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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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erwarten würden«, erwiderte Eduin. »Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, die Toten wiederzuerwecken, um die Kluft zu überbrücken, die ein solcher Abschied reißt.«
   »Was für ein Unsinn!« Trotz seiner Worte ging Interesse von dem Mann aus.
   »Wenn der gesunde Menschenverstand sich auf einer Seite befindet«, sagte Eduin und streckte die Hand mit der Handfläche nach oben aus, »dann liegen unsere tiefsten Herzenswünsche auf der anderen.« Er hob die linke Hand und streckte sie dem Kaufmann entgegen.
   »Tiefste Herzenswünsche… « Der Schmerz wurde heftiger.
   Beinahe im Reflex reagierte Saravio. Er stand hinter Eduin am Rand des Lichtkreises der Kerze, wo sein schwarzes Gewand ihn im Schatten beinahe unsichtbar machte. Eduin spürte, wie er in den Geist des Kaufmanns griff.
   Der Coridom hatte das Zimmer verlassen, aber seine Gegenwart hätte keinen Unterschied gemacht. Es gab nichts Ungewöhnliches zu sehen, es gab keine beschwörenden Rezitationen, keine geheimnisvollen Rituale. Nur jemand, der Laran hatte und in seiner Nutzung ausgebildet war, hätte bemerken können, was hier geschah.
   Während Saravio die Energieströme im Hirn des Kaufmanns bewegte, nutzte Eduin sein Laran , um hinter die emotionalen Barrieren des Mannes zu greifen. Der Kaufmann hatte eine Spur von Laran , aber nicht genug, um sich einem ausgebildeten Telepathen widersetzen zu können. Eduin fand ein Durcheinander von Bedauern, kleinlicher Unfreundlichkeit und enttäuschten Hoffnungen, von all den üblichen Ärgernissen einer langen Ehe. Verwoben mit ihnen waren Augenblicke der Zärtlichkeit, des Vertrauens, des schweigenden Trostes. Gefangen zwischen dem Guten und dem Schlechten, konnte der arme Mann keinem dieser Aspekte Ausdruck verleihen.
   Saravios Lied bewirkte bei dem Witwer ein Gefühl steigenden Wohlbefindens. Es war genau das, was Eduin brauchte, um durch die Verzagtheit zu brechen. Gefühle stiegen auf - Trauer, Liebe und sogar Erleichterung. Tränen liefen über die Wangen des Kaufmanns. Sein ganzer Körper bebte, als er seine Trauer herausschluchzte.
   Nun habt ihr beide Frieden , sagte Eduin im Geist, während Saravio einen Schleier über den Schmerz warf. Friede…
   Ja… , antwortete der Kaufmann lautlos. Friede .
   Eduin fütterte Worte in die Gedanken: Die Trauer wird ein Ende finden, ebenso wie der Schmerz… Offne dich der Hoffnung… Werde wieder gesund… Freue dich… Erzähle diese Geschichte weiter… Sie muss unbedingt… zu Lord Brynon gelangen… Seine Tochter…
   Sie verließen das Haus ein paar Stunden später mit einem gut gefüllten Beutel. Der Kaufmann sang leise vor sich hin, als er sich ins Bett legte, und in seinem Kopf hingen pastellfarbene Visionen und der Vorsatz, am nächsten Morgen dem Burgverwalter zu schreiben, der ein guter Kunde von ihm war.
   »Die Brüder Eduardo und Sandoval Hernandez«, rief der Herold die Namen, mit denen Eduin sich vorgestellt hatte. Er hatte sie in Carskadon ausgewählt. Die Stimme des Herolds hallte laut in Lord Brynon Aillards Audienzsaal wider. Der Raum war lang gezogen und hatte eine niedrige Decke, an den Steinwänden hingen keine Wandbehänge, und die Binsen am Boden waren durchgetreten, aber etwas daran, wie der Raum gebaut war, sorgte für eine hervorragende Akustik. Der Lord brauchte nicht die Stimme zu erheben, damit jeder im Saal ihn hören konnte.
   Lord Brynon saß recht lässig in seinem schweren Sessel auf einem Podium. Über den Sessel war Stoff in dem grau-roten Federmuster von Aillard drapiert. Der Lord stützte einen Ellbogen auf die Armlehne und das Kinn auf die Faust. Neben ihm standen zu beiden Seiten ein paar ernste, kräftig aussehende Männer.
   Eine einzelne Frau, deren rötlich braunes Haar in einem Stil im Nacken geflochten war, den Eduin bis dahin nie außerhalb eines Turms gesehen hatte, hielt sich ein wenig abseits. Aus ihrem schlichten Gewand und der viel sagenden Laran -Signatur schloss Eduin, dass es sich um die Haushalts- Leronis handelte. Er glaubte nicht, dass sie seine Barrieren durchdringen konnte, aber er würde vorsichtig sein müssen, wenn er seine Macht einsetzte, damit sie nicht bemerkte, dass hier ausgebildetes Laran am Werk war.
   Der Rest der Höflinge trug derart dunkle Farben, dass Eduin sich fragte, ob vielleicht erst vor kurzem eine wichtige Persönlichkeit gestorben war. Sie betrachteten ihn misstrauisch, beinahe verstört.
   Eduin trat aus der Reihe der

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