstaltete. Kleine Häuser mit ordentlich gepflegten Gärten und Geflügelpferchen zogen sich an der Straße entlang. Die Stadt selbst war um einen Marktplatz gewachsen, früher einmal ein ungepflastertes Feld, auf dem sich die Händler zum Feilschen trafen,

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