Darkover 06 - Die Flamme von Hali
nun umgeben von Holzhäusern, Ställen, Gasthäusern, Lagerhäusern und Werkstätten. Als sie eintrafen, erklärte ihnen ein Junge, der eine Herde fetter Chervines trieb, wo sie ihren Wagen am Stadtrand sicher unterbringen und billiges Futter für das Pferd finden konnten.
Die Truppe gab eine Vorstellung auf dem Marktplatz und zog dann weiter, aber Eduin und Saravio blieben zurück. Eduin nutzte ihren Anteil der Einnahmen, um ein Zimmer in einem der ärmlicheren Gasthäuser zu mieten. Inzwischen hatte er einen Plan.
»Naotalba hat wieder zu mir gesprochen«, sagte er Saravio. »Sie hat uns befohlen, uns jenen zu widmen, die ihre wunderbaren Kräfte brauchen. Durch uns wird sie ihnen wieder Freude schenken.«
»Was sollen wir tun?«
»Wir müssen neue Namen annehmen. Wir müssen uns vom Zorn abwenden und stattdessen Gutes tun. Durch uns wird Naotalba die Kranken heilen und die Herzen aller, die ihren Ruf hören, erfreuen.«
Dann machte sich Eduin daran, Saravio als göttlich inspirierten Heiler bekannt zu machen. Da es keinen Turm in der Nähe gab, hatten die meisten Leute keine andere ärztliche Hilfe als die traditionelle Kräuterkunde. Eduin kleidete Saravio in ein schwarzes Gewand - »schließlich bist du Naotalbas Hauptmann« - und gab ihm eine fest gestrickte Mütze in der gleichen Farbe. Die ungewöhnliche Kleidung erhöhte Saravios Charisma.
Saravio sang, während Eduin mit seinem Laran arbeitete. Gemeinsam waren sie imstande, diverse körperliche und geistige Störungen zu beheben. Nach ein paar Behandlungen, die sie umsonst durchführten, erhielten sie durch die Stadtbewohner und reisende Kaufleute genug Arbeit, um bessere Räume beziehen zu können. Die Nachricht von ihrem Erfolg breitete sich rasch in der Umgebung aus. Auch Leute aus weit abgelegenen Bauernhöfen und Dörfern reisten mit ihren kranken Familienmitgliedern zur Stadt, manchmal kamen sie auch nur aus Neugier.
Bald war es Zeit weiterzuziehen, solange das schöne Wetter anhielt. Sie durften nicht riskieren, hier vom Winter eingeschlossen zu werden. Sie hatten genug Geld eingenommen, um sich gute Kleidung, zwei Pferde und ein Packtier leisten zu können.
Aus Carskadon stiegen sie hinab zur Ebene von Valeron. Eduin hatte nie eine so weite Landschaft gesehen. Der Himmel über der Ebene war höher als er je für möglich gehalten hätte. Er hatte den größten Teil seines Lebens entweder in den Bergen oder hinter Turm- oder Stadtmauern verbracht. Etwas in ihm öffnete sich wie zur Antwort auf den endlosen Horizont. Hin und wieder sah er in der Ferne einen Luftwagen oder Kyorebni , die sich von den Aufwinden tragen ließen. Das Gras senkte die schweren Köpfe im Wind und erfüllte die Luft mit schwerem, süßem Duft. Die Pferde rissen unterwegs immer wieder ein Maul voll ab.
Die Tage gingen dahin. Abends starrte Saravio ohne zu blinzeln in den Himmel und führte lange Gespräche mit Naotalba, deren Gestalt er zwischen den Sternen entdeckte.
Manchmal lag Eduin auf dem Rücken und beobachtete den komplizierten Tanz der Monde, die sich alle in ihrem eigenen Tempo bewegten, einander manchmal grüßten, aber nie berührten. Er empfand eine seltsame Verwandtschaft mit diesen Kugeln bunten Lichts. Sein eigenes Leben schien eine Reihe von Beinahebegegnungen zu sein: mit Varzil, mit Carolin, mit Dyannis. Und nun mit dieser armen, umnachteten Seele, die im Guten wie im Bösen zum Hüter seiner geistigen Gesundheit geworden war.
Die Ebene war weder vollkommen flach, noch fehlte es ihr an Orientierungspunkten. Der Fluss Valeron durchschnitt die Weite, und auf beiden Ufern gab es dichten Wald. Sie bemerkten ihn aus der Ferne als Linie aus dunklem Grün. Weiter im Westen begann das Marschland, in dem die Stadt Valeron und Burg Aillard lagen. Valentina Aillard, die mit Eduin vor so langer Zeit in Arilinn gedient hatte, stammte aus dieser Gegend. Eduin wusste nicht, was aus ihr geworden war, ob sie immer noch in einem Turm arbeitete, ob ihre Krankheit sie am Ende doch überwältigt hatte oder ob ihre Familie zu dem Schluss gekommen war, dass sie in einer arrangierten Ehe mehr nützen würde als in einem Turm.
Sie wandten sich am Fluss nach Süden und erreichten schließlich die ummauerte Stadt Kirella. Vor der Zitadelle selbst zog sich die breiter werdende Straße durch eine Reihe größerer Dörfer, die entstanden waren, um dem Personal aus der Zitadelle ein Heim zu geben und die Aillards mit allen
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